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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Se­li­na.
    „Das nicht, aber da­mit ist sie ei­ne der we­ni­gen Frau­en auf der Welt, die sich nicht bücken müs­sen, wenn sie den Fuß­bo­den wi­schen.“
    Gleich nach dem Früh­stück, be­vor es zu warm wur­de, gin­gen sie zu­sam­men ins Dorf, um ein­zu­kau­fen. Se­li­na hat­te Ge­or­ges ein­ge­lau­fe­ne blaue Ho­se und die Es­pa­dril­les an, die sie am Tag zu­vor in Ma­ri­as La­den ge­kauft hat­te. Ge­or­ge, der die Kör­be trug, brach­te ihr auf dem Weg dort­hin den Satz „Muchas gra­ci­as por las naran­jas“ bei.
    Sie be­tra­ten Ma­ri­as Ge­schäft, gin­gen durch den Vor­der­raum, in dem sich die Stroh­hü­te sta­pel­ten und die Son­nen­cre­mes und Fil­me und Ba­de­tü­cher, und ka­men in das ho­he, dunkle Hin­ter­zim­mer. Hier, wo es küh­ler war, gab es Wein­fäs­ser, Kis­ten mit süß duf­ten­den Früch­ten und Ge­mü­se und arm­lan­ge Bro­te. Ma­ria, ihr Mann Pe­pe und To­meu wa­ren ge­ra­de da­mit be­schäf­tigt, Kun­den zu be­die­nen. Ei­ni­ge wei­te­re Dorf­be­woh­ner war­te­ten, daß sie an der Rei­he wa­ren. Doch als Ge­or­ge und Se­li­na her­ein­ka­men, hör­ten al­le auf zu re­den und dreh­ten sich um. Ge­or­ge schob Se­li­na vor, und sie sag­te: „Ma­ria, muchas gra­ci­as por las naran­jas“, wor­auf­hin al­le fröh­lich lach­ten, Zahn­lücken zeig­ten und ihr auf den Rücken klopf­ten, als hät­te sie et­was ganz be­son­ders Klu­ges ver­kün­det.
    Nach­dem Ma­ria ih­re Kör­be mit Wein­fla­schen, Brot, Ge­mü­se und sons­ti­gen Le­bens­mit­teln ge­füllt hat­te, wur­de To­meu be­auf­tragt, al­les auf sei­nem Fahr­rad in die Ca­sa Bar­co zu brin­gen. Ge­or­ge trank noch einen Bran­dy mit Pe­pe. Die nächs­te Sta­ti­on war das Ca­la Fu­er­te-Ho­tel. Ge­or­ge und Se­li­na setz­ten sich an die Bar, tran­ken einen Kaf­fee und be­rich­te­ten Ro­dol­fo von dem Te­le­gramm nach Eng­land. Doch er lach­te nur und be­teu­er­te, es sei ihm gleich, wie lan­ge er auf sein Geld war­ten müs­se. Ge­or­ge trank noch einen Bran­dy, be­vor sie sich ver­ab­schie­de­ten und wie­der nach Hau­se gin­gen.
    In der Ca­sa Bar­co hol­te Ge­or­ge die Gram­ma­tik her­vor, die ihm über die ers­ten Schwie­rig­kei­ten beim Er­ler­nen der spa­ni­schen Spra­che hin­weg­ge­hol­fen hat­te, und gab sie Se­li­na.
    „Ich wer­de so­fort an­fan­gen“, sag­te sie.
    Ge­or­ge lä­chel­te. „Al­so, ich fah­re auf die Eclip­se. Wol­len Sie nicht mit­kom­men?“
    „Wer­den Sie mit ihr auf ei­ne Se­gel­tour ge­hen?“
    „Auf ei­ne Se­gel­tour ge­hen? Wir sind hier nicht in Frin­ton.“ Und in bes­tem Cock­ney­dia­lekt füg­te er hin­zu: „Ein­mal um die In­sel macht 'ne hal­be Kro­ne.“
    „Ich dach­te nur, Sie se­geln viel­leicht hin­aus“, sag­te Se­li­na, nicht im min­des­ten be­lei­digt.
    „Nein, das ha­be ich nicht vor. Aber ich muß so­wie­so ir­gend­wann die neue Schiffs­schrau­be rü­ber­brin­gen, und das kann ich ge­nau­so­gut heu­te tun. Sie könn­ten ba­den, wenn Sie Lust ha­ben. Aber ich war­ne Sie. Das Was­ser ist noch kalt.“
    „Darf ich die Gram­ma­tik mit­neh­men?“
    „Sie kön­nen mit­neh­men, was Sie wol­len. Wir könn­ten ein Pick­nick ma­chen.“
    „Ein Pick­nick !“
    „Jua­ni­ta wird uns ganz be­stimmt et­was zu es­sen in einen Korb pa­cken. Es wird nicht ganz so vor­nehm sein wie ein Prä­sent­korb von Fort­num und Ma­son...“
    „O ja, bit­te fra­gen Sie sie“, rief Se­li­na be­geis­tert. „Dann müs­sen wir zum Mit­ta­ges­sen nicht zu­rück­kom­men.“
    Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter stie­gen sie in das Ding­hi. Se­li­na saß im Heck, die Kis­te mit der Schiffs­schrau­be auf den Kni­en. Sie hat­te die Gram­ma­tik und ein Hand­tuch mit­ge­nom­men für den Fall, daß sie Lust hat­te zu ba­den. Der Pick­nick­korb stand zu Ge­or­ges Fü­ßen. Wäh­rend Ge­or­ge das Boot vom An­le­ger weg­ru­der­te, beug­te Jua­ni­ta sich über die Ter­ras­sen­brüs­tung und wink­te hef­tig mit ei­nem Staub­we­del, als woll­te sie ih­nen für im­mer Le­be­wohl sa­gen, und Pearl lief am Ufer auf und ab und mi­au­te vor­wurfs­voll.
    „Warum kön­nen wir sie nicht mit­neh­men?“ frag­te Se­li­na.
    „Es wür­de ihr über­haupt

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