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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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nicht ge­fal­len, wenn sie erst ein­mal an Bord wä­re. Zu­viel Was­ser macht ihr angst.“
    Se­li­na ließ ih­re Hand durch die Flu­ten glei­ten und be­trach­te­te die grü­nen Pflan­zen, die sich in der Tie­fe sanft be­weg­ten. „Es ist wie Gras, nicht?“ sag­te sie. „Oder wie ein Wald im Wind.“ Da das Was­ser kalt war, zog sie ih­re Hand zu­rück und dreh­te sich zur Ca­sa Bar­co um. „Es hat ei­ne ganz an­de­re Form als die an­de­ren Häu­ser“, stell­te sie fest.
    „Es war ein­mal ein Boots­haus. Bar­co heißt Boot.“
    „War es das auch noch, als Sie hier­her­ka­men?“
    Ge­or­ge stütz­te sei­ne Ar­me auf die Rie­men. „Für ei­ne Ge­schäfts­füh­re­rin des Ge­or­ge-Dyer-Fan­clubs schei­nen Sie mein Buch mit auf­fal­lend we­nig Auf­merk­sam­keit ge­le­sen zu ha­ben. Oder ha­ben Sie es et­wa über­haupt nicht ge­le­sen?“
    „Doch, das ha­be ich, aber nur die Stel­len, die von Ih­nen han­del­ten, weil ich dach­te, Sie wä­ren viel­leicht mein Va­ter. Na­tür­lich stand über Sie gar nichts drin. Es ging nur um das Dorf, den Ha­fen, die Eclip­se und so.“
    Ge­or­ge ru­der­te wei­ter. „Ich ha­be die Ca­sa Bar­co zum al­ler­ers­ten­mal vom Meer aus ge­se­hen. Ich kam ge­ra­de aus Mar­seil­le, al­lein, weil ich kei­ne Mann­schaft hat­te auf­trei­ben kön­nen, und ich hat­te ein Mords­glück, die­se Stel­le zu fin­den. Ich brach­te die Eclip­se mit lau­fen­der Ma­schi­ne her­ein und ging fast an der glei­chen Stel­le vor An­ker, wo sie jetzt liegt.“
    „Ha­ben Sie da schon ge­wußt, daß dies ein­mal Ihr Zu­hau­se wer­den wür­de?“
    „Ich weiß nicht, was ich ge­dacht ha­be. Ich war viel zu mü­de zum Den­ken. Aber ich er­in­ne­re mich noch, wie gut die Pi­ni­en so früh am Mor­gen duf­te­ten.“
    Sie er­reich­ten den Rumpf der Eclip­se. Ge­or­ge stand auf, griff nach der Re­ling, hielt die Fang­lei­ne fest, klet­ter­te an Deck und ver­täu­te das Ding­hi. Se­li­na reich­te ihm Hand­tuch, Buch und Pick­nick­korb und klet­ter­te eben­falls an Bord, wäh­rend Ge­or­ge sich um die Kis­te mit der schwe­ren Schiffs­schrau­be küm­mer­te.
    Die Per­sen­ning, die Ge­or­ge über das Vor­deck ge­brei­tet hat­te, war in­zwi­schen kno­chen­tro­cken. Se­li­na ging hin­un­ter ins Cock­pit, stell­te den Pick­nick­korb auf einen der Sit­ze und sah sich um. „Es kommt mir schreck­lich klein vor.“
    „Was ha­ben Sie denn er­war­tet? Et­wa die Queen Ma­ry? Ge­or­ge ließ die Schiffs­schrau­be auf den Bo­den des Cock­pits fal­len und schob sie un­ter einen der Lat­ten­sit­ze, wo sich nie­mand dar­an ver­let­zen konn­te.
    Se­li­na schüt­tel­te den Kopf. „Nein, na­tür­lich nicht.“
    Er rich­te­te sich auf. „Kom­men Sie, ich füh­re Sie her­um.“
    Die Stu­fen hin­ter der Haupt­lu­ke führ­ten in die Ka­jü­te mit ei­nem Na­vi­ga­ti­ons­tisch vol­ler Schub­la­den für die See­kar­ten. Da­hin­ter lag ei­ne Ka­bi­ne mit zwei Ko­jen und ei­nem Klapp­tisch da­zwi­schen. „Schla­fen Sie hier?“ frag­te Se­li­na.
    „Ja.“
    „Aber wie kön­nen Sie in die­sen Din­gern über­haupt lie­gen? Die sind doch höchs­tens einen Me­ter vier­zig lang.“
    Mit der ge­heim­nis­vol­len Mie­ne ei­nes Zau­ber­künst­lers zeig­te er ihr die Ver­län­ge­rung der Ko­jen un­ter den Sei­ten­bret­tern.
    „Ah, ich ve­ste­he. Sie schla­fen al­so mit den Fü­ßen in ei­nem Loch.“
    „Ge­nau­so ist es. Sehr ge­müt­lich.“
    Auf den Re­ga­len stan­den ei­ne Men­ge Bü­cher, ge­hal­ten von Stütz­git­tern. Die Kis­sen auf den Ko­jen wa­ren blau-rot ge­mus­tert, und an der nied­ri­gen De­cke hing ei­ne Par­af­fin­lam­pe an ei­nem Kar­d­an­ring. Es gab ein paar Fo­tos der Eclip­se in vol­ler Ta­ke­la­ge, kom­plett mit dem bunt­ge­streif­ten, ge­bläh­ten Spin­na­ker­se­gel, und einen of­fe­nen Spind, in dem gel­be Öl­ja­cken hin­gen. Schließ­lich ging er um den wei­ßen Mast her­um nach vorn, und Se­li­na folg­te ihm in den klei­nen, drei­e­cki­gen Bug, wo sich die Toi­let­te be­fand so­wie die An­ker­ket­te und die Se­gel­ko­jen.
    „Es kommt mir so klein vor“, wie­der­hol­te Se­li­na. „Ich kann mir gar nicht vor­stel­len, in so klei­nen Räu­men zu

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