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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ein großer Er­folg“, füg­te sie hin­zu.
    „Oh, si­cher“, sag­te Fran­ces, als sei das The­ma da­mit er­le­digt.
    „Hal­ten Sie es nicht für gut?“
    „O doch. Es ist sprit­zig und ori­gi­nell.“ Sie nahm einen lan­gen Zug von ih­rer Zi­ga­ret­te und ließ die Asche auf den Ter­ras­sen­bo­den fal­len. „Aber er wird kein zwei­tes schrei­ben.“
    Se­li­na run­zel­te die Stirn. „Wie­so sa­gen Sie das?“
    „Weil ich nicht glau­be, daß er die Selbst­dis­zi­plin da­zu auf­bringt.“
    „Ir­gend je­mand hat ihm ge­sagt, er lei­de an ei­ner Schreib­hem­mung.“
    Fran­ces lach­te. „Hör mal, Schätz­chen, das war ich, die ihm das ge­sagt hat.“
    „Wenn Sie glau­ben, er wä­re un­fä­hig, ein zwei­tes Buch zu schrei­ben, warum ha­ben Sie ihm dann ge­sagt, er wür­de un­ter ei­ner Schreib­hem­mung lei­den?“
    „Weil er de­pri­miert war und ich ihn auf­hei­tern woll­te. Ge­or­ge hat es nicht nö­tig zu schrei­ben. Er hat ge­nug Geld, und die gan­ze An­stren­gung, ein Buch zu schrei­ben, ist die Mü­he ein­fach nicht wert.“
    „Aber er muß noch ein Buch schrei­ben.“
    „Warum?“
    „Weil er es ver­spro­chen hat. Weil der Ver­le­ger es er­war­tet. Weil er selbst es tun möch­te.“
    „Das ist al­les nur dum­mes Ge­re­de.“
    „Wol­len Sie denn nicht, daß er wei­ter­schreibt?“
    „Was ich will oder nicht will, ist völ­lig un­wich­tig. Ich sa­ge nur, was ich den­ke. Sieh mal, Schätz­chen, ich lei­te ei­ne Kunst­ga­le­rie. Ich ha­be die gan­ze Zeit mit sol­chen splee­ni­gen, lau­nen­haf­ten Künst­lern zu tun. Ich glau­be ein­fach nicht, daß Ge­or­ge ein krea­ti­ver Künst­ler ist.“
    „Aber wenn er nicht schreibt, was wird er dann tun?“
    „Was er ge­tan hat, be­vor er Fies­ta in Ca­la Fu­er­te ge­schrie­ben hat. Nichts. Es ist leicht, auf San An­to­nio nichts zu tun, zu al­lem ma­na­na zu sa­gen.“ Sie lä­chel­te. „Schau­en Sie nicht so scho­ckiert. Ge­or­ge und ich sind dop­pelt so alt wie Sie, und mit vier­zig be­kom­men ei­ni­ge Ih­rer Il­lu­sio­nen und Träu­me vom Glück ein paar Krat­zer. Das Le­ben muß nicht mehr so wahr­haf­tig und ernst­haft sein wie mit acht­zehn... oder wie alt Sie auch sein mö­gen...“
    „Ich bin zwan­zig“, sag­te Se­li­na. Ih­re Stim­me klang plötz­lich kühl, was Fran­ces scha­den­froh re­gis­trier­te. Sie lag da und be­ob­ach­te­te das Mäd­chen ganz ge­las­sen, oh­ne je­de Angst, denn Se­li­na wür­de ab­rei­sen; in ei­ner hal­b­en Stun­de wür­de sie auf dem Weg zum Flug­ha­fen sein und nach Lon­don zu­rück­keh­ren, zu­rück zu ih­rem Le­ben in Queen's Ga­te.
    Das Ge­räusch des Ci­tro­en un­ter­brach die un­be­hag­li­che Stil­le, ge­folgt von dem we­ni­ger ele­gan­ten Knat­tern von Pe­pes al­tem Au­to. Se­li­na stand auf. „Da kommt das Ta­xi.“
    „Wun­der­bar.“ Fran­ces drück­te ih­re Zi­ga­ret­te auf dem Fuß­bo­den aus. „Hier ha­ben Sie das Geld.“
    Se­li­na brach­te es kaum über sich, das Geld an­zu­neh­men, doch es wur­de be­reits in ih­re Hand ge­zählt, als Ge­or­ge zu ih­nen auf die Ter­ras­se trat. Ihm war die Si­tua­ti­on of­fen­bar ge­nau­so un­an­ge­nehm wie Se­li­na. Er be­merk­te, daß Se­li­na in Lon­don eng­li­sches Geld brau­chen wür­de, wor­auf Fran­ces einen Ame­ri­can-Ex­press-Scheck aus­füll­te und ihn Se­li­na eben­falls über­reich­te.
    „Den kön­nen Sie am Flug­ha­fen ein­lö­sen.“
    „Das ist sehr freund­lich von Ih­nen.“
    „Ist mir ein Ver­gnü­gen“, sag­te Fran­ces. „Ver­ges­sen Sie's.“
    „Ich... ich wer­de da­für sor­gen, daß Sie al­les zu­rück­be­kom­men ...“
    „Ja, si­cher wer­den Sie das.“
    „Wo ist Ih­re Ta­sche?“ frag­te Ge­or­ge.
    „Drin­nen.“
    Ge­or­ge hol­te die Ta­sche, dann nahm er Se­li­na das Geld ab und ver­stau­te es in ei­nem der In­nen­fä­cher.
    „Ver­lie­ren Sie es nicht noch ein­mal“, sag­te er. „Ich könn­te die Auf­re­gun­gen nicht er­tra­gen.“ Es soll­te ein Scherz sein, doch er be­reu­te die Be­mer­kung so­fort, denn es klang, als kön­ne er den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen, sie wie­der am Hals zu ha­ben. Schnell füg­te er hin­zu: „Sie ha­ben Ih­ren Paß?“ Sie nick­te. „Sind Sie si­cher?“
    „Ja,

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