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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wer­den dei­ne Freun­de in Ca­la Fu­er­te sa­gen, wenn sie er­fah­ren, daß sie gar nicht dei­ne Toch­ter ist?“
    „Ich wer­de es ih­nen eben er­klä­ren.“
    „Und wann?“
    „Wenn wir et­was Geld aus Lon­don be­kom­men ha­ben. Wir schul­den Ro­dol­fo be­reits sechs­hun­dert Pe­se­ten, und wir müs­sen ein zwei­tes Rück­flug­ticket kau­fen, und mein Geld wird in Bar­ce­lo­na zu­rück­ge­hal­ten...“
    „Du meinst, es ist nur ei­ne Geld­fra­ge?“ Ge­or­ge starr­te sie an. „Das ist der ein­zi­ge Grund, wes­halb sie noch hier ist? Der ein­zi­ge Grund, wes­halb du sie nicht so­fort wie­der nach Hau­se ge­schickt hast?“
    „Das reicht doch wohl als Grund, oder?“
    „Aber, ver­dammt noch mal, wie­so bist du dann nicht zu mir ge­kom­men?“
    Ge­or­ge woll­te ihr schon sa­gen, wie­so, doch dann schwieg er. Fran­ces konn­te es ein­fach nicht glau­ben. „Will sie hier­blei­ben? Willst du, daß sie hier­bleibt?“
    „Nein, na­tür­lich nicht. Sie kann es kaum er­war­ten, wie­der nach Hau­se zu kom­men, und ich kann es kaum er­war­ten, sie los­zu­wer­den. Aber bis es so­weit ist, ist die Si­tua­ti­on ganz harm­los.“
    „Harm­los? Das ist das Naivs­te, was ich je von dir ge­hört ha­be. Die­se Si­tua­ti­on ist un­ge­fähr so harm­los wie ei­ne Ton­ne Dy­na­mit.“
    Er er­wi­der­te dar­auf nichts, son­dern saß mit hoch­ge­zo­ge­nen Schul­tern da, die Hän­de so fest um den Tisch­rand ge­klam­mert, daß die Knö­chel weiß her­vor­tra­ten. Als Fran­ces ver­ständ­nis­voll ih­re Hand auf sei­ne leg­te, ver­such­te er nicht, sie weg­zu­zie­hen.
    „Jetzt hast du dich mir ja an­ver­traut, al­so laß mich dir hel­fen“, sag­te sie. „Um sie­ben Uhr heu­te abend fliegt ei­ne Ma­schi­ne von San An­to­nio nach Bar­ce­lo­na. Es gibt einen An­schluß­flug nach Lon­don, und um Mit­ter­nacht wird sie wie­der zu Hau­se sein. Ich ge­be ihr das Geld für den Flug und für ein Ta­xi bis zu ih­rer Haus­tür.“ Er sag­te im­mer noch nichts, und so füg­te sie sanft hin­zu: „Lieb­ling, da gibt es nichts zu über­le­gen. Ich ha­be recht, und du weißt es. Sie kann nicht län­ger hier­blei­ben.“
     
    Se­li­na saß mit dem Rücken zum Haus am En­de des An­le­gers und ließ die Fü­ße ins Was­ser bau­meln. Ge­or­ge kam die Stu­fen von der Ter­ras­se her­un­ter, über­quer­te die Sli­p­an­la­ge und ging über die krum­men Plan­ken, wo­bei sei­ne Schrit­te wi­der­hall­ten, doch sie dreh­te sich nicht um. Als er ih­ren Na­men sag­te, ant­wor­te­te sie nicht. Er hock­te sich ne­ben sie.
    „Hö­ren Sie. Ich möch­te mit Ih­nen re­den.“
    Sie beug­te sich über das Was­ser, von ihm weg, ihr Haar teil­te sich im Nacken und fiel an den Sei­ten ih­res Ge­sich­tes her­ab.
    „Se­li­na, bit­te ver­su­chen Sie, mich zu ver­ste­hen.“
    „Sie ha­ben noch nichts ge­sagt.“
    „Sie kön­nen nach Lon­don zu­rück­flie­gen, heu­te noch. Um sie­ben Uhr geht ein Flug­zeug, dann sind Sie um Mit­ter­nacht zu Hau­se oder spä­tes­tens um eins. Fran­ces sagt, sie zahlt Ihr Ticket ...“
    „Wol­len Sie, daß ich ab­rei­se?“
    „Es geht nicht dar­um, was ich will oder was Sie wol­len. Wir müs­sen tun, was rich­tig und das Bes­te für Sie ist. Ver­mut­lich hät­te ich Sie über­haupt nicht erst hier be­hal­ten sol­len, aber die Um­stän­de ha­ben uns ir­gend­wie über­rum­pelt. Se­hen wir den Tat­sa­chen ins Au­ge: Ca­la Fu­er­te ist nicht ge­ra­de der rich­ti­ge Ort für je­man­den wie Sie, und die ar­me Agnes macht sich be­stimmt schon Sor­gen. Ich den­ke wirk­lich, Sie soll­ten nach Hau­se flie­gen.“
    Se­li­na zog ih­re lan­gen Bei­ne aus dem Was­ser und um­schlang die Knie, als ver­su­che sie, ih­ren Kör­per zu­sam­men­zu­hal­ten, um nicht aus­ein­an­der­zu­bre­chen.
    „Ich schi­cke Sie nicht fort“, sag­te er, „es muß Ih­re ei­ge­ne Ent­schei­dung sein...“
    „Das ist sehr nett von Ih­rer Freun­din.“
    „Sie will Ih­nen nur hel­fen.“
    „Wenn ich heu­te abend noch nach Lon­don zu­rück­flie­ge, ha­be ich nicht mehr viel Zeit.“
    „Ich wer­de Sie nach San An­to­nio brin­gen.“
    „Nein!“ Ih­re Hef­tig­keit er­schreck­te ihn, und zum ers­ten­mal wäh­rend ih­res Ge­sprächs dreh­te sie

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