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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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sich zu ihm um und sah ihn an. „Nein, ich möch­te nicht, daß Sie mit­kom­men. Si­cher kann mich ir­gend je­mand an­de­res hin­brin­gen. Ro­dol­fo oder ein Ta­xi oder so. Es muß je­man­den ge­ben.“
    Er ver­such­te nicht zu zei­gen, wie ver­letzt er war. „Nun, na­tür­lich, aber...“
    „Ich will nicht, daß Sie mit­fah­ren.“
    „In Ord­nung. Ist ja auch nicht so wich­tig.“
    „Und in Lon­don wer­de ich Agnes vom Flug­ha­fen aus an­ru­fen. Sie ist be­stimmt zu Hau­se. Ich kann mir ein Ta­xi neh­men, sie wird auf mich war­ten.“
    Es war, als wä­re sie be­reits fort, und je­der von ih­nen wä­re wie­der al­lein. Sie wür­de al­lein im Flug­zeug sit­zen, al­lein in Lon­don an­kom­men, frie­rend, denn nach San An­to­nio wür­de es sehr kalt sein. Sie wür­de ver­su­chen, Agnes von ei­ner Te­le­fon­zel­le aus an­zu­ru­fen. Es wür­de be­reits nach Mit­ter­nacht sein, Agnes wür­de schon schla­fen und nur lang­sam auf­wa­chen. Das Te­le­fon wür­de in der lee­ren Woh­nung läu­ten; Agnes wür­de auf­ste­hen, ih­ren Mor­gen­man­tel an­zie­hen und das Licht ein­schal­ten, wäh­rend sie zum Te­le­fon ging. Und da­nach wür­de sie ei­ne Wärm­fla­sche mit heißem Was­ser fül­len, das Bett auf­de­cken und einen Topf Milch auf den Herd stel­len.
    Doch wei­ter in die Zu­kunft konn­te er nicht se­hen.
    „Was wer­den Sie tun, wenn Sie wie­der in Lon­don sind?“ frag­te er. „Ich mei­ne, wenn all dies vor­bei und ver­ges­sen ist?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Ha­ben Sie denn kei­ne Plä­ne?“
    Nach ei­ner Wei­le schüt­tel­te sie den Kopf.
    „Ma­chen Sie wel­che“, sag­te er sanft. „Und zwar gu­te.“

10
     
     
     
     
     

    E s wur­de be­schlos­sen, Pe­pe, Ma­ri­as Mann, zu fra­gen, ob er Se­li­na zum Flug­ha­fen brin­gen wür­de. Pe­pe be­trieb zwar kein of­fi­zi­el­les Ta­xi­un­ter­neh­men, be­frei­te je­doch ge­le­gent­lich sein be­tag­tes Au­to von al­tem Stroh, Hüh­ner­mist und sons­ti­gen Spu­ren land­wirt­schaft­li­cher Tä­tig­keit, mit de­nen es nor­ma­ler­wei­se über­sät war, und be­för­der­te ver­irr­te Rei­sen­de, wo­hin im­mer sie woll­ten. Ge­or­ge fuhr in Fran­ces' Wa­gen zu Pe­pe, um ihn dar­um zu bit­ten, und Se­li­na be­rei­te­te sich, al­lein mit Fran­ces und Pearl in der Ca­sa Bar­co, auf ih­re Ab­rei­se vor.
    Da­zu brauch­te sie nicht sehr lan­ge. Sie dusch­te und zog Ge­or­ges Ho­se an, die Jua­ni­ta so lie­be­voll hat­te ein­lau­fen las­sen, und das ge­streif­te Hemd und die Es­pa­dril­les, die sie in Ma­ri­as La­den ge­kauft hat­te. Ihr gu­tes Jer­sey­ko­stüm war Jua­ni­ta be­reits als Staub­tuch ver­macht wor­den, und ihr Bi­ki­ni war so klein, daß er pro­blem­los in die Hand­ta­sche paß­te. Das war al­les. Sie kämm­te sich das Haar und leg­te ih­ren Man­tel über einen Stuhl, dann ging sie auf die Ter­ras­se hin­aus, wo Fran­ces es sich wie­der in ih­rem Korb­stuhl be­quem ge­macht hat­te. Ih­re Au­gen wa­ren ge­schlos­sen, doch als sie Se­li­nas Schrit­te hör­te, wand­te sie sich Se­li­na zu.
    „Fer­tig ge­packt?“ frag­te sie.
    „Ja.“
    „Das hat ja nicht sehr lan­ge ge­dau­ert.“
    „Ich ha­be nicht viel Gar­de­ro­be mit. Mein Kof­fer ging ver­lo­ren. Er wur­de fälsch­li­cher­wei­se nach Ma­drid ge­schickt.“
    „Sol­che Sa­chen pas­sie­ren oft.“ Fran­ces setz­te sich auf und griff nach ih­rer Zi­ga­ret­ten­schach­tel. „Rau­chen Sie?“
    „Nein, dan­ke.“
    Fran­ces zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an. „Hof­fent­lich den­ken Sie nicht, daß ich mich ein­ge­mischt ha­be und Sie von hier ver­ja­gen will.“
    „Nein. Ich muß­te so­wie­so zu­rück. Je frü­her, de­sto bes­ser.“
    „Le­ben Sie in Lon­don?“
    „Ja.“ Se­li­na zwang sich, es aus­zu­spre­chen. „In Queen's Ga­te.“
    „Wie nett. Hat Ih­nen Ihr Be­such auf San An­to­nio ge­fal­len?“
    „Es war sehr in­ter­essant“, er­wi­der­te Se­li­na.
    „Sie dach­ten, Ge­or­ge wä­re Ihr Va­ter.“
    „Ich dach­te, er könn­te es sein. Doch ich ha­be mich ge­irrt.“
    „Ha­ben Sie sein Buch ge­le­sen?“
    „Noch nicht rich­tig. Ich wer­de es nach­ho­len, wenn ich wie­der zu Hau­se bin. Dann hab ich ge­nug Zeit da­zu. Es ist

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