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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Rod­ney.“
    „Wer ist Rod­ney?“
    Se­li­na blick­te zu Bo­den. „Er ist mein... An­walt.“
    „Weiß ir­gend je­mand, daß Sie hier sind?“
    „Agnes weiß es.“
    „Und der An­walt?“
    „Er ist auf Ge­schäfts­rei­se.“
    „Dann gibt es al­so nie­man­den, der sich um Sie Sor­gen macht? Der sich fragt, wo Sie sind?“
    „Nein.“
    „Na so was.“
    Die Sup­pe be­gann zu ko­chen. Ge­or­ge Dyer ging zur Kü­che zu­rück, um einen Tel­ler und einen Löf­fel zu ho­len.
    „Ihr Haus ge­fällt mir“, sag­te Se­li­na.
    „Tat­säch­lich?“
    „Ja. Es hat ei­ne an­ge­neh­me Aus­strah­lung, als wä­re es ganz zu­fäl­lig ent­stan­den. Als hät­te nie­mand es ge­plant.“
    Sie dach­te an die Woh­nung in Lon­don, wo sie und Rod­ney nach ih­rer Hoch­zeit le­ben wür­den. An die Zeit und die Über­le­gun­gen, die in die Tep­pi­che, die Vor­hän­ge, das rich­ti­ge Licht und die Kis­sen in­ves­tiert wor­den wa­ren, in die Pa­pier­kör­be, die Kü­che, die Töp­fe und Pfan­nen. „Ich glau­be, so soll­te ein Haus auch sein. Es soll­te sich lang­sam ent­fal­ten. Wie die Men­schen, die in ihm woh­nen.“
    Ge­or­ge Dyer goß sich einen Whis­ky ein und er­wi­der­te nichts.
    „Ein paar Din­ge müs­sen na­tür­lich da­sein“, fuhr sie fort, „ein Dach über dem Kopf und ein Ka­min und... Ich neh­me an, ein Ort, wo man schla­fen kann.“ Er kam mit ei­nem Tel­ler voll Sup­pe in der einen und sei­nem Glas Whis­ky in der an­de­ren Hand aus der Kü­che zu­rück. Se­li­na nahm ihm den Tel­ler ab.
    „Wie ha­ben Sie das Bett auf die Ga­le­rie hoch­be­kom­men?“ frag­te sie.
    „In Ein­zel­tei­len. Wir ha­ben es dort oben zu­sam­men­ge­baut.“
    „Es ist sehr groß.“
    „In Spa­ni­en wird es ca­ma ma­tri­mo­ni­al ge­nannt. Ehe­bett.“
    Sie wur­de ver­le­gen. „Ich konn­te mir nicht vor­stel­len, wie Sie es da hoch­be­kom­men ha­ben. Ich... Ich hät­te nicht nach­schau­en dür­fen, ent­schul­di­gen Sie, aber ich woll­te al­les se­hen, be­vor Sie hier sind.“
    „Was wer­den Sie jetzt tun?“ frag­te er.
    Se­li­na blick­te auf ih­re Sup­pe hin­un­ter und rühr­te sie um. Es war ei­ne Ge­mü­se­sup­pe mit Buch­sta­ben­nu­deln dar­in. „Ich neh­me an, ich flie­ge bes­ser nach Hau­se“, ant­wor­te­te sie.
    „Oh­ne Ticket und oh­ne Geld?“
    „Wenn ich mir et­was lei­hen könn­te, wür­de To­ni mich mit dem Ta­xi nach San An­to­nio zu­rück­fah­ren. Und dann könn­te ich den nächs­ten Flug nach Lon­don zu­rück neh­men.“
    „Ich ha­be Ih­nen. wirk­lich die Wahr­heit ge­sagt, als ich mein­te, ich hät­te die sechs­hun­dert Pe­se­ten nicht. Ei­ner der Grün­de, warum ich ges­tern nach San An­to­nio ge­fah­ren bin, war, et­was Bar­geld zu ho­len, es hat je­doch ir­gend­ei­ne Ver­zö­ge­rung bei der Bank in Bar­ce­lo­na ge­ge­ben, und im Au­gen­blick bin ich oh­ne Bar­schaft.“
    „Aber was ma­che ich mit dem Ta­xi­fah­rer? Ich muß ihn be­zah­len.“
    „Viel­leicht hilft uns Ro­dol­fo vom Ca­la Fu­er­te-Ho­tel .“
    „Ist das nicht ein biß­chen viel ver­langt?“
    „Er ist dar­an ge­wöhnt.“
    „Es sind ja nicht nur die sechs­hun­dert Pe­se­ten für das Ta­xi. Ich muß mir ja auch noch ein neu­es Ticket kau­fen.“
    „Ja, ich weiß.“
    Die Sup­pe war im­mer noch zu heiß. Se­li­na rühr­te sie wei­ter um: „Sie müs­sen mich für den al­ler­größ­ten Trot­tel hal­ten.“ Da er das nicht ab­stritt, fuhr sie fort: „Na­tür­lich hät­te ich schrei­ben müs­sen oder so, aber ich konn­te den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen, auf ei­ne Ant­wort zu war­ten.“ Er gab im­mer noch kei­nen Kom­men­tar ab, und sie hat­te das Ge­fühl, sie müß­te sich recht­fer­ti­gen. „Sie den­ken wahr­schein­lich, daß man sich dar­an ge­wöh­nen müß­te, kei­nen Va­ter zu ha­ben, be­son­ders dann, wenn man ihn nicht ein­mal ge­kannt hat. Aber ich ha­be mich nie dar­an ge­wöhnt. Ich ha­be frü­her un­ent­wegt dar­an ge­dacht. Rod­ney sag­te, ich wä­re ge­ra­de­zu be­ses­sen da­von.“
    „Man kann von schlim­me­ren Din­gen be­ses­sen sein.“
    „Ich ha­be Agnes das Fo­to auf Ih­rem Buch ge­zeigt, und sie war voll­kom­men sprach­los, weil Sie ge­nau­so aus­se­hen wie mein Va­ter. Des­halb bin ich

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