Schlafender Tiger. Großdruck.
natürlich.“
„Ich glaube, Sie sollten sich langsam auf den Weg machen. So viel Zeit bleibt nicht mehr...“
Sie wurde freundlich, aber bestimmt fortgeschickt. Und sie würde niemals zurückkommen. Langsam folgte sie George ins Haus. Er nahm ihren beigefarbenen Mantel und trat beiseite, als wolle er sie vorbeigehen lassen. Hinter ihr stand Frances Dongen in der offenen Terrassentür.
„Pepe wartet“, sagte er sehr sanft.
Selina schluckte. „Ich habe auf einmal großen Durst“, sagte sie. „Kann ich noch etwas trinken?“
„Aber natürlich.“ Er ging in Richtung Brunnen, doch Selina sagte: „Nein, ich hätte lieber ein Sodawasser, das ist erfrischender und schön kalt. Machen Sie sich keine Mühe. Es steht welches im Kühlschrank. Ich brauche nicht lange.“
Sie warteten, während Selina sich hinter dem Küchentresen bückte, um eine eiskalte Flasche aus dem Kühlschrank zu holen. Einen Moment lang war sie nicht zu sehen, dann richtete sie sich mit der Flasche in der Hand wieder auf, öffnete sie, goß sich ein Glas ein und trank es so schnell aus, daß George die Befürchtung äußerte, sie werde einen Schluckauf bekommen.
„Ich kriege keinen Schluckauf.“ Sie stellte das leere Glas ab und lächelte plötzlich. Es war, als hätte das Glas mit dem Sodawasser alle ihre Probleme gelöst. „Es hat köstlich geschmeckt.“
Sie traten in den Sonnenschein hinaus, wo Pepe auf sie wartete. Er nahm Selinas Mantel und legte ihn vorsichtig auf den notdürftig gesäuberten Rücksitz. Selina verabschiedete sich von Frances und dankte für ihre Hilfe, und dann wandte sie sich George zu. Sie hielt ihm nicht die Hand hin, und er konnte sie nicht küssen. Sie sagten einander auf Wiedersehen, ohne sich zu berühren, und er fühlte sich, als würde er entzwei gerissen.
Schließlich stieg sie in das alte Auto, aufrecht, rührend und schrecklich verletzlich, und Pepe setzte sich neben sie. George gab ihm ein halbes Dutzend letzte Instruktionen und drohte, ihn umzubringen, falls irgend etwas schiefgehen sollte. Pepe verstand, nickte und lachte sein zahnloses Lachen, während er den ersten Gang einlegte.
Der alte Wagen fuhr stotternd den Hügel hoch, und George sah ihm nach, solange er das Motorengeräusch hören konnte, auch als der Wagen schon längst nicht mehr zu sehen war.
An diesem Abend gab es eine große Party im Cala Fuerte-Hotel. Sie war nicht geplant, sondern entwickelte sich spontan wie alle guten Parties, wobei die Zahl der Gäste verschiedenster Nationen ebenso gewaltig war wie die Menge dessen, was getrunken wurde. Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Ein dickes Mädchen beschloß, auf dem Tisch zu tanzen, fiel jedoch herunter, mitten in die Arme eines Mannes, wo es einschlief und für den Rest des Abends blieb. Einer der Bootsführer aus dem Hafen holte seine Gitarre hervor, und eine Französin imitierte einen Flamenco, was, wie George fand, das Komischste war, was er in seinem ganzen Leben gesehen hatte.
Gegen ein Uhr morgens verkündete er jedoch plötzlich, er werde nach Hause in die Casa Barco gehen. Es gab ein großes Protestgeschrei. Man warf ihm vor, ein Spielverderber zu sein, und beschwerte sich, daß er dran war, die nächste Runde Drinks zu spendieren, doch er blieb eisern, denn ihm war klar, daß er verschwinden mußte, bevor ihm das Lachen verging und er anfangen würde zu heulen. Es gab nichts Schlimmeres als einen gefühlsduseligen Betrunkenen.
Er stand auf und schob seinen Stuhl mit einem lauten Krachen zurück. Frances sagte: „Ich komme mit.“
„Du übernachtest hier, vergiß das nicht.“
„Ich fahre dich nach Hause. Was für einen Sinn hat es, zu Fuß zu gehen, wenn vor der Tür ein Wagen steht, mit dem man genausogut fahren kann?“
Er
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