Schlaflos in Tofuwuerstchen
in ihrem Blick weicht Fassungslosigkeit.
"Na ja. Im Grunde habe ich ihm ja die Pistole auf die Brust gesetzt, oder? Anstatt mich darüber zu freuen, dass er scheinbar noch Gefühle für mich hat, wollte ich gleich wieder aufs Ganze gehen, ihn zur Rede stellen. Und als das nicht funktioniert hat, habe ich ihn einfach stehen lassen."
"Du bist abgehauen. Und damit hast du das einzig Richtige getan."
"Im ersten Moment sah es vielleicht so aus, als wäre es das Richtige."
"Soll das heißen, dass du die Sache mit Tom schon wieder bereust? Dass die Ablenkung mit ihm einmalig war und du jetzt wieder in Selbstmitleidsorgien zwischen Erdnussflips und DVDs verfällst?"
Julias Abneigung gegen Frustessen und Frustfernsehen habe ich noch nie nachvollziehen können.
"Nein, das heißt es nicht. Ich mag Tom. Das tue ich wirklich."
"Dann solltest du die Zeit mit ihm auch genießen und nicht darüber nachdenken, was du bei Peter hättest anders machen müssen. Er hatte seine Chance und er hat es vermasselt."
Warum habe dann nur ständig ich das Gefühl, etwas vermasselt zu haben?
"Und jetzt hör auf, darüber nachzudenken und trink lieber was Richtiges." Sie winkt die Kellnerin an unseren Tisch. "Dieser Typ ist nicht einen einzigen deiner Gedanken wert."
Das Prasseln des Regens hat etwas Beruhigendes. "Mistwetter" entfuhr es heute beinahe jedem, der die Agentur mit lädiertem Regenschirm betrat. Doch ich kann beim besten Willen nichts Negatives an Regen finden. Endlich zu Hause und vor allem: endlich auf meinem Sofa angekommen kann mir der Tag nur noch wenig anhaben.
Ich ziehe das Handy erneut aus meiner Hosentasche. Nein. Ich kann die SMS nicht noch mal lesen. Vielleicht sollte ich sie lieber löschen, um nicht in Versuchung zu kommen, eine übereilte Antwort zu schreiben.
Nach kurzem Zögern schaue ich schließlich doch ein weiteres Mal rauf.
Liebe Eve. Seit deinem Abgang habe ich nichts mehr von dir gehört. Es tut mir leid, wie es neulich gelaufen ist. Das Letzte, was ich wollte, ist dich zu verletzen. Du hast wirklich schon genug durchgemacht. Erst die Trennung, dann der Unfall und nun auch noch die Sache mit uns. Vielleicht können wir uns noch mal in Ruhe treffen und über alles reden? Bitte melde dich. Peter.
Die Sache mit uns. Hat er eine Ahnung, was er mir mit diesem Satz antut? Ich schwanke zwischen bemühter Ignoranz und dem dringenden Bedürfnis, ihn auf der Stelle anzurufen. Aber was würde das bringen? Wieder eine übereilte Entscheidung, die ich hinterher bereue. Der nächste Schritt muss gut durchdacht sein. Trostsex und Barbesuche in allen Ehren, wenn ich tatsächlich die Wahl habe, muss ich nicht überlegen, wofür ich mich entscheide. Ich will ihn . Und nur ihn.
Ich versuche, meinen Verstand abzurufen. Taktik. Habe ich eine? Ist zappeln lassen die richtige Strategie? Habe ich es damit bisher eigentlich schon probiert?
Ich werfe erneut einen Blick auf seine Worte.
Vielleicht können wir uns noch mal in Ruhe treffen und über alles reden?
Ja, vielleicht können wir das. Diesmal allerdings mit einem besseren Ende. Wenn es ihm ernst ist, wird er noch mal versuchen, den Kontakt herzustellen. Ganz sicher.
Bis dahin werde ich ihn warten lassen. So lange, bis ihn die Unsicherheit verrückt macht. Warum sollte es nicht funktionieren? Ich habe ihn nach dem Kuss einfach zu sehr unter Druck gesetzt. Mein Fehler. Doch seine SMS ist der eindeutige Beweis, dass ich es nicht total versaut habe. Wenn ich es jetzt richtig mache, kann ich ihn vielleicht doch noch zur Besinnung bringen. Zappeln lassen. Ein guter Plan. Nicht mein erster, auch nicht der zweite. Aber vielleicht der Plan, der endlich meine Schäfchen ins Trockene bringt.
Kapitel 8 : Der richtige Moment
Das Geländer der Terrasse scheint frisch gestrichen. Genau wie der angrenzende Zaun. Ein strahlendes Weiß, das im Grün des umliegenden Rasens umso schöner zur Geltung kommt. Die Sitzecke hinter dem Haus steht an derselben Stelle wie damals. An den seitlichen Außenwänden schiebt sich Efeu bis zum Dach. Die Fenster links und rechts neben der Tür heben sich wie zwei Augen aus dem dunkelrot lackierten Holz der Eingangsfront.
Ein seltsam vertrautes Gefühl durchfährt mich, als ich am Haus vorbeigehe. Ist es tatsächlich schon drei Jahre her, dass wir hier unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht haben?
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Peter hatte mich mit dem Trip ins Grüne überrascht. Nur zwei Stunden von zu
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