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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Slip trage ich nichts. Auf dem Tisch an der Tür steht eine fast leere Flasche Rotwein. Wir scheinen gestern Abend nicht lange um den heißen Brei herumgeredet zu haben. Ich schaue mich in dem fremden Zimmer um. Mein Shirt liegt am Fußende, der Jeansrock unter dem Tisch, mein BH hängt über der Ecke einer Seitenkommode. Himmel, hatten wir es so eilig?
    Ich versuche, mich zu erinnern. Mein Anruf bei ihm. Der Kinobesuch, den wir bereits in der Pause des Films abgebrochen hatten, weil seine Hand in meinem Schoß uns beiden ziemlich schnell klarmachte, dass wir weder das Kino noch den Film für den eigentlich angestrebten Höhepunkt des Abends benötigen.
    Ich stütze mich auf die Ellenbogen. Soll ich mich anziehen und einfach davonschleichen? Wäre es Tom wirklich egal? Und ist es mir egal, ob es ihm egal ist?
    Meine Bewegung scheint ihn geweckt zu haben. Langsam kommt er zu sich.
    Aus blinzelnden Augen schaut er zu mir herüber. "Hey. Schon so früh wach?"
    "Wer sagt, dass es früh ist?"
    "Na ja. Es ist noch dunkel." Er nickt in Richtung Fenster.
    "Stimmt."
    "Musst du los?", will er wissen.
    "Ich weiß nicht. Musst du denn?"
    Er schiebt sich an der Bettlehne hoch in Sitzposition. "Na ja, hab nen Termin in der Werkstatt mit meinem Kombi." Er greift nach der Armbanduhr auf seinem Nachttisch. "Aber erst in zwei Stunden."
    Ich lächle. Beinahe aufrichtig. "Ich muss um Acht in der Agentur sein."
    "Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit", sagt er und rückt ein Stück näher, während er mit seinen Fingerspitzen über meine nackte Schulter streift. Der Gedanke, es ein weiteres Mal zuzulassen, stört mich weniger, als ich vermutet hätte. Er ist gut. Auf gelassene Art und Weise gut. Und eine Ablenkung, die scheinbar endlich Wirkung zeigt.
     
    "Dann steht dieser Tom meinem Jens ja scheinbar in nichts nach." Julia schlürft an ihrem Cocktail, als wäre er ein Überlebenselixier.
    "Zumindest wird er meinen Anforderungen gerecht", antworte ich grinsend, während ich an meinem Wasser nippe. Der Wein vom Vorabend hat ein Hämmern in meinem Kopf hinterlassen, das ich heute gerne vermeiden möchte. Die 2sam- Bar ist voll, trotzdem kein Grund, mich auch dementsprechend zu verhalten.
    "Na, siehst du, Süße. Genau das war es, was ich die ganze Zeit über gemeint habe. Du musst offensiv durchs Leben gehen."
    "Du hast auch gesagt, dass ich es noch mal mit Peter versuchen soll."
    "Nur, weil ich angenommen hatte, dass er Mann genug ist, um zu seinen Emotionen zu stehen. Aber im Grunde wusste ich schon immer, dass er ein Arsch ist. Und nun ist es auch dir endlich klar geworden."
    Ich nicke. Etwas zu wissen, ist die eine Sache. Danach zu handeln steht auf einem anderen Blatt.
    "Und jetzt kannst du endlich wieder selbstbewusst durchs Leben gehen, Eve. So wie es jede Frau tun sollte. Du holst dir den Spaß, den du brauchst, bei Männern wie Tom. Tiefschürfende Gespräche kannst du mit mir führen. So hast du alles Glück der Welt zusammen, ohne anstrengende Beziehungen zu führen."
    "Beziehungen müssen nicht automatisch auch gleich anstrengend sein", sage ich.
    "Müssen sie nicht. Sind sie aber meistens." Ein weiterer Schluck von ihrem undefinierbaren Cocktail. Sie hat es scheinbar eilig, die Wirkung zu spüren.
    "Die Beziehung mit Peter war eigentlich nie anstrengend. Es lief im Grunde alles prima."
    "Bis das im Grunde von Clara unterbrochen wurde, meinst du ..."
    "Du weißt, was ich meine."
    "Ich weiß vor allem, dass du das Talent hast, dir Dinge schönzureden, Eve. Dieser Typ hat dich belogen und betrogen, dich verlassen, dich danach wieder angebaggert, nur um dich dann wieder fallen zu lassen."
    "Ganz so schwarzweiß, wie du es darstellst, war es ja nun nicht."
    "Ach nein?" Sie schaut mich skeptisch an. "Hab ich irgendeine Station verpasst?"
    "Na ja. Klar hat er mich verlassen. Aber dass wir jetzt zum zweiten Mal im Streit auseinander gegangen sind, lag ja zum Großteil auch an mir."
    "An dir? Nur weil du es gewagt hast, eine Entscheidung von ihm zu verlangen?"
    "Man kann das doch irgendwie sogar verstehen. Ich meine, da hat er gerade was mit Clara angefangen und schon tauche ich wieder in seinen Gefühlen auf. Das kann einen doch schon verwirren. Irgendwie."
    Ich wundere mich über meine eigenen Worte. Nehme ich ihn tatsächlich in Schutz? Ist es die Befürchtung, die neue Chance mit ihm zu schnell aufgegeben zu haben, noch bevor sich überhaupt etwas daraus entwickeln konnte?
    "Das meinst du jetzt nicht Ernst, Eve!" Die Skepsis

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