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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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woh­nen.“
    „Man ge­wöhnt sich dar­an. Und wenn man al­lein se­gelt, wohnt man so­wie­so im Cock­pit. Des­halb ist die Ka­jü­te so prak­tisch, man kann wäh­rend der Fahrt al­les, was man braucht, mit ei­nem Griff er­rei­chen. Kom­men Sie, ge­hen wir an Deck zu­rück.“
    Wäh­rend Se­li­na vor­an­ging, öff­ne­te Ge­or­ge die Bullau­gen. Von der Ka­jü­te aus griff Se­li­na durch die Lu­ke nach dem Pick­nick­korb, um die Le­bens­mit­tel aus der Son­ne zu ho­len.
    Die Wein­fla­sche fühl­te sich warm an. Ge­or­ge band kur­zer­hand ei­ne Schnur um den schlan­ken Fla­schen­hals und häng­te die Fla­sche über Bord. Dann ging er wie­der nach un­ten und kam mit ei­ner der Schaum­stoff­ma­trat­zen wie­der, die auf den Ka­jü­ten­bet­ten ge­le­gen hat­ten.
    „Wo­für ist die?“ frag­te Se­li­na.
    Ge­or­ge hiev­te die Ma­trat­ze auf das Vor­der­deck. „Ich dach­te, Sie wür­den gern ein Son­nen­bad neh­men.“
    „Was wer­den Sie in­zwi­schen ma­chen? Die Schiffs­schrau­be ein­bau­en?“
    „Nein, ich war­te, bis das Was­ser et­was wär­mer ge­wor­den ist, oder ich ho­le mir je­man­den, der sie für mich ein­baut.“ Er ver­schwand wie­der un­ter Deck, und Se­li­na nahm ihr Gram­ma­tik­buch, klet­ter­te auf das Vor­der­deck und leg­te sich auf die Ma­trat­ze. Sie öff­ne­te das Buch und las: Sub­stan­ti­ve sind ent­we­der mas­ku­lin oder fe­mi­nin. Man soll­te sie im­mer mit den be­stimm­ten Ar­ti­keln zu­sam­men ler­nen.
    Es war in­zwi­schen sehr warm ge­wor­den. Se­li­na ließ den Kopf auf das of­fe­ne Buch sin­ken und schloß die Au­gen. Sie hör­te das lei­se Plät­schern der Wel­len, roch den wür­zi­gen Pi­ni­en­duft und spür­te die an­ge­neh­me Wär­me auf ih­rer Haut. Ge­nüß­lich streck­te sie die Ar­me aus, und der Rest der Welt ver­schwand, es gab nur noch die wei­ße Yacht, die in ei­ner blau­en Bucht vor An­ker lag, und Ge­or­ge Dyer, der sich un­ten in der Ka­jü­te zu schaf­fen mach­te und ab und zu fluch­te, wenn ihm et­was her­un­ter­fiel.
    Ir­gend­wann öff­ne­te sie die Au­gen und hob den Kopf. „Ge­or­ge?“
    „Hmmm?“ Er saß mit bloßem Ober­kör­per im Cock­pit, rauch­te ei­ne Zi­ga­ret­te und war da­mit be­schäf­tigt, ein Tau or­dent­lich auf­zu­schie­ßen.
    „Ich weiß jetzt über mas­ku­lin und fe­mi­nin Be­scheid.“
    „Nun, das ist ein gu­ter An­fang.“
    „Ich dach­te, ich ge­he viel­leicht schwim­men.“
    „Dann tun Sie es doch.“
    Sie setz­te sich auf und strich ihr Haar zu­rück. „Wird es sehr kalt sein?“
    „Nach Frin­ton kann nichts mehr kalt sein.“
    „Wo­her wis­sen Sie, daß ich frü­her in Frin­ton war?“
    „Das hat mir mein In­stinkt ge­sagt. Ich se­he Sie, wie Sie den Som­mer mit Ih­rem Kin­der­mäd­chen dort ver­brin­gen, zit­ternd und blau vor Käl­te.“
    „Sie ha­ben tat­säch­lich recht. Da gab es Stei­ne am Strand, und ich hat­te im­mer einen rie­si­gen Pull­over über mei­nem Ba­de­an­zug an. Agnes haß­te Frin­ton ge­nau­so wie ich. Der Him­mel weiß, warum man uns dort­hin schick­te.“ Sie stand auf und be­gann ihr Hemd auf­zu­knöp­fen.
    „Das Was­ser ist hier sehr tief“, sag­te Ge­or­ge. „Sie kön­nen doch schwim­men?“
    „Na­tür­lich kann ich schwim­men.“
    „Ich wer­de die Har­pu­ne be­reit­hal­ten, falls men­schen­fres­sen­de Haie vor­bei­kom­men.“
    „Sehr wit­zig!“ Sie zog ihr Hemd aus. Dar­un­ter trug sie den Bi­ki­ni, den er ihr mit­ge­bracht hat­te.
    „Du lie­ber Gott!“ rief Ge­or­ge aus. Es hat­te ein Scherz sein sol­len; nie­mals hat­te er ge­dacht, daß sie den Mut ha­ben wür­de, den Bi­ki­ni tat­säch­lich an­zu­zie­hen. Jetzt hat­te er das deut­li­che Ge­fühl, der Schuß sei nach hin­ten los­ge­gan­gen und er der­je­ni­ge, der die Sah­ne­tor­te ins Ge­sicht be­kom­men hat­te. Wie­der traf ihn das Wort „Un­schuld“ wie ein Schlag, und er dach­te un­fai­rer­wei­se an Fran­ces mit ih­rem wet­ter­ge­gerb­ten, braun­ge­brann­ten Kör­per und den ge­wag­ten Bi­ki­nis, die an ihr nur vul­gär aus­se­hen konn­ten.
    Er war sich nicht si­cher, ob Se­li­na ihn ge­hört hat­te, denn im glei­chen Mo­ment sprang sie ins Meer, und er be­ob­ach­te­te, wie sie ele­gant

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