Schlafender Tiger. Großdruck.
Ruf zu verlieren, und ich finde dein Benehmen einfach unglaublich! Ich wage gar nicht daran zu denken, was Mr. Arthurstone dazu sagen wird.“
„Du wirst es Mr. Arthurstone bestimmt erklären können, Rodney, da bin ich mir sicher. Und ich denke... wenn du es ihm erklärst, sagst du ihm auch besser gleich, daß er mich nicht zum Altar führen muß. Es tut mir wirklich furchtbar leid, aber am Ende ist es doch am besten so. Immerhin wäre ich ja doch nur eine Belastung für dich, nach allem, was geschehen ist. Und... hier ist dein Ring...“
Sie hielt ihn Rodney in der ausgestreckten Hand hin, die blinkenden Diamanten und den dunkelblauen Saphir, dazu gedacht, Selina für immer an ihn zu binden. Er hatte Lust, den Ring in einer großartigen Geste über die Terrassenbrüstung ins Meer zu schleudern, doch er hatte eine Stange Geld gekostet, deshalb schluckte Rodney seinen Stolz herunter und nahm ihn an sich.
„Es tut mir leid, Rodney.“
Mannhaft zu schweigen schien die würdevollste Lösung. Rodney machte auf dem Absatz kehrt und ging auf die Tür zu, doch George war vor ihm da und hielt sie ihm auf. „Wie schade, daß Ihr Besuch so wenig erfreulich verlief. Sie sollten einmal später im Jahr nach Cala Fuerte kommen, wenn mehr los ist. Ich bin sicher, Wasserskifahren und Tauchen und Harpunieren würde Ihnen großen Spaß machen. Es war zu gütig von Ihnen herzukommen.“
„Glauben Sie nur nicht, Mr. Dyer, daß ich oder meine Partner Ihnen das durchgehen lassen.“
„Das glaube ich nicht eine Sekunde. Ich bin sicher, Mr. Arthurstone wird ein paar kluge Ideen aus dem Ärmel zaubern, und schon bald werde ich der glückliche Empfänger eines formvollendeten Schreibens sein. Sind Sie sicher, daß ich Sie nicht ins Dorf fahren soll?“
„Danke, ich ziehe es vor, zu Fuß zu gehen.“
„Nun ja, chacun á son go û t. Es war mir ein ganz besonderes Vergnügen. Auf Wiedersehen.“
Rodney erwiderte darauf nichts, sondern verließ wütend das Haus. George sah ihm nach, bis er sicher die Straße erreicht hatte, und schloß die Tür.
Er drehte sich um. Selina stand immer noch an der gleichen Stelle. Sie sah aus, als erwartete sie eine weitere heftige Szene, doch er seufzte nur. „Sie müssen von Sinnen sein, daß Sie jemals auch nur daran gedacht haben, einen solchen Mann zu heiraten. Sie würden Ihr halbes Leben damit verbringen, sich zum Dinner umzuziehen, und die andere Hälfte, alle diese langen Wörter im Wörterbuch nachzusehen. Und wer ist überhaupt dieser Mr. Arthurstone?“
„Er ist der Seniorpartner der Kanzlei, für die Rodney arbeitet. Er ist schon sehr alt und hat Arthritis in den Knien.“
„Und er sollte Sie zum Altar führen?“
„Es gab niemand anderen.“
Ein trauriges Eingeständnis. „Sprechen Sie von Mr. Arthurstone oder von Rodney?“ fragte George.
„Von beiden, nehme ich an.“
„Möglicherweise“, bemerkte George sanft, „möglicherweise haben Sie an einem schlimmen Vaterkomplex gelitten.“
„Ja, vielleicht haben Sie recht.“
„Und jetzt?“
„Jetzt nicht mehr.“
Sie zitterte erneut, und er lächelte. „Wissen Sie, Selina, ich hätte es niemals für möglich gehalten, wieviel man in einer so lächerlich kurzen Zeit über einen anderen Menschen erfahren kann. Ich weiß schon ziemlich viel über Sie. Zum Beispiel, wie Sie aussehen, wenn Sie lügen, was leider häufiger vorkommt. Ihre Augen werden dann so groß, daß sie aussehen wie zwei blaue Teiche. Und wenn Sie versuchen, über irgendeine unverschämte Bemerkung von mir nicht zu lachen, ziehen Sie die Mundwinkel herunter und zaubern ein ganz und gar unerwartetes Grübchen auf Ihr Gesicht.
Und wenn Sie nervös sind, zittern Sie. Jetzt sind Sie nervös.“
„Ich bin nicht nervös. Mir ist kalt vom
Weitere Kostenlose Bücher