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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Schreib­tisch ge­fun­den.“
    „Und wo­mit ha­ben Sie be­zahlt?“
    „Ich muß­te es lei­der auf Ih­ren Na­men an­schrei­ben las­sen.
    Für mich ha­be ich ein Paar Es­pa­dril­les ge­kauft, für acht Pe­se­ten. Ich hof­fe, Sie ha­ben nichts da­ge­gen.“
    „Ganz und gar nicht.“
    Sie be­trach­te­te die Kas­se­rol­le kri­tisch. „Fin­den Sie, daß es gut aus­sieht?“
    „Es sieht phan­tas­tisch aus.“
    „Ich woll­te das Fleisch ei­gent­lich bra­ten, aber ich konn­te kein Fett fin­den au­ßer Oli­ven­öl, und das funk­tio­niert nicht, glau­be ich.“
    Sie nahm ein Hand­tuch, leg­te den De­ckel wie­der auf die Kas­se­rol­le und stell­te den duf­ten­den Topf in den Herd zu­rück. Dann schloß sie die Back­ofen­tür und stand auf. Sie sa­hen sich über den Tre­sen hin­weg an.
    „Hat­ten Sie einen gu­ten Tag?“ frag­te Se­li­na.
    Im Bann der hä­us­li­chen Ge­müt­lich­keit hat­te Ge­or­ge al­les an­de­re ver­ges­sen. „Was... oh, ja. Ja, al­les in Ord­nung.“
    „Ha­ben Sie das Te­le­gramm ab­ge­schickt?“
    „Ja. Ja, das hab ich.“ Sie hat­te Som­mer­spros­sen auf der Na­se, und in ih­rem glat­ten Haar glänz­ten ei­ni­ge blon­de Sträh­nen, die vor­her noch nicht da­ge­we­sen wa­ren.
    „Was ha­ben sie ge­sagt, wie lan­ge es dau­ern wird?“ frag­te sie.
    „Ge­nau wie wir dach­ten, drei oder vier Ta­ge.“ Er ver­schränk­te die Ar­me und beug­te sich et­was vor. „Und wie ha­ben Sie Ih­ren Tag ver­bracht?“
    „Oh...“ Sie wirk­te plötz­lich ner­vös und be­gann wie ei­ne flei­ßi­ge Bar­frau den Tre­sen ab­zu­wi­schen. „Al­so, ich ha­be mich mit Jua­ni­ta an­ge­freun­det, ich ha­be mir die Haa­re ge­wa­schen, und ich ha­be mich auf der Ter­ras­se ge­sonnt...“
    „Sie ha­ben Som­mer­spros­sen.“
    „Ja, ich weiß. Ist es nicht schreck­lich? Und dann bin ich ins Dorf ge­gan­gen, um ein­zu­kau­fen, und das hat ei­ne Ewig­keit ge­dau­ert, weil al­le mit mir re­den woll­ten und ich na­tür­lich kein ein­zi­ges Wort ver­stan­den ha­be. Und dann bin ich zu­rück­ge­kom­men und ha­be Ge­mü­se ge­putzt...“
    „Und das Feu­er an­ge­macht“, un­ter­brach Ge­or­ge ih­ren Re­de­fluß. „Und ein paar Blu­men ge­pflückt...“
    „Das ha­ben Sie ge­merkt! Sie wer­den mor­gen ver­welkt sein, es sind eben wild­wach­sen­de Blu­men. Ich hab sie auf dem Weg aus dem Dorf ge­pflückt.“ Er sag­te da­zu nichts, und so re­de­te sie schnell wei­ter, als fürch­te sie, es kön­ne ei­ne Pau­se in ih­rem Ge­spräch ge­ben. „Ha­ben Sie heu­te schon et­was ge­ges­sen?“
    „Nein, ich hab das Mit­ta­ges­sen aus­fal­len las­sen. Um vier ha­be ich ein Bier ge­trun­ken, das ist al­les.“
    „Sind Sie hung­rig?“
    „Ich st­er­be vor Hun­ger.“
    „Ich muß nur noch den Sa­lat ma­chen. Er wird in zehn Mi­nu­ten fer­tig sein.“
    „Wol­len Sie da­mit an­deu­ten, ich hät­te Zeit ge­nug, mir ein Din­ner­jackett an­zu­zie­hen und ei­ne Flie­ge um­zu­bin­den?“
    „Nein, so et­was wür­de ich nie wa­gen.“
    Er grins­te und streck­te sich. „Ich ma­che Ih­nen einen Vor­schlag. Ich ge­he und wa­sche mir den Staub aus den Oh­ren, und Sie ma­chen mir in­zwi­schen einen Drink.“
    „Was für einen Drink?“ frag­te sie zwei­felnd.
    „Einen Scotch mit So­da und Eis.“
    „Ich ha­be kei­ne Ah­nung, wie­viel Whis­ky ich ein­gie­ßen muß.“
    „Zwei Fin­ger hoch.“ Er zeig­te es ihr. „Oder bei Ih­ren Fin­gern viel­leicht lie­ber drei. Ka­piert?“
    „Ich kann es ver­su­chen.“
    „Bra­ves Mäd­chen. Tun Sie das.“
    Er hol­te sich ein sau­be­res Hemd, dusch­te eis­kalt, zog sich um und kämm­te sich, als ihm der Spie­gel deut­lich mach­te, daß er drin­gend ei­ne Ra­sur brauch­te.
    Ge­or­ge schnitt sei­nem Spie­gel­bild ei­ne Gri­mas­se und sag­te sich, er brau­che den Drink un­gleich drin­gen­der.
    Sein Spie­gel­bild ant­wor­te­te ihm stumm und schein­hei­lig: Wenn sie schon den Tisch deckt und sich die Mü­he macht, Blu­men zu pflücken, wirst du dich wohl we­nigs­tens ra­sie­ren kön­nen.
    Ich ha­be sie nicht dar­um ge­be­ten, die­se Blu­men zu pflücken.
    Du hast sie auch nicht ge­be­ten, et­was zu ko­chen, und trotz­dem wirst du mit­es­sen.
    „Ach, halt den Mund!“

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