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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf der Veranda und blätterte müßig die Morgenzeitung durch. Als Ralph den Weg zum Haus hochging, fasste er einen spontanen Entschluss. Er würde Bill eine Menge erzählen, aber nicht alles. Auf jeden Fall weglassen wollte er, dass die beiden Typen, die er aus May Lochers Haus kommen sah, wie die Außerirdischen in den Sensationsblättern ausgesehen hatten, die man im Red Apple kaufen konnte.
    McGovern sah auf, als er die Stufen heraufkam. »Hallo, Ralph.«
    »Hi, Bill. Kann ich mit dir reden?«
    »Klar.« Er schlug die Zeitung zu und legte sie sorgfältig zusammen. »Gestern haben sie meinen alten Freund Bob Polhurst doch noch ins Krankenhaus gebracht.«
    »Ach? Ich dachte, du hättest schon viel früher damit gerechnet.«
    »Hab ich. Haben alle . Er hat uns an der Nase herumgeführt. Tatsächlich schien sich sein Zustand zu verbessern - jedenfalls was die Lungenentzündung betrifft -, aber dann hatte er einen Rückfall. Gestern gegen Mittag hatte er einen Atemstillstand, und seine Nichte dachte, er würde sterben, bevor der Krankenwagen eintrifft. Aber er hat es geschafft, und jetzt scheint sein Zustand wieder stabil zu sein.« McGovern sah seufzend auf die Straße. »May Locher tritt mitten in der Nacht ab, und Bob schleppt sich einfach weiter durch. Was für eine Welt, hm?«
    »Kann man wohl sagen.«

    »Worüber wolltest du reden? Hast du dich endlich entschlossen, Lois einen Antrag zu machen? Brauchst du einen väterlichen Rat, wie du es anfangen sollst?«
    »Ich brauche einen Rat, aber nicht wegen meines Liebeslebens.«
    »Raus damit«, sagte McGovern gepresst.
    Ralph gehorchte und war mehr als nur ein wenig erleichtert über McGoverns stumme Aufmerksamkeit. Er fing damit an, dass er kurz umriss, was Bill schon wusste - der Vorfall mit Ed und dem Lastwagenfahrer im Sommer 1992, und wie sehr seine damaligen Äußerungen mit dem übereinstimmten, was er an dem Tag von sich gab, als er Helen verprügelte, weil sie die Petition unterschrieben hatte. Während Ralph sprach, spürte er deutlicher denn je, dass es Zusammenhänge zwischen den seltsamen Dingen gab, die ihm widerfahren waren, Zusammenhänge, die er fast sehen konnte.
    Er erzählte McGovern von den Auren, aber nicht von dem lautlosen Inferno, das er vor nicht mal einer halben Stunde erlebt hatte - soweit wollte er zumindest vorläufig noch nicht gehen. McGovern wusste selbstverständlich von Charlie Pickering und Charlies Angriff auf Ralph, ebenso, dass Ralph schwerere Verletzungen vermieden hatte, indem er die Spraydose einsetzte, die Helen und ihre Freundin ihm gegeben hatten, aber jetzt erzählte Ralph ihm etwas, was er am Sonntagabend verschwiegen hatte, als er McGovern bei einem improvisierten Essen von dem Überfall berichtete: wie die Spraydose wie durch ein Wunder in seiner Jackentasche aufgetaucht war. Nur behauptete er, dass seiner Vermutung nach der alte Dor der Wundertäter gewesen war.

    »Heilige Scheiße!«, rief McGovern aus. »Du lebst gefährlich, Ralph!«
    »Kann sein.«
    »Wie viel davon hast du Johnny Leydecker erzählt?«
    Sehr wenig, wollte Ralph sagen, aber dann wurde ihm klar, dass selbst das eine Übertreibung gewesen wäre. »Fast nichts«, sagte er. »Und noch etwas habe ich ihm nicht gesagt. Etwas weitaus mehr … nun, weitaus Wichtigeres, schätze ich. Hat damit zu tun, was da oben passiert ist.« Er deutete zu May Lochers Haus, wo gerade zwei blauweiße Kleinbusse vorgefahren waren. MAINE STATE POLICE stand auf den Seiten geschrieben. Ralph vermutete, dass das die Leute von der Spurensicherung waren, die Leydecker erwähnt hatte.
    »May?« McGovern beugte sich auf dem Sessel nach vorn. »Weißt du etwas darüber, was May zugestoßen ist?«
    »Ich glaube, ja.« Bedächtig von Wort zu Wort springend wie ein Mann, der einen gefährlichen Wildbach auf Steinen überquert, schilderte Ralph McGovern, wie er aufgewacht, ins Wohnzimmer gegangen war und die beiden Männer aus May Lochers Haus hatte kommen sehen. Er berichtete von seiner erfolgreichen Suche nach dem Fernglas und erzählte McGovern von der Schere, die einer der beiden bei sich gehabt hatte. Er erwähnte nicht seinen Albtraum von Carolyn oder die leuchtenden Spuren, und ganz sicherlich nicht seinen nachträglichen Eindruck, dass die beiden Männer einfach durch die Tür gegangen waren; damit hätte er sich auch noch den letzten Rest Glaubwürdigkeit kaputt gemacht, den er noch besitzen mochte. Er kam mit seinem anonymen Anruf bei 911 zum Ende, dann
saß er stumm in

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