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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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paar Ein­wür­fe wie „O bit­te, las­sen Sie mich al­les er­klä­ren“ oder „Könn­ten Sie nicht eng­lisch spre­chen, da­mit ich Sie ver­ste­he?“, doch kei­ner der bei­den schenk­te ihr auch nur die ge­rings­te Auf­merk­sam­keit.
    Schließ­lich wur­de der Streit durch die An­kunft ei­nes di­cken Deut­schen un­ter­bro­chen, der ein Bier ha­ben woll­te. Wäh­rend Ro­dol­fo hin­ter die Bar ging, um ihn zu be­die­nen, nahm Se­li­na die Ge­le­gen­heit wahr und zog Ge­or­ge am Är­mel. „Was ist los? Sa­gen Sie mir, was los ist!“
    „Ro­dol­fo ist wü­tend, weil Sie sag­ten, Sie wür­den in der Ca­sa Bar­co war­ten, und zwar zu­sam­men mit dem Ta­xi­fah­rer. Er mag kei­ne Ta­xi­fah­rer, die in sei­ner Bar her­um­sit­zen und sich mit Bier voll­schüt­ten, und die­sen scheint er ganz be­son­ders we­nig zu schät­zen.“
    „Oh.“
    „Ja, oh.“
    „Ist das al­les?“
    „Nein, na­tür­lich nicht. Um den Mann los­zu­wer­den, hat Ro­dol­fo ihn schließ­lich be­zahlt. Und jetzt sagt er, ich schul­de ihm sechs­hun­dert Pe­se­ten, und kriegt kal­te Fü­ße, weil er glaubt, ich wä­re nicht in der La­ge, sie ihm zu­rück­zu­zah­len.“
    „Aber ich zah­le sie ihm zu­rück, ich ver­spre­che es.“
    „Das ist nicht der Punkt. Er will sie jetzt.“
    Der di­cke Deut­sche, der die ge­spann­te At­mo­sphä­re spür­te, trug sein Bier nach drau­ßen. Kaum war er weg, fin­gen Ge­or­ge und Ro­dol­fo wie­der an, doch Se­li­na stell­te sich zwi­schen sie.
    „Bit­te, Mr..., ich mei­ne, Ro­dol­fo. Es ist al­les mei­ne Schuld. Ich wer­de da­für sor­gen, daß Sie Ihr Geld zu­rück be­kom­men. Aber ver­ste­hen Sie, mir ist mein gan­zes Geld ge­stoh­len wor­den...“
    Das hat­te Ro­dol­fo schon ge­hört. „Sie sag­ten, Sie wür­den in der Ca­sa Bar­co war­ten. Mit dem Ta­xi­fah­rer.“
    „Ich wuß­te ja nicht, daß er so lan­ge hier­blei­ben wür­de.“
    „Und du“, wand­te sich Ro­dol­fo wie­der an Ge­or­ge. „Wo warst du über­haupt? Ein­fach nach San An­to­nio zu fah­ren und nicht zu­rück­zu­kom­men, und nie­mand weiß, wo du bist...“
    „Was zum Teu­fel geht dich das an? Wo­hin ich fah­re und was ich tue, ist ganz al­lein mei­ne Sa­che.“
    „Es geht mich schon et­was an, wenn ich dei­ne Rech­nun­gen be­zah­len muß.“
    „Nie­mand hat von dir ver­langt, daß du zahlst. Au­ßer­dem war es nicht mei­ne Rech­nung. Und du hast al­les ver­mas­selt, denn jetzt kommt die Seño­ri­ta nicht nach San An­to­nio zu­rück.“
    „Dann fahr sie doch sel­ber!“
    „Den Teu­fel werd ich tun!“ schrie Ge­or­ge, stürm­te aus der Bar, lief die Trep­pe hin­un­ter und stieg in sein Au­to.
    „Und was ist mit mir?“ rief Se­li­na ihm nach.
    „Nun, kom­men Sie mit, oder wol­len Sie hier­blei­ben?“ frag­te er und sah sie an.
    „Ich möch­te nicht hier­blei­ben.“
    „Dann kom­men Sie.“
    Es gab kei­ne Al­ter­na­ti­ve. Das hal­be Dorf und sämt­li­che Gäs­te Ro­dol­fos schie­nen die Sze­ne zu ge­nie­ßen. Ge­or­ge öff­ne­te die Bei­fah­rer­tür, und Se­li­na stieg ein.
    Ge­nau in die­sem Au­gen­blick, wie auf Be­fehl ir­gend­ei­nes himm­li­schen Re­gis­seurs, brach das Un­wet­ter los.
    Ein Blitz zer­riß den Him­mel, es don­ner­te, und ein plötz­li­cher Wind ließ die Pi­ni­en er­zit­tern. Die Tisch­de­cken auf der Ter­ras­se des Ho­tels weh­ten wie schlecht ge­setz­te Se­gel, ein Hut flog von dem Stän­der vor Ma­ri­as La­den und roll­te wie ein ro­sa­far­be­nes Rad die Haupt­stra­ße ent­lang. Staub wir­bel­te auf, und nach dem Wind kam der Re­gen in so großen, schwe­ren Trop­fen, daß die Rinn­stei­ne in Se­kun­den über­flu­tet wa­ren.
    Al­les rann­te nach drin­nen, Ro­dol­fos Gäs­te, die plau­dern­den Frau­en, die spie­len­den Kin­der, die bei­den Stra­ßen­ar­bei­ter. Es herrsch­te ei­ne Ka­ta­stro­phen­stim­mung, als wä­re ei­ne Luft­schutz­si­re­ne los­ge­gan­gen. In­ner­halb kür­zes­ter Zeit war der Platz wie leer­ge­fegt, bis auf Se­li­na und Ge­or­ge und Ge­or­ges klei­nes Au­to.
    Se­li­na woll­te aus­stei­gen, doch Ge­or­ge hat­te den Mo­tor be­reits an­ge­las­sen und hielt sie zu­rück.
    „Kön­nen wir uns nicht un­ter­stel­len?“ frag­te sie.
    „Wo­zu?

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