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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ge­gan­gen, um ihn zu fra­gen, wie ich Sie fin­den kann.“
    „Wer sind Sie?“
    „Mein Na­me ist Se­li­na Bru­ce.“
    „Ich bin Ge­or­ge Dyer, doch ich ver­mu­te, das wis­sen Sie be­reits.“
    „Ja, ich weiß...“
    Wie­der schwie­gen sie. Ge­or­ge be­gann ge­gen sei­nen Wil­len neu­gie­rig zu wer­den. „Sie sind nicht zu­fäl­lig ein Fan von mir? Viel­leicht die Prä­si­den­tin des Ge­or­ge-Dyer-Fan­clubs?“ Se­li­na schüt­tel­te den Kopf. „Dann woh­nen Sie im Ca­la Fu­er­te-Ho­tel und ha­ben mein Buch ge­le­sen?“ Wie­der schüt­tel­te sie den Kopf. „Dies ist wie ein Ra­te­quiz, nicht? Sind Sie be­rühmt? Ei­ne Schau­spie­le­rin? Sin­gen Sie?“
    „Nein, aber ich muß­te Sie se­hen, weil...“ Ihr Mut ver­ließ sie. „Weil“, be­en­de­te sie den Satz, „ich Sie bit­ten muß, mir sechs­hun­dert Pe­se­ten zu lei­hen.“
    Ge­or­ge Dyer merk­te, wie sei­ne Kinn­la­de vor Über­ra­schung her­un­ter­klapp­te. Rasch stell­te er sein Glas ab, be­vor er es fal­len ließ. „Was ha­ben Sie ge­sagt?“
    „Kön­nen Sie“, er­wi­der­te Se­li­na lang­sam und deut­lich, als sprä­che sie mit ei­nem Schwer­hö­ri­gen, „mir sechs­hun­dert Pe­se­ten lei­hen?“
    „Sechs­hun­dert!“ Er lach­te, al­ler­dings oh­ne je­de Spur von Hu­mor. „Das soll wohl ein Witz sein!“
    „Ich wünsch­te, das wä­re es.“
    „Sechs­hun­dert Pe­se­ten! Ich ha­be nicht mal zwan­zig!“
    „Aber ich brau­che sechs­hun­dert, um den Ta­xi­fah­rer zu be­zah­len.“
    Ge­or­ge sah sich im Zim­mer um. „Was für ei­ne Rol­le spielt der Ta­xi­fah­rer in die­ser Ge­schich­te?“
    „Ich muß­te mir vom Flug­ha­fen nach Ca­la Fu­er­te ein Ta­xi neh­men. Ich hab dem Fah­rer ge­sagt, Sie wür­den ihn be­zah­len, weil ich kein Geld hat­te. Man hat mir am Flug­ha­fen die Brief­ta­sche ge­stoh­len, wäh­rend ich dar­auf war­te­te, ob mein Ge­päck sich auf­fin­den wür­de... Hier, se­hen Sie...“ Sie hol­te ih­re Hand­ta­sche, um ihm die zwei ab­ge­schnit­te­nen Rie­men zu zei­gen. „Die Gu­ar­dia Ci­vil sag­te, es müs­se ein sehr er­fah­re­ner Dieb ge­we­sen sein, da ich nicht das ge­rings­te ge­merkt ha­be, und mir ist nur die Brief­ta­sche ge­stoh­len wor­den.“
    „Nur die Brief­ta­sche. Und was war in die­ser Brief­ta­sche?“
    „Mei­ne Rei­se­schecks, et­was eng­li­sches Geld und ei­ni­ge Pe­se­ten. Ach ja“, füg­te sie hin­zu, „und mein Rück­flug­ticket.“
    „Ich ver­ste­he“, sag­te Ge­or­ge.
    „Und jetzt war­tet der Ta­xi­fah­rer im Ca­la Fu­er­te-Ho­tel. Auf Sie. Da­mit Sie ihn be­zah­len.“
    „Sie mei­nen, Sie ha­ben vom Flug­ha­fen nach Ca­la Fu­er­te ein Ta­xi ge­nom­men, um mich zu fin­den, da­mit ich das Ta­xi be­zah­le. Das ist ver­rückt...“
    „Aber ich ha­be es Ih­nen doch schon er­klärt... Se­hen Sie, mein Ge­päck kam nicht an...“
    „Wol­len Sie da­mit sa­gen, Sie ha­ben auch noch Ihr Ge­päck ver­lo­ren?“
    „Ich ha­be mein Ge­päck nicht ver­lo­ren. Sie ha­ben es ver­lo­ren. Die Flug­ge­sell­schaft.“
    „Sie sind ja ein rich­ti­ger Jetset­ter. Früh­stück in Lon­don, Mit­ta­ges­sen in Spa­ni­en, Ge­päck in Bom­bay.“
    „In Bar­ce­lo­na war es noch da, aber sie ver­mu­ten, daß es von dort aus nach Ma­drid ge­schickt wur­de.“
    „Al­so“, sag­te Ge­or­ge wie ein rou­ti­nier­ter Quiz­mas­ter, der noch ein­mal zu­sam­men­faßt, „Ihr Ge­päck ist in Ma­drid, und Ih­re Brief­ta­sche wur­de ge­stoh­len, und Sie wol­len von mir sechs­hun­dert Pe­se­ten, um das Ta­xi zu be­zah­len.“
    „Ja“, er­wi­der­te Se­li­na, froh, daß er die Si­tua­ti­on end­lich er­faßt hat­te.
    „Und wie, sag­ten Sie, war Ihr Na­me?“
    „Se­li­na Bru­ce.“
    „Nun, Miss Bru­ce, so­sehr es mich auch freut, Ih­re Be­kannt­schaft ge­macht zu ha­ben, und so un­tröst­lich ich na­tür­lich über die Pech­sträh­ne bin, in die Sie ge­ra­ten sind, be­grei­fe ich im­mer noch nicht, was das al­les mit mir zu tun hat.“
    „Ich den­ke, daß Sie sehr viel da­mit zu tun ha­ben“, sag­te Se­li­na.
    „Ach, wirk­lich?“
    „Ja. Se­hen Sie... Ich glau­be, ich bin Ih­re Toch­ter.“
    „Sie glau­ben...“
    Sei­ne ers­te Re­ak­ti­on war, sie für ver­rückt

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