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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Es­te­ban. Mit zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Au­gen such­te er das Meer nach An­zei­chen für einen er­neu­ten Sturm ab und dach­te an Fran­ces. Er stell­te sich vor, mit ihr in San An­to­nio zu le­ben, und sei es nur um der Ge­nug­tu­ung wil­len, dem Ver­le­ger Rut­land schrei­ben zu kön­nen, er sol­le sich zum Teu­fel sche­ren. Ge­or­ge Dyer wür­de kein ein­zi­ges Buch mehr schrei­ben, son­dern ein Fau­len­zer, ein Nichts­nutz wer­den, der sich von ei­ner rei­chen Ame­ri­ka­ne­rin aus­hal­ten ließ.
    In San Es­te­ban war die Mit­tags­ru­he vor­bei, die Fens­ter­lä­den wa­ren weit ge­öff­net, und vor dem Ca­fe sa­ßen fried­lich ein paar Gäs­te. Als Ge­or­ge laut hu­pend vor­bei­fuhr, wink­ten sie und rie­fen "Hom­bre!“, denn hier kann­te ihn je­der, er war der ver­rück­te Eng­län­der, der in sei­nem klei­nen Au­to mit den gel­ben Rä­dern auf der In­sel her­um­düs­te, ei­ne Seg­ler­müt­ze auf dem Kopf, und manch­mal ein Buch schrieb.
    Wäh­rend er im Leer­lauf die letz­ten Me­ter der Stra­ße hin­ab­fuhr, die nach Ca­la Fu­er­te führ­te, kämpf­te er kurz mit sich, ob er noch schnell auf einen Drink in Ro­dol­fos Bar vor­bei­schau­en soll­te. Schließ­lich ent­schied er sich zu sei­ner ei­ge­nen Über­ra­schung da­ge­gen. Zwei­fel­los wür­de er dort Freun­de tref­fen, län­ger blei­ben als be­ab­sich­tigt und mehr trin­ken, als gut für ihn war. Er trau­te dem Wet­ter nicht, au­ßer­dem muß­te er Pearl füt­tern. Da­her drück­te er nur auf die Hu­pe und wink­te freund­lich in Rich­tung der Ter­ras­se des Ho­tels Ca­la Fu­er­te. Ro­dol­fo war nir­gends zu se­hen, aber ein oder zwei er­staun­te Ze­cher wink­ten zu­rück. Ge­or­ge hat­te das an­ge­neh­me Ge­fühl heim­zu­kom­men und be­gann zu pfei­fen.
     
    Pfei­fend be­trat er das Haus. Se­li­na, die im­mer noch oben auf der Lei­ter saß, hat­te ge­hört, wie das Au­to über den Hü­gel kam, den Ab­hang hin­un­ter­fuhr und mit ei­nem lau­ten Quiet­schen der al­ten Brem­sen vor der Ca­sa Bar­co hielt. Sie rühr­te sich nicht; die große wei­ße Kat­ze schlief in ih­rem Schoß. Als der Mo­tor ab­ge­stellt wur­de, hör­te sie das Pfei­fen. Ei­ne Tür wur­de ge­öff­net und wie­der zu­ge­schla­gen. Das Pfei­fen wur­de lau­ter. Dann öff­ne­te sich die Tür der Ca­sa Bar­co, und ein Mann kam her­ein.
    In der einen Hand trug er einen Korb, in der an­de­ren ei­ne Kis­te und zwi­schen den Zäh­nen ei­ne zu­sam­men­ge­roll­te Zei­tung. Er schloß mit ei­nem Schwung der Hüf­te die Tür, stell­te den Korb ab, nahm die Zei­tung aus dem Mund, warf sie in den Korb und trug die Kis­te zum Schreib­tisch, wo er sie vor­sich­tig ne­ben die Schreib­ma­schi­ne stell­te.
    Se­li­na konn­te sein Ge­sicht nicht er­ken­nen, weil es von dem Schirm sei­ner arg mit­ge­nom­me­nen See­manns­müt­ze ver­deckt war. Er öff­ne­te die Kis­te und in­spi­zier­te den In­halt. Of­fen­sicht­lich zu­frie­den mit dem Er­geb­nis, griff er nach dem Fern­glas und ver­schwand auf die Ter­ras­se.
    Se­li­na blieb, wo sie war, doch die Kat­ze wach­te auf. Sie strei­chel­te sie, zum Teil, weil sie ner­vös war, zum Teil, weil sie nicht woll­te, daß das Tier sich be­weg­te. Nach ein paar Mi­nu­ten kam der Mann zu­rück, leg­te das Fern­glas hin, nahm sei­ne Müt­ze ab und warf sie auf den Tisch. Er hat­te dunkles, sehr vol­les Haar mit den ers­ten Spu­ren von Grau dar­in. Sein Hemd war von dem­sel­ben Blau wie das der Bau­ern, die Ho­sen aus ver­wa­sche­nem Kha­ki­stoff, und an den Fü­ßen trug er stau­bi­ge Es­pa­dril­les. Im­mer noch pfei­fend, hol­te er den Korb und ging da­mit in die Koch­ni­sche, wo er zum zwei­ten­mal aus Se­li­nas Blick­feld ver­schwand. Sie hör­te, wie er die Eis­schrank­tür öff­ne­te und schloß, dann wur­de ei­ne Fla­sche auf­ge­macht, ein Glas ge­füllt.
    Als er wie­der auf­tauch­te, hat­te er ein Glas in der Hand, das of­fen­bar Mi­ne­ral­was­ser ent­hielt. Er trat auf die Ter­ras­se und rief: „Pearl!“ Die Kat­ze be­gann sich zu stre­cken. „Pearl! Pe­ar­ly!“ Er mach­te ver­füh­re­ri­sche Kuß­ge­räusche. Die Kat­ze mi­au­te. Er kam ins Haus zu­rück. „Pearl?“
    Se­li­na fuhr sich mit der Zun­ge

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