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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Ba­den.“
    „Dann ge­hen Sie und zie­hen sich was an.“ „Aber zu­erst muß ich Ih­nen et­was sa­gen...“
    „Das kann war­ten. Nun lau­fen Sie schon.“
     
    Ge­or­ge trat auf die Ter­ras­se und war­te­te auf sie. Er zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an. Rod­ney Ack­land war fort, fort aus der Ca­sa Bar­co, fort aus Se­li­nas Le­ben. Ge­nau­so wie Jen­ny fort war, ihr Ge­spenst ver­bannt, die un­glück­li­che Af­fä­re für im­mer aus sei­nen Ge­dan­ken ver­trie­ben - ein­fach da­durch, daß er Se­li­na von ihr er­zählt hat­te. Jen­ny und Rod­ney ge­hör­ten bei­de der Ver­gan­gen­heit an, die Ge­gen­wart war gut und rich­tig, und die Zu­kunft barg so vie­le Hoff­nun­gen und fro­he Über­ra­schun­gen wie ein Weih­nachts­pa­ket.
    Im Gar­ten un­ter ihm leg­te Jua­ni­ta La­ken zu­sam­men. Sie summ­te im­mer noch fröh­lich vor sich hin und hat­te of­fen­bar kei­ne Ah­nung von dem Dra­ma, das sich ab­ge­spielt hat­te, wäh­rend sie sich um die Wä­sche küm­mer­te. Ei­ne Wel­le der Zu­nei­gung er­faß­te ihn. Nie­mand wuß­te bes­ser als er selbst, daß der Weg zur Höl­le im­mer mit gu­ten Vor­sät­zen ge­pflas­tert war, doch jetzt faß­te er einen Ent­schluß: Wenn das neue Buch ver­öf­fent­licht war, wür­de er ihr nicht nur ein Frei­ex­em­plar für ihr Spit­zen­deck­chen schen­ken, son­dern et­was Grö­ße­res. Ir­gend et­was, das sie sich sehr wünsch­te, aber nie­mals leis­ten konn­te. Ein Sei­den­kleid, ein Schmuck­stück oder einen neu­en Gas­herd.
    Als er Se­li­nas Schrit­te hin­ter sich hör­te, dreh­te er sich um. Sie trug ein är­mel­lo­ses, apri­cot­far­be­nes Lei­nen­kleid und San­da­len mit klei­nen Ab­sät­zen, in de­nen sie fast so groß war wie er. Es er­staun­te ihn, daß er so lan­ge ge­braucht hat­te, um zu er­ken­nen, daß sie ei­ne Schön­heit war. „Dies ist das ers­te Mal, daß ich Sie an­stän­dig an­ge­zo­gen se­he“, sag­te er. „Ich bin froh, daß Sie Ihr Ge­päck wie­der­ha­ben.“
    Se­li­na hol­te tief Luft. „Ge­or­ge, ich muß mit Ih­nen re­den.“
    „Wor­über?“
    „Über mei­nen Paß.“
    „Was ist da­mit?“
    „Nun, se­hen Sie, ich ha­be ihn über­haupt nicht ver­lo­ren.“
    Er zuck­te zu­sam­men und run­zel­te die Stirn. „Nein?“
    „Nein. Se­hen Sie... al­so, ges­tern nach­mit­tag, be­vor ich mit Pe­pe weg­fuhr... da hab ich ihn ver­steckt.“
    „Se­li­na!“ Er klang völ­lig ent­geis­tert. „Wie­so ha­ben Sie et­was so Schreck­li­ches ge­tan?“
    „Ich weiß, es war schreck­lich, aber ich woll­te nicht weg. Ich woll­te Sie nicht mit Mrs. Don­gen zu­rück­las­sen. Ich wuß­te, sie will nicht, daß Sie ein zwei­tes Buch schrei­ben. Sie will, daß Sie nach Aus­tra­li­en fah­ren oder in die Wüs­te Go­bi oder wo­hin auch im­mer. Mit ihr zu­sam­men. Und als ich in die Kü­che ging, um mir das So­da­was­ser aus dem Eis­schrank zu ho­len, da...“ Sie schluck­te. „Da ha­be ich mei­nen Paß im Brot­kas­ten ver­steckt.“
    „Wie konn­ten Sie nur so et­was tun!“
    „Ja, ich weiß. Aber ich dach­te nur an Sie, und was ich da­mit sa­gen will, ist, daß es jetzt kei­nen Grund mehr gibt, wie­so ich nicht mit Rod­ney nach Lon­don zu­rück­flie­gen soll­te. Ich mei­ne, ich wer­de ihn na­tür­lich nicht hei­ra­ten. Ich weiß jetzt, wie dumm es von mir war, auch nur zu den­ken, daß ich das könn­te. Aber ich kann nicht ewig hier­blei­ben.“
    Ih­re Stim­me ver­sag­te, doch Ge­or­ge kam ihr kein biß­chen zu Hil­fe, son­dern sah sie nur schwei­gend an.
    „Das ver­ste­hen Sie doch, nicht wahr?“
    „Oh, na­tür­lich ver­ste­he ich das.“ Er setz­te die Mie­ne ei­nes Man­nes auf, der al­les für den Sieg der Ge­rech­tig­keit op­fern wür­de. „Des­halb müs­sen wir auch das Rich­ti­ge tun.“
    „Ja... ja. Das mei­ne ich auch.“
    „Nun“, fuhr er auf­ge­räumt fort und sah auf sei­ne Uhr, „wenn Sie mit Rod­ney flie­gen wol­len, dann soll­ten Sie sich be­ei­len, sonst ist er mit sei­nem Ta­xi auf und da­von, be­vor Sie über­haupt das Ca­la Fu­er­te-Ho­tel er­reicht ha­ben...“
    Wäh­rend sie ihn un­gläu­big an­starr­te, stand er auf, wisch­te sich den Kalk von den Jeans und saß im nächs­ten Mo­ment wie­der an sei­nem

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