Schlafender Tiger. Großdruck.
Schreibtisch gefunden.“
„Und womit haben Sie bezahlt?“
„Ich mußte es leider auf Ihren Namen anschreiben lassen.
Für mich habe ich ein Paar Espadrilles gekauft, für acht Peseten. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
„Ganz und gar nicht.“
Sie betrachtete die Kasserolle kritisch. „Finden Sie, daß es gut aussieht?“
„Es sieht phantastisch aus.“
„Ich wollte das Fleisch eigentlich braten, aber ich konnte kein Fett finden außer Olivenöl, und das funktioniert nicht, glaube ich.“
Sie nahm ein Handtuch, legte den Deckel wieder auf die Kasserolle und stellte den duftenden Topf in den Herd zurück. Dann schloß sie die Backofentür und stand auf. Sie sahen sich über den Tresen hinweg an.
„Hatten Sie einen guten Tag?“ fragte Selina.
Im Bann der häuslichen Gemütlichkeit hatte George alles andere vergessen. „Was... oh, ja. Ja, alles in Ordnung.“
„Haben Sie das Telegramm abgeschickt?“
„Ja. Ja, das hab ich.“ Sie hatte Sommersprossen auf der Nase, und in ihrem glatten Haar glänzten einige blonde Strähnen, die vorher noch nicht dagewesen waren.
„Was haben sie gesagt, wie lange es dauern wird?“ fragte sie.
„Genau wie wir dachten, drei oder vier Tage.“ Er verschränkte die Arme und beugte sich etwas vor. „Und wie haben Sie Ihren Tag verbracht?“
„Oh...“ Sie wirkte plötzlich nervös und begann wie eine fleißige Barfrau den Tresen abzuwischen. „Also, ich habe mich mit Juanita angefreundet, ich habe mir die Haare gewaschen, und ich habe mich auf der Terrasse gesonnt...“
„Sie haben Sommersprossen.“
„Ja, ich weiß. Ist es nicht schrecklich? Und dann bin ich ins Dorf gegangen, um einzukaufen, und das hat eine Ewigkeit gedauert, weil alle mit mir reden wollten und ich natürlich kein einziges Wort verstanden habe. Und dann bin ich zurückgekommen und habe Gemüse geputzt...“
„Und das Feuer angemacht“, unterbrach George ihren Redefluß. „Und ein paar Blumen gepflückt...“
„Das haben Sie gemerkt! Sie werden morgen verwelkt sein, es sind eben wildwachsende Blumen. Ich hab sie auf dem Weg aus dem Dorf gepflückt.“ Er sagte dazu nichts, und so redete sie schnell weiter, als fürchte sie, es könne eine Pause in ihrem Gespräch geben. „Haben Sie heute schon etwas gegessen?“
„Nein, ich hab das Mittagessen ausfallen lassen. Um vier habe ich ein Bier getrunken, das ist alles.“
„Sind Sie hungrig?“
„Ich sterbe vor Hunger.“
„Ich muß nur noch den Salat machen. Er wird in zehn Minuten fertig sein.“
„Wollen Sie damit andeuten, ich hätte Zeit genug, mir ein Dinnerjackett anzuziehen und eine Fliege umzubinden?“
„Nein, so etwas würde ich nie wagen.“
Er grinste und streckte sich. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich gehe und wasche mir den Staub aus den Ohren, und Sie machen mir inzwischen einen Drink.“
„Was für einen Drink?“ fragte sie zweifelnd.
„Einen Scotch mit Soda und Eis.“
„Ich habe keine Ahnung, wieviel Whisky ich eingießen muß.“
„Zwei Finger hoch.“ Er zeigte es ihr. „Oder bei Ihren Fingern vielleicht lieber drei. Kapiert?“
„Ich kann es versuchen.“
„Braves Mädchen. Tun Sie das.“
Er holte sich ein sauberes Hemd, duschte eiskalt, zog sich um und kämmte sich, als ihm der Spiegel deutlich machte, daß er dringend eine Rasur brauchte.
George schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse und sagte sich, er brauche den Drink ungleich dringender.
Sein Spiegelbild antwortete ihm stumm und scheinheilig: Wenn sie schon den Tisch deckt und sich die Mühe macht, Blumen zu pflücken, wirst du dich wohl wenigstens rasieren können.
Ich habe sie nicht darum gebeten, diese Blumen zu pflücken.
Du hast sie auch nicht gebeten, etwas zu kochen, und trotzdem wirst du mitessen.
„Ach, halt den Mund!“
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