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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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deutlicher gemacht, wie sinnlos mein Leben ohne ihn ist. Nur Menschen, die uns wichtig sind, können uns wirklich wütend machen. Ich meine, so richtig wütend. So wütend wie ich es bin. Oder?
    Ich presse den Eingangsstempel auf das Papier und lege das Blatt in die Mappe. Das nächste Schreiben. Konzentrier dich, Eve. Versuch es wenigstens.
     
    Hallo Frau Jörß,
    anbei übersenden wir Ihnen wie versprochen die neuen Entwürfe der All Areas-Karten. Wir hoffen, dass Ihnen unser Design-Vorschlag zusagt und freuen uns schon jetzt auf Ihre Rückmeldung.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Stephan Ziebell
    ZiebellDesign
     
    So ein All Areas-Pass ist schon was Feines. Man kann überall rein, ohne Fragen beantworten zu müssen. Ein freundliches Nicken von der Security und ansonsten keinerlei Probleme. Warum gibt es so einen Pass nicht auch für das normale Leben? Das Leben, das außerhalb von High Society Veranstaltungen stattfindet? Ein Pass, der einen problemlos an allen Hindernissen vorbeiführt. Keine Hürden. Keine hübschen Praktikantinnen, die einem die Männer ausspannen. Und wenn sie sich doch mal dazwischen schieben, verschafft einem der All Areas-Pass letztendlich auch wieder Zutritt zum wichtigsten Raum des Gebäudes, für den 08/15-Praktikantinnen so wie allen anderen Non-VIPs der Zugang verwehrt bleibt. Ein Raum nur für VIPs. Ein Raum nur für Peter und mich.
    Ein weiterer Eingangsstempel.
    Nein. Dieser Kerl ist nicht einen einzigen Gedanken wert. Ich muss ihn vergessen. Es muss doch möglich sein, ihn endlich hinter mir zu lassen. Er hat mich nicht verdient. Feige ist er. Nichts weiter. Wenn er mit diesem Dummchen glücklich werden will, dann soll er doch. Ich habe es nicht nötig, auf ihn zu warten.
    Ich schaue auf mein Handy in der Handtasche unter meinem Tisch.
     
    "Hallo?"
    "Julia?"
    "Was ist, Süße? Alles okay?"
    "Ich bin wieder in der Agentur."
    "Und? Wie ist dein erster Tag?"
    "Er ist okay. Aber ich rufe aus einem anderen Grund an."
    "Ist was passiert?"
    "Hast du noch die Nummer von Jens? Dem Typen aus der 2sam-Bar?"
    "Klar. Ich hoffe, du möchtest ihn dir nicht ausleihen. Ich meine, wir sind beste Freundinnen und unter Freundinnen macht man ja mal eine Ausnahme. Und dass du dich nach der Sache mit Peter ablenken möchtest, versteh ich. Aber der Typ ist ein echter Glücksfall für mich. Wir sehen uns mehrere Tage nicht und wenn er dann anruft, verabreden wir uns für ein spontanes Treffen. Ganz ohne Zwang. Ohne Verpflichtungen. Genau das, was ich im Moment brauche. Und der Sex mit ihm ... Also, bitte Eve, ich mag dich sehr, aber seine Nummer würde ich dir wirklich ungern ..."
    "Hör auf, Julia. Ich will doch gar nichts von dem Typen."
    "Nicht?"
    "Sein Kumpel. Tim hieß er, oder?"
    "War es nicht Tom?"
    "Vielleicht. Meinst du, du kannst über Jens die Nummer von ihm rausbekommen?"
    "Aber ich dachte, du wolltest ihn nicht wieder sehen."
    "Kannst du das nun für mich machen oder nicht?"
    "Natürlich. Kein Problem."
    "Danke."
     
    Ich schiebe das Handy zurück in die Tasche. Wäre doch gelacht, wenn ich es nicht schaffen könnte, Peter durch einen Anderen zu ersetzen. Es muss ja nicht gleich der Mann des Lebens sein. Unser Abend in der 2sam-Bar war so abrupt geendet, weil ich mich nicht auf etwas Neues einlassen wollte. Aber jetzt will ich es. Im Grunde habe ich gar keine andere Wahl.
    Tanja, die Assistentin von Herrn Lohmeyer, kommt im Stöckelschritt aus dem Versammlungsraum, scheinbar, um eine Kopie zu ziehen. Der Weg zum Kopierraum führt sie direkt an mir vorbei.
    "Hallo Eve. Schön, dass du wieder da bist", stellt sie strahlend fest.
    "Ich freue mich auch."
     
    Tom ist keiner von der sensiblen Sorte. Keiner, der beleidigt ist, wenn man nicht anruft oder sich aus einer peinlichen Situation stiehlt. Das erleichtert mir das Gewissen, als ich neben ihm erwache.
    Seine haarigen Beine ragen unter der Bettdecke hervor, während er seinen Schlaf mit dröhnenden Sägegeräuschen untermalt. Seltsamerweise stört mich weder das Schnarchen noch die Tatsache, mit ihm im Bett gelandet zu sein. Er ist kein Traummann. Nicht mal unter Abzug gewisser Toleranzpunkte. Aber er ist nett. Ein Mann, der am liebsten direkt zur Sache kommt. Und trotzdem: Nett. Genau das Richtige für meine Situation.
    Ich frage mich, ob es klüger gewesen wäre, gleich bei unserem ersten Treffen das Unausweichliche zuzulassen. Hätte mir das nicht viele Probleme erspart?
    Ich hebe die Decke, um meinen Zustand zu überprüfen. Außer meinem

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