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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wie einen frisch­ge­fan­ge­nen Fisch. Sie setz­ten sich auf die Ru­der­bän­ke. „Es tut mir leid“, sag­te sie. „Woll­ten Sie das Ding­hi be­nut­zen?“
    Er dach­te, daß je­de an­de­re Frau als al­ler­ers­tes ei­ne Ent­schul­di­gung für sein Ver­hal­ten in der letz­ten Nacht ver­langt hät­te. Doch Se­li­na war nicht wie je­de an­de­re Frau.
    „Ich hof­fe, es macht Ih­nen nichts aus, daß ich es ge­nom­men ha­be ...“
    „Nein, na­tür­lich nicht.“
    „Sie ha­ben noch ge­schla­fen, als ich her­un­ter­kam. Ich muß­te Jua­ni­ta her­ein­las­sen.“ Er be­ob­ach­te­te sie, wäh­rend sie sprach, oh­ne zu hö­ren, was sie sag­te, und ver­such­te sich mit dem nie­der­schmet­tern­den Ge­dan­ken an­zu­freun­den, daß sie Rod­ney Ack­land hei­ra­ten wür­de, daß sie die gan­ze Zeit mit ihm ver­lobt ge­we­sen war, oh­ne ein Wort da­von zu sa­gen.
    „... und geht es Ih­rer Freun­din gut? Sie war nicht all­zu bö­se, hof­fe ich.“
    „Mei­ne Freun­din? Ach so, Sie mei­nen Fran­ces. Ich weiß nicht, ob sie bö­se ist. Sie ist noch ges­tern nacht nach San An­to­nio zu­rück­ge­fah­ren. Sie wird sich wie­der be­ru­hi­gen, und al­les ist ver­ges­sen.“
    „Ich hät­te nicht zur Ca­sa Bar­co zu­rück­kom­men sol­len, ich weiß das jetzt, aber...“
    Er er­trug es nicht län­ger. „Se­li­na!“
    Sie run­zel­te die Stirn. „Stimmt ir­gend et­was nicht?“
    „Hö­ren Sie. Da war­tet je­mand in der Ca­sa Bar­co auf Sie. Er ist ge­kom­men, um Sie wie­der mit nach Lon­don zu neh­men. Ein ge­wis­ser Rod­ney Ack­land.“
    Sie er­starr­te und sah ihn mit weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen an.
    „Er ist letz­te Nacht aus Lon­don her­ge­flo­gen. Als er aus Bour­ne­mouth zu­rück­kam, stell­te er fest, daß Sie al­lein nach San An­to­nio ab­ge­reist wa­ren, al­so nahm er das nächst­bes­te Flug­zeug. Ich ha­be ihm ge­sagt, daß ich nicht Ihr Va­ter bin, und ich muß ge­ste­hen, er schi­en nicht be­son­ders über­rascht zu sein. Er will mit Ih­nen re­den.“
    Ei­ne küh­le Bri­se kam vom Meer her, und Se­li­na zit­ter­te. Er sah die dün­ne Gold­ket­te, die im Ober­teil des win­zi­gen Bi­ki­nis ver­schwand, den er ihr ge­kauft hat­te. Jetzt wuß­te er, daß dar­an kein Kon­fir­ma­ti­ons­kreuz hing, wie er ge­dacht hat­te. Er griff da­nach, zog die Ket­te her­aus und da­mit auch Rod­ney Ack­lands Ver­lo­bungs­ring. Der Sa­phir und die Dia­man­ten glänz­ten in der Son­ne.
    „Se­li­na. Warum ha­ben Sie mir das nie ge­sagt?“
    Ih­re Au­gen wa­ren in die­sem Mo­ment bei­nah ge­nau­so blau wie der Sa­phir, den er un­ter ih­rem Kinn hin und her schwin­gen ließ. „Ich weiß es nicht.“
    „Sie sind mit Rod­ney ver­lobt?“
    Sie nick­te.
    „Sie wer­den ihn nächs­ten Mo­nat hei­ra­ten.“
    Wie­der nick­te sie.
    „Aber warum ha­ben Sie ein sol­ches Ge­heim­nis dar­aus ge­macht?“
    „Es ist kein Ge­heim­nis. Ich ha­be Rod­ney von Ih­nen er­zählt. Ich sag­te ihm, ich glaub­te, Ge­or­ge Dyer sei mein Va­ter. Und ich woll­te, daß er mit mir kommt, um Sie zu su­chen. Aber er konn­te nicht. Er hat­te ge­schäft­lich in Bour­ne­mouth zu tun, und of­fen­bar konn­te er sich nicht vor­stel­len, daß ich al­lein her­flie­gen wür­de. Er sag­te, wenn Sie wirk­lich mein Va­ter wä­ren, wür­de mein plötz­li­ches Auf­tau­chen Sie in ei­ne pein­li­che La­ge ver­set­zen. Und wenn Sie nicht mein Va­ter wä­ren, wä­re es so­wie­so ver­geb­li­che Mü­he. Er schi­en nicht zu be­grei­fen, wie wich­tig es für mich war; ei­ne Fa­mi­lie zu ha­ben, rich­tig zu je­man­dem zu ge­hö­ren.“
    „Ken­nen Sie ihn schon lan­ge?“
    „Seit ich ein klei­nes Mäd­chen war. Sei­ne Fir­ma küm­mer­te sich um al­le fi­nan­zi­el­len An­ge­le­gen­hei­ten mei­ner Groß­mut­ter. Sie moch­te ihn sehr und hat im­mer ge­hofft, ich wür­de ihn ei­nes Ta­ges hei­ra­ten.“
    „Und das wer­den Sie jetzt tun.“
    „Ja. Ich ha­be am En­de im­mer ge­tan, was sie woll­te.“ In Ge­or­ges dunklen Au­gen konn­te sie plötz­lich Mit­ge­fühl er­ken­nen und er­schrak. Be­mit­lei­dens­wert woll­te sie nun wirk­lich nicht er­schei­nen. „Wir zie­hen aus Queen's Ga­te fort“, sag­te sie schnell. „Wir ha­ben ei­ne

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