Schlafender Tiger. Großdruck.
Selina.
„Das nicht, aber damit ist sie eine der wenigen Frauen auf der Welt, die sich nicht bücken müssen, wenn sie den Fußboden wischen.“
Gleich nach dem Frühstück, bevor es zu warm wurde, gingen sie zusammen ins Dorf, um einzukaufen. Selina hatte Georges eingelaufene blaue Hose und die Espadrilles an, die sie am Tag zuvor in Marias Laden gekauft hatte. George, der die Körbe trug, brachte ihr auf dem Weg dorthin den Satz „Muchas gracias por las naranjas“ bei.
Sie betraten Marias Geschäft, gingen durch den Vorderraum, in dem sich die Strohhüte stapelten und die Sonnencremes und Filme und Badetücher, und kamen in das hohe, dunkle Hinterzimmer. Hier, wo es kühler war, gab es Weinfässer, Kisten mit süß duftenden Früchten und Gemüse und armlange Brote. Maria, ihr Mann Pepe und Tomeu waren gerade damit beschäftigt, Kunden zu bedienen. Einige weitere Dorfbewohner warteten, daß sie an der Reihe waren. Doch als George und Selina hereinkamen, hörten alle auf zu reden und drehten sich um. George schob Selina vor, und sie sagte: „Maria, muchas gracias por las naranjas“, woraufhin alle fröhlich lachten, Zahnlücken zeigten und ihr auf den Rücken klopften, als hätte sie etwas ganz besonders Kluges verkündet.
Nachdem Maria ihre Körbe mit Weinflaschen, Brot, Gemüse und sonstigen Lebensmitteln gefüllt hatte, wurde Tomeu beauftragt, alles auf seinem Fahrrad in die Casa Barco zu bringen. George trank noch einen Brandy mit Pepe. Die nächste Station war das Cala Fuerte-Hotel. George und Selina setzten sich an die Bar, tranken einen Kaffee und berichteten Rodolfo von dem Telegramm nach England. Doch er lachte nur und beteuerte, es sei ihm gleich, wie lange er auf sein Geld warten müsse. George trank noch einen Brandy, bevor sie sich verabschiedeten und wieder nach Hause gingen.
In der Casa Barco holte George die Grammatik hervor, die ihm über die ersten Schwierigkeiten beim Erlernen der spanischen Sprache hinweggeholfen hatte, und gab sie Selina.
„Ich werde sofort anfangen“, sagte sie.
George lächelte. „Also, ich fahre auf die Eclipse. Wollen Sie nicht mitkommen?“
„Werden Sie mit ihr auf eine Segeltour gehen?“
„Auf eine Segeltour gehen? Wir sind hier nicht in Frinton.“ Und in bestem Cockneydialekt fügte er hinzu: „Einmal um die Insel macht 'ne halbe Krone.“
„Ich dachte nur, Sie segeln vielleicht hinaus“, sagte Selina, nicht im mindesten beleidigt.
„Nein, das habe ich nicht vor. Aber ich muß sowieso irgendwann die neue Schiffsschraube rüberbringen, und das kann ich genausogut heute tun. Sie könnten baden, wenn Sie Lust haben. Aber ich warne Sie. Das Wasser ist noch kalt.“
„Darf ich die Grammatik mitnehmen?“
„Sie können mitnehmen, was Sie wollen. Wir könnten ein Picknick machen.“
„Ein Picknick !“
„Juanita wird uns ganz bestimmt etwas zu essen in einen Korb packen. Es wird nicht ganz so vornehm sein wie ein Präsentkorb von Fortnum und Mason...“
„O ja, bitte fragen Sie sie“, rief Selina begeistert. „Dann müssen wir zum Mittagessen nicht zurückkommen.“
Eine halbe Stunde später stiegen sie in das Dinghi. Selina saß im Heck, die Kiste mit der Schiffsschraube auf den Knien. Sie hatte die Grammatik und ein Handtuch mitgenommen für den Fall, daß sie Lust hatte zu baden. Der Picknickkorb stand zu Georges Füßen. Während George das Boot vom Anleger wegruderte, beugte Juanita sich über die Terrassenbrüstung und winkte heftig mit einem Staubwedel, als wollte sie ihnen für immer Lebewohl sagen, und Pearl lief am Ufer auf und ab und miaute vorwurfsvoll.
„Warum können wir sie nicht mitnehmen?“ fragte Selina.
„Es würde ihr überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher