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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Und zwar so­fort.“
    „Ich konn­te oh­ne einen Pfen­nig Geld kein Flug­ticket kau­fen.“
    „Das ist, wenn ich das mal so sa­gen darf, die lahms­te Aus­re­de, die ein Mann je­mals vor­ge­bracht hat.“
    Er sah hin­un­ter auf sei­nen Drink. „Ja“, sag­te er schließ­lich. „Viel­leicht.“
    Die Me­lo­die in sei­nem Hin­ter­kopf hör­te nicht auf. Nach ei­ner Wei­le sag­te Fran­ces: „Als du zu Pe­pe ge­fah­ren bist und die Klei­ne sich auf ih­re Ab­rei­se vor­be­rei­tet hat, bin ich ein biß­chen um dei­nen Schreib­tisch her­um­ge­schli­chen. Du scheinst im Au­gen­blick nicht ge­ra­de sehr pro­duk­tiv zu sein.“
    „Das bin ich auch nicht. Ich ha­be nicht ein Wort ge­schrie­ben.“
    „Hast du dem lie­ben Mr. Rut­land schon geant­wor­tet?“
    „Nein. Auch das ha­be ich nicht ge­tan. Aber“, füg­te er in leicht ge­häs­si­gem Ton hin­zu, „da­für ha­be ich einen Spe­zia­lis­ten kon­sul­tiert, und der hat mir ge­sagt, ich lit­te un­ter ei­ner Schreib­hem­mung.“
    „Nun“, mein­te Fran­ces mit ei­ner ge­wis­sen Be­frie­di­gung, „das klingt zu­min­dest schon wie­der ein biß­chen nach dem Ge­or­ge, den ich ken­ne. Und wenn du so frei von der Le­ber weg re­dest, kann ich das auch. Siehst du, Lieb­ling, ich glau­be näm­lich nicht, daß du je­mals ein zwei­tes Buch schrei­ben wirst.“
    „Wie­so bist du da so si­cher?“
    „Weil ich dich ken­ne. Schrei­ben ist har­te Ar­beit, und du bist ei­ner die­ser ty­pi­schen trä­gen Exil-Eng­län­der, die dem Nichtstun so ele­gant frö­nen wie kein an­de­res Volk auf der Welt.“
    Er grins­te an­er­ken­nend, und Fran­ces setz­te sich er­mu­tigt auf, froh, daß sie ihn we­nigs­tens im­mer noch zum La­chen brin­gen konn­te. „Ge­or­ge, wenn du nicht nach Má­la­ga willst, wenn du kei­ne Stier­kämp­fe magst, dann hab ich auch kei­ne Lust. Aber warum ge­hen wir nicht ein­fach zu­sam­men fort? Wir könn­ten mit der Eclip­se nach Sar­di­ni­en se­geln, oder auf dem Land­weg nach Aus­tra­li­en fah­ren, oder... auf ei­nem Ka­mel durch die Wüs­te Go­bi rei­ten...“
    „Mit den Kof­fern auf dem vor­de­ren Hö­cker.“
    „Du machst schon wie­der aus al­lem einen Witz. Es ist mein Ernst. Wir sind frei und ha­ben so viel Zeit, wie wir wol­len. Warum willst du dich an der Schreib­ma­schi­ne her­um­quä­len? Gibt es noch ir­gend et­was auf der Welt, wor­über du wirk­lich gut schrei­ben könn­test?“
    „Fran­ces, ich weiß es nicht.“
    Sie lehn­te sich in die Kis­sen zu­rück. Ihr Glas war leer, und sie stell­te es auf den Fuß­bo­den ne­ben sich. Aus­ge­streckt lag sie da, ver­füh­re­risch, reiz­voll und er­schre­ckend ver­traut. „Ich lie­be dich“, sag­te sie. „Das weißt du.“
    Es gab an­schei­nend kei­nen Grund, nicht mit ihr zu schla­fen. Er stell­te sein Glas ab, setz­te sich ne­ben sie, zog sie in die Ar­me und küß­te sie, als wol­le er sich er­trän­ken. Sie seufz­te lei­se und ge­nuß­voll und ver­grub ih­re Hän­de in sei­nem Haar. Als er sei­ne Lip­pen von den ih­ren lös­te und sei­ne Wan­ge an ih­rer rieb, fühl­te er, wie sein un­ra­sier­tes Ge­sicht ih­re Haut kratz­te. Sie schmieg­te ih­ren Kopf an sei­ne Schul­ter, die Ar­me um sei­nen Nacken ge­schlun­gen wie ein Schraub­stock.
    „Liebst du mich?“ frag­te sie, doch er konn­te dar­auf nicht ant­wor­ten, al­so frag­te sie: „Magst du mich? Willst du mich?“
    Er be­frei­te sich aus ih­rer Um­ar­mung und hielt sie an den Hand­ge­len­ken fest, als hät­ten sie mit­ein­an­der ge­kämpft.
    Sie lach­te. Ih­re gut­mü­ti­ge und ab­so­lut nicht nach­tra­gen­de Art hat­te ihm schon im­mer ge­fal­len. „Al­so, ich glau­be, du bist sturz­be­trun­ken“, stell­te sie fest.
    Er stand auf, um sich ei­ne Zi­ga­ret­te zu ho­len. Fran­ces er­hob sich eben­falls und fuhr sich mit den Hän­den durchs Haar. „Ich muß mich et­was zu­recht­ma­chen, be­vor ich zu Ro­dol­fo zu­rück­fah­re. Wie du weißt, ist er in man­chen Din­gen et­was alt­mo­disch. Hast du was da­ge­gen, wenn ich dein Schlaf­zim­mer be­nut­ze?“
    „Bit­te“, er­wi­der­te Ge­or­ge und schal­te­te das Ober­licht für sie ein.
    Sie lief die Stu­fen hoch, wo­bei ih­re San­da­len auf den Holz­boh­len klap­per­ten. Sie

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