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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von der Schlaflosigkeit erzählt, aber ich bezweifle, ob das allein ausgereicht hätte, dass Litchfield … du weißt schon, petzt. Das andere - das er, wie du sagst, sensorische Störungen genannt hat - habe ich gar nicht mitbekommen. Ich war so betroffen, jemand könnte dich für vorzeitig senil halten, dass es mir gar nicht aufgefallen ist, obwohl ich selbst in letzter Zeit auch Probleme mit meiner Wahrnehmung habe.«

    »Du!«
    »Ja, Ma’am. Vor einer Weile hast du etwas noch Interessanteres gesagt. Du hast gesagt, du hättest Janet auf eine wirklich seltsame Weise gesehen. Auf beängstigende Weise. Du könntest dich nicht erinnern, was du gesagt hast, bevor die beiden gegangen sind, aber du wüsstest genau, wie du dich gefühlt hast. Du siehst den anderen Teil der Welt. Den Rest der Welt. Umrisse um die Dinge, Umrisse in den Dingen, Geräusche innerhalb von Geräuschen. Ich nenne es die Welt der Auren, und die erlebst du auch. Ist es nicht so, Lois?«
    Sie sah ihn einen Moment schweigend an, dann schlug sie die Hände vor das Gesicht. »Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren«, sagte sie, und dann sagte sie es noch einmal: »O Ralph, ich dachte, ich würde den Verstand verlieren.«

5
    Er umarmte sie, dann ließ er sie los und hob ihr Kinn hoch. »Keine Tränen mehr«, sagte er. »Ich habe kein zweites Taschentuch dabei.«
    »Keine Tränen mehr«, stimmte sie zu, aber ihre Augen glitzerten schon wieder feucht. »Ralph, wenn du nur wüsstest, wie schrecklich es gewesen ist …«
    »Ich weiß es.«
    Sie lächelte strahlend. »Ja, das weißt du, nicht wahr?«
    »Dieser Idiot Litchfield ist nicht nur wegen der Schlaflosigkeit auf die Idee gekommen, dass du senil wirst - wahrscheinlich hat er auch mehr an die Alzheimersche gedacht -, sondern deswegen, weil die Schlaflosigkeit von
etwas anderem begleitet wurde … etwas, was er für Halluzinationen gehalten hat. Richtig?«
    »Kann sein, aber davon hat er damals nichts gesagt. Als ich ihm erzählte, was ich gesehen hatte - die Farben und alles -, schien er ausgesprochen verständnisvoll zu sein.«
    »Hmhm, und kaum hattest du sein Sprechzimmer verlassen, hat er deinen Sohn angerufen und ihm gesagt, er soll schleunigst nach Derry kommen und etwas wegen seiner alten Mutter unternehmen, die die Leute in bunten Hüllen und mit langen Ballonschnüren sieht, die von ihren Köpfen emporschweben.«
    »Die siehst du auch? Ralph, die siehst du auch? «
    »Ich auch«, sagte er und lachte. Es hörte sich ein klein wenig wahnsinnig an, aber das überraschte ihn nicht. Er wollte ihr hundert Fragen stellen; er fühlte sich rasend vor Ungeduld. Und da war noch etwas, etwas so Unerwartetes, dass er es zuerst überhaupt nicht hatte identifizieren können: Er war geil. Nicht nur interessiert; richtig geil.
    Lois weinte wieder. Ihre Tränen hatten die Farbe von Nebel über einem stillen See, und sie rauchten ein wenig, als sie ihre Wangen hinabliefen. Ralph wusste, sie würden dunkel und moosig schmecken, wie eingerollte Farntriebe im Frühling.
    »Ralph … das … das ist … herrje!«
    »Größer als Michael Jackson beim Super Bowl, was?«
    Sie lachte kläglich. »Nun, nur … du weißt schon, nur ein bisschen.«
    »Es gibt einen Namen für das, was mit uns passiert, Lois, und das ist nicht Schlaflosigkeit oder Senilität oder die Alzheimersche Krankheit. Es heißt Hyperrealität.«

    »Hyper-Realität«, murmelte sie. »Herrgott, was für ein exotisches Wort.«
    »Ja, das ist es. Ein Apotheker unten im Rite Aid, Joe Wyzer, hat mir davon erzählt. Aber es ist viel mehr dran, als er wusste. Mehr als jeder bei klarem Verstand ahnen würde.«
    »Ja, wie Telepathie … das heißt, wenn es wirklich passiert. Ralph, sind wir noch bei Verstand?«
    »Hat deine Schwiegertochter deine Ohrringe genommen?«
    »Ich … sie … ja.« Lois richtete sich auf. »Ja, das hat sie.«
    »Kein Zweifel?«
    »Nein.«
    »Dann hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Wir sind bei Verstand … aber ich glaube, was die Telepathie betrifft, irrst du dich. Wir lesen nicht Gedanken , sondern Auren. Hör zu, Lois, ich möchte dir alle möglichen Fragen stellen, aber ich glaube, dass es nur eines gibt, was ich im Moment wirklich wissen muss. Hast du auch schon gesehen …« Er verstummte unvermittelt und fragte sich, ob er wirklich aussprechen sollte, was ihm auf der Zunge lag.
    »Ob ich was gesehen habe?«
    »Okay. Das wird sich verrückter anhören als alles, was du mir erzählt hast, aber ich bin nicht

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