Schlaflos in Schottland
unterwegs waren. Nach Christinas Ansicht hatte Papa die Gefahren übertrieben. Solange sie an den schmalen Stellen langsam ritten und dafür sorgten, dass ihre Pferde ruhig blieben, fühlten sie sich auf dem Pfad alle drei sehr sicher.
„Komm, Aggie.“ Devon führte Aggies Pferd zu einem niedrigen Baumstumpf und wartete, bis ihre Schwester aufgestiegen war. Dann tat sie dasselbe für Christina. Als die Reihe an ihr war, packte sie den Sattelknauf und schwang sich ohne Hilfe auf ihr Pferd.
Neidisch sah Christina ihr dabei zu. Devon war ungebärdig, vollkommen unabhängig und wild entschlossen, alles ohne Hilfe zu schaffen. Christina wünschte sich, sie besäße wenigstens einen kleinen Teil dieser Eigenschaften. Falls es so weit kam, dass sie wieder auf sich selbst gestellt waren, würde sie es brauchen.
Schweren Herzens lenkte sie ihr Pferd neben Devons, und sie ritten los. „Was sollen wir tun?“
Devon spitzte nachdenklich die Lippen. „Wir müssen verhindern, dass Catriona und Papa sich noch näher kommen.“
„Wie sollen wir das anstellen? Bis jetzt haben wir mit allem, was wir versucht haben, genau das Gegenteil erreicht.“
„Lass mich darüber nachdenken.“
Christina nickte und ritt den Pfad entlang, während Devon ihr langsamer folgte und offenbar im Stillen die Möglichkeiten erwog, die sich ihnen boten.
Als sie die Stelle erreichten, wo der Weg schmaler wurde, trieb Devon ihr Pferd an, sodass sie wieder neben Christina ritt. „Ha! Ich weiß, was wir tun werden“, verkündete sie mit listiger Miene.
„Und was ist das?“, erkundigte sich Christina.
„Papa wird heute Abend sehr spät zu Hause zurückerwartet. Onkel Dougal hat einen seiner Männer losgeschickt, der herausfinden soll, wann genau er kommt.“
„Und?“
„Bevor Papa eintrifft, schleichen wir uns aus Onkel Dougals Haus und reiten nach Gilmerton. Es wird schon dunkel sein, aber wir kennen den Weg gut und werden keine Probleme haben. Dann stellen wir die Möbel um.“
„Und wieso sollte das helfen?“, erkundigte Christina sich verdutzt.
„Du wirst schon sehen.“ Devon lenkte ihr Pferd den schmalen Pfad entlang.
Was auch immer Devon vorhatte, wenn dadurch das Unvermeidliche auch nur um eine einzige Stunde hinausgezögert wurde, war Christina dabei.
Mit schon etwas leichterem Herzen beeilte sie sich, ihrer Schwester zu folgen.
17. Kapitel
Die Liebe ist ein seltsames Ding, meine Lieblinge. Manchmal kommt sie auf einem weißen Pferd angaloppiert und reißt einen von den Füßen wie eine herrliche Geschichte aus alten Zeiten. Dann wieder kommt sie leise wie ein Regentropfen und stiehlt euch das Herz, bevor ihr auch nur gemerkt habt, dass es in Gefahr war.
So sprach die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Geschafft!“ Müde rieb sich Triona den schmerzenden Rücken. Es hatte fast zwei Stunden gedauert, die Möbel im Salon nach ihren Wünschen umzustellen. „So gefällt es mir. Es wirkt viel heller und gemütlicher.“
Mrs Wallis nickte zustimmend. „Das finde ich auch, Mylady.“ An Liam und Angus gewandt, fuhr sie fort: „Tragt den überzähligen Tisch ins Frühstückszimmer und stellt ihn dort in die Ecke. Wir können morgens die Teekannen draufstellen. Ach, es is’ ja schon schrecklich spät! Ich hab der Köchin aufgetragen, das Dinner ..."
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern in meinem Schlafzimmer essen.“ Das Letzte, was Triona wollte, war ein einsames Dinner an dem langen Tisch im Speisezimmer. „Ich bin sehr müde.“ Gott sei Dank. Ich hoffe, in der kommenden Nacht schlafe ich besser.
„Sie wollen früh schlafen gehen, Mylady? Das kann ich Ihnen nich’ verdenken. Außerdem werden Seine Lordschaft und die Kinder bald zurück sein, und dann sind Ihre friedlichen Tage vorbei.“ Triona lachte. „So habe ich das noch gar nicht gesehen. Vielleicht sollte ich auch ein heißes Bad nehmen.“
Mrs Wallis verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. „Ich lasse sofort heißes Wasser nach oben bringen, Mylady.“ Ein letztes Mal begutachtete sie ihr Werk und nickte schließlich zufrieden.
„Sehr viel besser! Wenn das Seiner Lordschaft nich’ gefällt, is’ der Mann blind.“
Lächelnd dachte Triona daran, dass die Tage ab morgen wieder ihren üblichen Verlauf nehmen würden. Bevor sie in dem großen prächtigen Haus allein gewesen war, hatte sie gar nicht bemerkt, wie sehr sie es genoss, alle um sich herum zu haben. Da waren natürlich die
Weitere Kostenlose Bücher