Schlaflos in Schottland
groß war. Obwohl er anderer Meinung gewesen war als Triona, hätte er nicht die Beherrschung verlieren und derart zornig werden dürfen. Selbst jetzt noch musste er gegen sein Schuldgefühl ankämpfen, wenn er an das Chaos dachte, dass er ausgelöst hatte.
Seufzend wandte er sich dem Wagen zu, um beim Entladen zu helfen.
Ferguson winkte ab. „Geh’n Sie ruhig, Mylord. Einer der Stallburschen kann mir helfen. Ich wecke ihn gleich auf.“
Wieder sah Hugh zum Haus hinüber. Sie würde jetzt im Bett liegen und nach Schlaf und Lavendel duften. Ihr Nachthemd würde sich um ihre Beine gewickelt haben, ihre Haut war sicher warm und ...
Wenige Sekunden später schloss Hugh die Eingangstür auf und trat ins Haus. Er knöpfte seinen Mantel auf, warf ihn über einen Stuhl in der Halle und rieb seine eisigen Hände aneinander. Vielleicht sollte er sich aufwärmen, bevor er ins Bett ging, sonst würden seine kalten Hände und Füße seine Frau auf unangenehme Art aufwecken.
Bei diesem Gedanken spannte sich sein ganzer Körper an. Oh, wie er sich danach sehnte, seine warme, üppig gerundete, heißblütige Frau aufzuwecken! Doch wenn er sich daran machte, wollte er warm, sehr, sehr warm sein.
Ein kleines Glas Portwein vor dem prasselnden Kaminfeuer würde ausreichen. Morgen früh, wenn alles geklärt war, würde er die Mädchen im Haus seines Bruders abholen, und alles konnte wieder seinen geregelten Gang gehen. Sofern Triona ihm vergab ...
Er öffnete die Tür zur Bibliothek und ging im Dunkeln zu seinem Schreibtisch, um die Lampe anzuzünden, die darauf stand.
„Au!“ Hugh stolperte über irgendetwas, stürzte nach vorn und wollte sich am Sofa festhalten, doch er griff ins Leere. Mit lautem Krach fiel er gegen einen kleinen Tisch, Glas klirrte und irgendetwas landete auf dem Boden.
Einen Moment lag er überrascht auf dem Boden und starrte in der Dunkelheit hinauf zur Decke, während Zorn in ihm aufstieg. Was, zur Hölle, war hier los? Vorsichtig, um sich nicht an den Glassplittern zu schneiden, stand er auf. Es gelang ihm, den kleinen Tisch, den er umgeworfen hatte, zu finden und wieder aufzurichten. Unter seinen Stiefeln knirschte das zerbrochene Glas. Das war seltsam; dieser Tisch hatte normalerweise seinen Platz vor dem Kamin. Was hatte er mitten im Zimmer zu suchen?
Mit finsteren Blicken schaute Hugh sich um. Sein Zeh schmerzte, sein Kiefer war angespannt. Nur mit Mühe konnte er die Umrisse der Möbel erkennen, doch kein einziger Gegenstand schien dort zu stehen, wo er hingehörte. Was hat diese Frau getan?
Mit ausgestreckten Armen bewegte er sich vorsichtig durch den Raum auf seinen Schreibtisch zu, stieß gegen einen weiteren Tisch und stolperte fast über einen Stuhl. Endlich fand er die Lampe und zündete sie an. Der goldene Lichtschein verteilte sich im Zimmer.
Hugh schaute sich um und meinte, seinen Augen nicht zu trauen. Abgesehen von seinem Schreibtisch war jedes einzelne Möbelstück an eine andere Stelle gerückt worden. Ohne Sinn und Verstand und ohne sich an die allgemeinen Gepflogenheiten zu halten, standen die Sachen herum, fast so, als wollte derjenige, der das gemacht hatte, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, rief er nach den Dienern.
Kurz darauf waren Schritte im Flur zu hören, und Mrs Wallis erschien im Türrahmen. Sie hatte sich nur rasch einen Morgenmantel übergeworfen und umklammerte mit einer Hand eine Lampe und mit der anderen einen Besen, als handele es sich um Waffen. Hinter ihr stand Angus und fuchtelte mit etwas herum, das aussah wie ein Stuhlbein.
Mrs Wallis stellte den Besen weg und presste die Hand aufs Herz. „Oh je, Sie haben uns furchtbar erschreckt, Mylord! Wir wussten nicht, dass Sie wieder da sind und ...“ Sie schaute sich im Zimmer um. „Gütiger Himmel! Was is’ denn hier passiert?“ „Fragen Sie Ihre Herrin“, erwiderte Hugh grimmig.
„Aber hier drinnen haben wir die Möbel nicht umgestellt. Nur im Salon. Und ich muss selbst sagen, dass wir das sehr gut gemacht haben.“
Er sah die Haushälterin misstrauisch an. „Sie haben ihr geholfen?“ „Natürlich, Mylord. Und Angus und Liam auch.“
Angus nickte zur Bestätigung.
Müde rieb Hugh sich mit der flachen Hand den Nacken. „Sie muss später noch einmal zurückgekommen sein, um die Möbel in diesem Zimmer zu verrücken.“
Mrs Wallis begann, die Glasscherben zusammenzufegen, und machte dabei ein zweifelndes Gesicht. „Ich weiß nix davon, Mylord. Das hier is’
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