Schlaflos in Schottland
passt auf, dass ihr eure Kleider nicht zerreißt. Onkel Dougal wird misstrauisch, wenn wir völlig zerzaust zurückkommen.“ Devon ging voran. Während sie durchs Gebüsch zu dem Fenster schlich, das am nächsten beim Sofa lag, duckte sie sich so tief, dass sie nur noch halb so groß war wie sonst. Sie stellte sich auf eine Seite der Scheibe und Christina auf die andere. Aber sie kamen zu spät, um Catriona und ihren Gast zu belauschen. Die alte Frau brach bereits auf.
Sie hörten, wie Catriona sich von ihr verabschiedete, dann ging die Fremde, und Mrs Wallis betrat das Zimmer. „Was für eine Freude, Ihre Großmutter zu sehen!“
„Ja, das war es.“
„Wollen wir jetzt die Möbel umstellen?“
Devon starrte mit finsterem Blick durchs Fenster.
„Oh ja!“, stimmte Catriona begeistert zu. „Was haben Sie denn geplant?“
„Zunächst mal habe ich geplant, Angus und Liam zu rufen, damit sie die Arbeit für uns machen können.“
Vorsichtig sah Devon von der Seite aus ins Fenster, um die beiden Frauen zu beobachten, während sie redeten und lachten. Dann rückten Triona und Mrs Wallis den Schreibtisch an eine Stelle, wo er von der Sonne beschienen wurde, und ließen anschließend die beiden Diener das Sofa ein Stück zur Seite schieben. Nun schaute man vom Kanapee aus direkt aufs Feuer, während es vorher seitlich vom Kamin gestanden hatte. Von Weitem sah es so aus, als würde kein einziger Gegenstand im Zimmer - Stühle und Tisch, Kerzenhalter und Teppiche - an seinem alten Platz bleiben.
„Was macht sie da?“, zischte Devon mit Lippen, die vor Wut fast weiß waren. Sie wirbelte herum und stapfte zornig mitten durch die Büsche davon.
Christina hoffte, dass die Frauen im Salon zu beschäftigt waren, um etwas zu hören, denn Devons Schritte waren alles andere als leise. Kopfschüttelnd folgte sie ihrer Schwester.
Sie durchquerten den Garten und gingen durchs Tor hinaus zu der kleinen Lichtung, die hinter einer Baumreihe verborgen war. Dort waren die Pferde an einen niedrigen Ast gebunden. Aggie saß neben ihnen im Gras und aß zufrieden einen Apfel.
Sobald sie die Bäume erreicht hatten, drehte Devon sich auf dem Absatz zu Christina um. „Hast du das gesehen? Sie macht genau das, was sie angekündigt hat - sie verändert Dinge!“
Christina runzelte die Stirn. „Sie verrückt nur die Möbel.“ „Damit fängt sie an“, erklärte Devon und ballte die Hände zu Fäusten. „Aber danach wird sie nicht aufhören!“
Christina antwortete ihr nicht. Sie hatte dem kleinen Ausflug zugestimmt, weil sie neugierig gewesen war, womit Catriona sich beschäftigte, nun, da Papa fort war. Zwar wusste sie nicht recht, was sie erwartet hatte, doch irgendwie hatte sie wohl gehofft, sie würden Catriona dabei ertappen, dass sie irgendetwas wirklich Schlimmes tat. Das wäre schon deshalb schön gewesen, weil Christina dann nicht mehr das bedrückende Gefühl hätte haben müssen, der neuen Frau ihres Vaters unrecht zu tun.
Natürlich wollte Papa Triona nicht - sein Verhalten hatte das ganz deutlich gezeigt. Jedenfalls zu Anfang, bevor er so wütend auf seine Töchter geworden war, weil sie über Catrionas mangelnde Reitkünste gelacht hatten. Christina konnte sein zorniges Gesicht immer noch vor sich sehen. Und ein leises Stimmchen in ihrem Inneren fragte, ob Papa vielleicht, sehr vielleicht doch etwas an Catriona lag, und er nur nicht wollte, dass irgendjemand - womöglich nicht einmal Catriona selbst - davon erfuhr.
Dieser Gedanke gefiel Christina überhaupt nicht. Noch schlimmer war aber, dass Devon sich von Papas Schelte gedemütigt gefühlt hatte und nun darauf brannte, sich an Catriona zu rächen.
Christina stieß einen unglücklichen Seufzer aus und ließ sich neben ihrer kleinen Schwester auf dem Boden nieder.
Vor ihnen lief Devon wütend auf und ab, und bei jedem Schritt flatterte ihr Rock um ihre Beine. „Ich kann nicht glauben, dass sie so etwas tut! “
„Was hat sie denn gemacht?“, erkundigte Aggie sich mit vollem Mund.
„Sie hat nur die Möbel umgestellt“, erwiderte Christina. Fragend kniff Aggie die Augen zusammen. „Na und?“
„Genau das habe ich auch gesagt.“ Christina schüttelte den Kopf. „Aber Devon hält es für einen teuflischen Akt.“
„Es ist die Tat einer Teufelin“, stellte Devon klar. Sie blieb vor ihren Schwestern stehen. „Es mag ja sein, dass wir Catriona nichts wirklich Schreckliches haben tun sehen, aber wir haben sie ja auch nur ein paar Minuten
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