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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Pro­ble­me der Zeit auf­griff. Oder viel­leicht ein Rei­se­füh­rer, mit Au­gen­zeu­gen­be­rich­ten von den exo­ti­schen Sit­ten und Ge­bräu­chen ir­gend­ei­nes zen­tral­afri­ka­ni­schen Stam­mes.
    Es war Rod­neys gan­zer Ehr­geiz, Se­li­nas Geist zu schu­len, und es be­trüb­te ihn zu­tiefst, daß sie ei­ne so deut­li­che Vor­lie­be für Zeit­schrif­ten, Ta­schen­bü­cher und Kri­mi­nal­ro­ma­ne hat­te.
    Mit an­de­ren Ge­bie­ten der Kul­tur stand es ge­nau­so. Se­li­na lieb­te das Thea­ter, konn­te aber ei­ner vier­stün­di­gen Ge­dulds­pro­be über zwei Men­schen, die in Müll­ton­nen leb­ten, nichts ab­ge­win­nen. Auch war sie ei­ne be­geis­ter­te An­hän­ge­rin des Bal­letts, zog es al­ler­dings vor, wenn die Tän­ze­rin­nen Tu­tus tru­gen. Sie moch­te Wal­zer lie­ber als Tschai­kow­sky, und So­lo-Vio­lin­kon­zer­te hin­ter­lie­ßen bei ihr aus­nahms­los ein Ge­fühl in den Zäh­nen, als hät­te sie kürz­lich auf einen Pflau­men­kern ge­bis­sen.
    „Ja“, sag­te Rod­ney, „ich ha­be es selbst ge­le­sen, und ich war der­ma­ßen be­ein­druckt, daß ich dir ei­ne ei­ge­ne Aus­ga­be da­von ge­kauft ha­be.“
    „Wie lieb von dir.“ Sie be­trach­te­te das Pa­ket prü­fend. „Wo­von han­delt es?“
    „Von ei­ner In­sel im Mit­tel­meer.“
    „Das klingt nett.“
    „Es ist so ei­ne Art Bio­gra­phie, glau­be ich. Der Typ zog vor sechs oder sie­ben Jah­ren dort­hin. Bau­te sich ein Haus um und freun­de­te sich sehr mit den Ein­hei­mi­schen an. Sei­ne Schil­de­run­gen der spa­ni­schen Le­bens­wei­se er­schie­nen mir äu­ßerst wohl­über­legt, äu­ßerst ver­nünf­tig. Es wird dir ge­fal­len, Se­li­na.“
    „Ja, da bin ich si­cher“, er­wi­der­te sie und leg­te das Päck­chen ne­ben sich auf das So­fa. „Vie­len Dank, Rod­ney.“
    Nach dem Es­sen ver­ab­schie­de­ten sie sich auf dem Geh­steig. Sie stan­den sich ge­gen­über, wo­bei Rod­neys Bow­ler so weit vorn saß, daß er ihm fast bis auf die Na­se reich­te, wäh­rend Se­li­na das Haar ins Ge­sicht weh­te.
    „Was wirst du heu­te nach­mit­tag an­fan­gen?“ frag­te er.
    „Oh, ich weiß nicht.“
    „Warum machst du nicht einen Bum­mel zu 'Wool­lands' und ver­suchst, ei­ne Ent­schei­dung be­züg­lich der Vor­hän­ge zu tref­fen? Wenn du ei­ni­ge Mus­ter be­kommst, könn­ten wir sie mor­gen nach­mit­tag mit in die Woh­nung neh­men.“
    „Ja.“ Der Vor­schlag klang ver­nünf­tig. „Das ist ei­ne gu­te Idee.“
    Er lä­chel­te sie auf­mun­ternd an. Se­li­na lä­chel­te zu­rück.
    „Nun, dann auf Wie­der­se­hen“, sag­te er. Er küß­te sie nie auf der Stra­ße.
    „Auf Wie­der­se­hen, Rod­ney. Vie­len Dank für das Mit­ta­ges­sen. Und das Ge­schenk“, füg­te sie noch schnell hin­zu.
    Er mach­te ei­ne klei­ne, non­cha­lan­te Ges­te mit der Hand, wand­te sich ab und ging da­von, wo­bei er sei­nen Re­gen­schirm als Spa­zier­stock be­nutz­te und sich ge­schickt sei­nen Weg durch die Men­schen­men­ge bahn­te.
    Se­li­na er­war­te­te halb, daß er sich um­dre­hen und ihr ein letz­tes Mal zu­win­ken wür­de, doch das tat er nicht.
    Sie seufz­te. Es war in­zwi­schen noch wär­mer ge­wor­den. Der Him­mel war wol­ken­los, und sie konn­te den Ge­dan­ken, in ei­nem sti­cki­gen La­den zu sit­zen und Mus­ter für Wohn­zim­mer­gar­di­nen aus­zu­su­chen, nicht er­tra­gen. Ziel­los wan­der­te sie in Rich­tung Pic­ca­dil­ly, über­quer­te un­ter Le­bens­ge­fahr die Stra­ße und be­trat den Park.
    Die Bäu­me zeig­ten sich von ih­rer schöns­ten Sei­te; das Gras hat­te sein win­ter­li­ches Schmut­zig­braun ver­lo­ren und war frisch und grün. Als Se­li­na dar­über­ging, duf­te­te es wie ei­ne Som­mer­wie­se. Tep­pi­che vol­ler gel­ber und vio­let­ter Kro­kus­se brei­te­ten sich vor ihr aus, und un­ter den Bäu­men stan­den paar­wei­se Stüh­le.
    Se­li­na setz­te sich in einen da­von, lehn­te sich mit aus­ge­streck­ten Bei­nen zu­rück und hielt ihr Ge­sicht in die Son­ne. Schon bald be­gann ih­re Haut vor Wär­me zu pri­ckeln. Sie setz­te sich auf, zog ih­re Ko­stümja­cke aus und schob die Är­mel ih­res Pull­overs hoch. Schließ­lich konn­te sie ge­nau­so­gut mor­gen

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