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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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waren, um ein bisschen Extrageld in die Kasse zu bringen. Ich hab auf dem Bau gearbeitet. Ich war Briefträger, ich hab in einem Callcenter gesessen … eine Weile hatte ich sogar einen Job im Krematorium.«
    »Sehr schick«, sagte Bridget und hob die Augenbrauen.
    »Na ja … es war mir egal, was ich tat. Solange ich bei Stacy sein konnte.«
    »Nur das zählte.«
    Ich lächelte. »Ja.«
    »Und wie ging’s weiter?«, fragte Bridget. »Ihr habt geheiratet …?«
    »Ja, und achtzehn Monate später stellten wir dann fest, dass Stacy schwanger war –«
    Ich unterbrach mich, weil es an der Tür klingelte. Als Walter oben zu bellen begann, sah ich Bridget an. »Erwartest du jemanden?«
    »Könnte Melanie sein«, antwortete sie. »Eine Freundin von mir. Sie meinte, sie würde vielleicht vorbeikommen.« Bridget sah mich an und ich spürte ihre Hand auf meinem Knie. »Ich kann ihr auch sagen, sie soll ein andermal kommen, wenn du willst.«
    »Nein«, antwortete ich. »Schon gut … ich muss sowieso wieder arbeiten.«
    »Sicher?«
    »Ja …«
    »Vielleicht können wir heute Abend weiterreden?«
    »Ja, das wär schön.«
    Es klingelte wieder.
    Bridget lächelte und stand auf. »Ich mach ihr mal besser auf. Dann bis später, ja?«
    Ich nickte und sah ihr hinterher, wie sie zurück ins Haus ging und Walter zurief, er solle still sein. Ich zündete eine Zigarette an, saß in dem Nebelschleier und versuchte herauszufinden, wie ich mich fühlte. Ich war leicht verwirrt darüber, dass es okay gewesen war, Bridget von Stacy zu erzählen, aber ich fühlte mich wirklich ganz okay, also war es wohl in Ordnung gewesen. Ich hatte schließlich nur mit ihr geredet. Es war ja kein Verrat oder so. Wir redeten bloß …
    »Ja, ich weiß, Stace«, murmelte ich. »Das sagen sie alle, nicht? Wir haben bloß geredet, verdammt …«
    Schon gut, kein Problem. Ich mag sie.
    »John?«, hörte ich Bridget sagen.
    Ich schaute hoch und sah, wie Bridget in der Tür zum Garten stand.
    »Da ist jemand, der dich sprechen will«, rief sie. »Er sagt, sein Name ist Bishop.«
     

18
    Als ich ins Haus kam, stand Bishop vor meiner Wohnungstür und versuchte Walter zu ignorieren, der am Fuß der Treppe saß und ihn leise anknurrte.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich schon ins Haus reingekommen bin, John«, sagte Bishop und warf einen Blick auf Bridget, die mir durch den Flur folgte. »Ist ein bisschen kalt da draußen.«
    Walter bellte ihn an.
    Bishop starrte zornig auf Bridget. »Ist das Ihrer?«
    »Tut mir leid«, sagte sie, nahm Walter am Halsband und führte ihn die Treppe hoch. »Komm schon, Walter, lass uns gehen.« Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und fragte stumm, ob alles in Ordnung sei.
    Ich nickte. Sie nickte zurück und ging weiter nach oben.
    Bishop sah ihnen hinterher, wartete, bis sie verschwunden waren, dann wandte er sich mit dem Anflug eines Grinsens wieder zu mir um. »Ich störe Sie doch nicht gerade bei irgendwas?«
    »Was wollen Sie?«, fragte ich.
    Das Grinsen verschwand. »Ich muss mit Ihnen reden, John. Und ich möchte es nicht auf dem Flur tun, wenn das für Sie okay ist.«
    Ich öffnete die Tür, ließ ihn herein und ohne ein Wort marschierte er einfach ins Wohnzimmer, baute sich am Fenster auf und spähte, die Hände in den Hosentaschen, hinaus auf die Straße. Ich folgte ihm ins Zimmer, setzte mich aufs Sofa und zündete mir eine Zigarette an. Eine Weile sagte er nichts, sondern stand bloß mit dem Rücken zu mir da, was wahrscheinlich einschüchternd, beleidigend oder geringschätzig wirken sollte … aber mir war egal, was es in mir auslöste. Ich rauchte nur meine Zigarette und wartete, dass er etwas sagte.
    Schließlich, nach einem lässigen Nackenstrecken und einem Fangen-wir-lieber-an-Seufzen, gab er nach und beendete sein Schweigen.
    »Und?«, fragte er, sich vom Fenster abwendend. »Wer ist das Mädchen?«
    »Bridget Moran«, antwortete ich. »Sie ist meine Mieterin.«
    »Dann gehört das Haus also Ihnen?«
    Ich nickte.
    Er sah mich einen Moment an und wiegte wissend den Kopf, dann zog er die Krawatte zurecht und marschierte zu einem klapprigen Regal, das sich über die volle Breite einer Mauernische neben der Doppeltür erstreckt. Das Regal steht mit allem möglichen Kleinkram voll: Glasbechern, einem bemalten Holzlöffel, einem gerahmten Foto von Stacy, einer Mundharmonika, einem Krebs zum Aufziehen, einem ausgestopften Vogel, einem Kerzenständer … Bishop nahm den aufziehbaren Krebs

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