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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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vor 9.00 Uhr morgen früh (Samstag, 28. August) an DI Delaney weitergeleitet.
    Ich lese es wieder und wieder … und wieder. Es gibt keine Unterschrift, keinen Namen, keinen Hinweis, von wem der Brief stammt. Doch er muss von jemandem kommen, der im Kriminallabor arbeitet oder engsten Kontakt zu jemandem im Kriminallabor hat. Ich denke darüber nach … wühle in der breiigen Masse meiner Erinnerung nach jemandem, den ich kenne und auf den das zutreffen könnte, und die einzigen beiden Namen, die mir einfallen, sind Leon Mercer und Cliff Duffy …
    Könnte einer von ihnen mir die Nachricht geschickt haben?
    Spielt das eine Rolle?
    Ich lese wieder die Nachricht …
    Und wieder.
    Und egal wie betrunken ich bin, ich weiß, was ich da in der Hand halte. Eine anonyme Nachricht, die mir Namen und Adresse des Mannes nennt, der Stacy ermordet hat. Eines Mannes namens Anton Viner. Eines verurteilten Vergewaltigers. Ich habe seine Adresse … ich weiß, wo er steckt. Und ich weiß, dass er in rund zehn Stunden verhaftet und eingesperrt werden wird.
    Aber bis dahin …
    Bis dahin …
    Gehört er mir.
     
    Es war fast 22.30 Uhr, als die Tür des Verhörraums aufging und Mick Bishop eintrat. Er wurde von einem ausgezehrt wirkenden Mann in einem kackbraunen Anzug begleitet, den er nicht einmal vorstellte. Die beiden setzten sich mir gegenüber und der Mann in dem braunen Anzug packte zwei Kassettenbänder aus, legte sie in den Rekorder und stellte ihn an.
    »Gut«, sagte Bishop müde, die Stimme auf Automatik geschaltet. »Die Befragung wird auf Band aufgezeichnet. Ich bin DCI Michael Bishop vom Hey CID. Ebenfalls anwesend ist …«
    »DS Alan Coleman vom Hey CID.«
    »Und …« Bishop sah mich an. »Nennen Sie bitte Ihren vollen Namen.«
    »John Craine.«
    »Es ist der 8. Oktober 2010, 22.30 Uhr. Die Befragung findet auf dem Eastway-Polizeirevier in Hey statt …«
    Während er mit der üblichen Prozedur weitermachte, mich über meine Rechte informierte und mir dies und das erklärte, schlief ich fast ein. Es war zu heiß im Raum. Stickig. Die Luft wirkte verbraucht, als ob sie schon zu oft geatmet worden wäre. Ich wollte eine Zigarette. Ich wollte einen Drink. Ich wollte nach Hause, ins Bett, die Augen schließen und alles vergessen.
    »Mr Craine?«, fragte Bishop.
    »Ja?«
    »Verstehen Sie, was ich Ihnen gerade gesagt habe?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Gut. In Ordnung … dann lassen Sie uns loslegen.« Er sah mich an. »Heute Abend um 18.37 haben Sie die Polizei angerufen, um die Entdeckung einer Leiche auf einem Parkplatz an der Great Hey Road zu melden. Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Bitte erzählen Sie mir, was Sie dort gemacht haben.«
    »Ich bin Privatdetektiv. Ich wurde kürzlich beauftragt, das Verschwinden einer jungen Frau namens Anna Gerrish zu untersuchen. Nachdem ich einige Nachforschungen angestellt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass sie in den frühen Morgenstunden auf der London Road entführt wurde und ihr Entführer über die Great Hey Road in Richtung Hale Island davongefahren ist. Deshalb folgte ich dieser Strecke und hielt unterwegs die Augen nach Stellen offen, wo man möglicherweise eine Leiche entsorgen könnte, und der Parkplatz war einfach eine dieser Stellen.«
    Bishop starrte mich nur an. »Haben Sie auch anderswo geschaut?«
    »Nicht so richtig …«
    »Haben Sie anderswo geschaut?«, wiederholte er. »Ja oder nein?«
    »Ich hab an ein paar anderen Stellen gehalten, bin aber nicht aus dem Auto gestiegen.«
    »Das heißt«, sagte er, »nur damit ich das richtig verstehe – Sie sind die Great Hey Road abgefahren auf der Suche nach Ms Gerrishs Leiche und die erste Stelle, an der sie anhielten … oder richtiger gesagt, die erste Stelle, an der Sie anhielten und aus dem Auto stiegen , war der Parkplatz. Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Und woher wussten Sie so genau, wo Sie die Leiche finden würden?«
    »Ich wusste es nicht … ich hab mich einfach umgeschaut.«
    »Sie haben sich einfach umgeschaut?«
    »Ja.«
    »Und sie gefunden?«
    »Das ist richtig.«
    Einen Moment lang schwieg er und sah mich nur weiter an, dann sagte er: »Okay, lassen Sie mich etwas anderes fragen. Woher wussten Sie, dass Anna Gerrish tot war?«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Aber Sie haben trotzdem nach ihrer Leiche gesucht?«
    »Sie wurde vermisst«, antwortete ich. »Seit einem Monat hatte niemand von ihr gehört. Deshalb hielt ich die Chance für relativ groß, dass sie tot war.«
    »Aber sicher wussten

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