Schlafender Tiger. Großdruck.
Bournemouth bist.“
„Ich habe in der Wohnung angerufen, sobald ich wieder in London war, und Agnes sagte mir, wo du bist. Natürlich habe ich das nächste Flugzeug genommen und bin sofort hergekommen.“
„Das war sehr nett von dir, Rodney.“
„Was hältst du davon, wieder nach Hause zu fliegen?“
„Ich wäre schon viel früher zurückgekommen, aber mir wurde am Flughafen mein ganzes Geld gestohlen, und ich konnte das Rückflugticket nicht bezahlen.“
„Du hättest mich doch benachrichtigen können; ich hätte dir sofort telegraphisch Geld angewiesen.“
„Ich... Ich wollte dir keine Umstände machen. Außerdem“, fügte sie in einem Anflug von Ehrlichkeit hinzu, „dachte ich, du würdest sagen, du hättest mich gewarnt. Das hast du ja auch, und ich habe mich geirrt, George Dyer war nicht mein Vater... ist nicht mein Vater...“
„Nein, das war mir schon vorher klar.“
„Aber du siehst doch ein, daß ich es selbst herausfinden mußte?“
Er seufzte. „Leider bin ich immer noch der Meinung, es wäre besser gewesen, du hättest mir die Angelegenheit überlassen.“
„Ich hatte dich gebeten, mit mir zu kommen. Ich wollte, daß du mich begleitest, aber du hast dich geweigert.“
„Ich habe mich nicht geweigert, ich konnte nicht. Das weißt du genau.“
„Du hättest diese Mrs. Wie-hieß-sie-noch vertrösten können.“
„Selina!“ Erschrocken stellte er fest, daß sie sich noch mehr verändert hatte, als auf den ersten Blick zu erkennen war.
Sie holte tief Luft. „Jedenfalls bereue ich nichts. Ich bin froh, daß ich hergekommen bin, auch wenn George nicht mein Vater ist. Und ich würde alles genauso noch einmal machen.“
Es war eine Aufforderung zum Kampf, doch bevor Rodney sich eine Erwiderung überlegen konnte, kam George Dyer herein, die Katze auf dem Arm, und mischte sich fröhlich in die Unterhaltung.
„Also, ist das nicht nett? Sie haben einander wiedergefunden. Wie wäre es mit einem Drink, um sich abzukühlen?“
„Ich möchte nichts trinken, danke“, sagte Rodney steif.
„Dann vielleicht eine Zigarette?“
„Nein, im Moment nicht.“ Er räusperte sich. „Ich habe Selina gerade gesagt, daß ich denke, es ist am besten, wir fliegen so bald wie möglich nach London zurück. Mein Taxi wartet am Cala Fuerte-Hotel, wir können also sofort zum Flughafen fahren.“
„Gute Organisation“, bemerkte George.
Rodney warf ihm einen raschen Blick zu, um zu sehen, ob George sich über ihn lustig machte, doch er konnte keine Spur von Humor in den dunklen Augen erkennen. Nicht ganz überzeugt wandte er sich wieder an Selina. „Vielleicht solltest du lieber packen. Wo hast du gewohnt?“
„Hier“, antwortete Selina.
Rodney wurde sichtlich blaß. „Hier?“
„Ja. Hier. In der Casa Barco.“
„Du hast hier geschlafen?“
„Es gab keine andere Möglichkeit...“
Sie zitterte ein wenig, und George spürte, daß sie nervös war. „War das nicht ein ganz kleines bißchen unkonventionell?“ Rodney klang jetzt eisig.
George setzte Pearl abrupt auf den nächsten Stuhl. „Das finde ich nicht. Immerhin dürfen wir nicht vergessen, daß Selina meine Cousine ist.“
„Und vergessen wir auch nicht, eine sehr entfernte. Außerdem geht es gar nicht darum.“
„Worum geht es dann?“
„Nun, Selina taucht hier unaufgefordert auf, ohne sich anzukündigen, eine völlig Fremde für Sie, und Sie behalten Sie hier, lassen Sie praktisch in diesem Haus wohnen und, soweit ich sehen kann, im selben Zimmer schlafen. Ich habe ja volles Verständnis dafür, daß Sie sich nicht unbedingt um Ihren eigenen Ruf sorgen, aber Selina zuliebe hätten Sie doch sicher eine andere Lösung finden können.“
„Vielleicht wollten wir das nicht“, sagte George.
Rodney verlor die
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