Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hielte, würde er heutzutage nicht jedes Mal daran denken, den Blinker zu setzen), aber sie sagte nichts - sie saß nur auf dem Sitz, auf dem Carolyn bei fünftausend oder mehr Fahrten gesessen hatte, und hielt genau wie Carolyn die Handtasche auf dem Schoß. Lichtstreifen - Neonreklamen, Ampeln, Straßenlampen - glitten wie Regenbogen über Lois’ Wangen und Stirn. In ihren dunklen Augen lag ein distanzierter und nachdenklicher Ausdruck. Sie hatte geweint, als Rosalie gestorben war, hemmungslos geweint, und Ralph hatte das Rollo wieder herunterlassen müssen.
    Fast hätte Ralph das nicht getan. Sein erster Impuls war gewesen, auf die Straße zu laufen, bevor Joe Wyzer wegfahren konnte. Um Joe zu sagen, dass er vorsichtig sein musste. Um ihm zu sagen, wenn er heute Abend die Hosentaschen leerte, würde er feststellen, dass ein billiger Kamm fehlte, keine große Sache, die Leute verloren ständig solche Kämme, aber diesmal war es eine große Sache, und nächstes Mal konnte Joe Wyzer , Apotheker bei Rite Aid, am Ende einer Bremsspur auf der Straße liegen. Hören Sie mir zu, Joe, und hören Sie mir gut zu. Sie müssen besonders vorsichtig sein, denn es gibt jede Menge Neuigkeiten aus der Hyperrealitäts-Zone, und in Ihrem Fall stehen sie alle in einem schwarzen Rahmen.
    Aber das hätte gewisse Probleme aufgeworfen. Das größte war, so verständnisvoll Joe Wyzer an dem Tag gewesen war, als er Ralph den Termin beim Akupunkteur verschafft
hatte, er würde Ralph für verrückt halten. Und außerdem, wie sollte man sich vor einem Wesen schützen, das man noch nicht mal sehen konnte?
    Also hatte er das Rollo heruntergelassen … aber zuvor hatte er einen letzten prüfenden Blick auf den Mann geworfen, der ihm gesagt hatte, er sei früher einmal Joe Wyze gewesen, aber heute sei er älter und Wyzer. Die Auren waren noch da, und er konnte Wyzers Ballonschnur sehen, ein helles Orange-Gelb, die unversehrt von seinem Scheitel emporstieg. Demnach war noch alles in Ordnung mit ihm.
    Jedenfalls vorläufig.
    Ralph hatte Lois in die Küche geführt und ihr noch eine Tasse Kaffee eingeschenkt - schwarz, mit viel Zucker.
    »Er hat sie getötet, nicht wahr?«, fragte sie, als sie die Tasse mit beiden Händen an die Lippen führte. »Das kleine Biest hat sie getötet.«
    »Ja. Aber ich glaube nicht, dass er es heute Nacht getan hat. Ich glaube, in Wirklichkeit hat er es schon heute Morgen getan.«
    »Warum? Warum? «
    »Weil er es konnte«, sagte Ralph grimmig. »Ich glaube, einen anderen Grund braucht er nicht. Nur weil er es konnte.«
    Lois hatte ihn mit einem langen, abschätzenden Blick angesehen, und ihr Gesicht nahm allmählich einen erleichterten Ausdruck an. »Du bist dahintergekommen, richtig? Ich hätte es in dem Moment wissen müssen, als ich dich heute Abend gesehen habe. Ich hätte es gewusst, wenn mir nicht so viele andere Dinge durch meinen dummen Kopf gegangen wären.«

    »Dahintergekommen? Davon bin ich noch meilenweit entfernt, aber einiges habe ich mir zusammengereimt. Lois, hast du Lust, mit mir ins Derry Home zu fahren?«
    »Ich denke schon. Möchtest du Bill besuchen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, wen ich besuchen möchte. Es könnte Bill sein, aber auch Bills Freund Bob Polhurst. Vielleicht sogar Jimmy Vandermeer - du kennst ihn doch?«
    »Jimmy V.? Natürlich kenne ich ihn. Seine Frau kannte ich noch besser. Sie hat bis zu ihrem Tod mit uns Poker gespielt. Ein Herzanfall, und so plötzlich …« Sie verstummte unvermittelt und sah Ralph mit ihren dunklen spanischen Augen an. »Jimmy liegt im Krankenhaus? O Gott, es ist der Krebs, richtig? Der Krebs hat wieder angefangen.«
    »Ja. Er liegt im Zimmer gleich neben Bills Freund.« Ralph erzählte ihr von der Unterhaltung mit Faye heute Morgen und dem Zettel, den er am Nachmittag auf dem Picknickplatz gefunden hatte. Er wies auf die seltsame Konstellation der Zimmer und ihrer Bewohner hin - Polhurst, Jimmy V., Carolyn - und fragte Lois, ob sie das für einen Zufall hielte.
    »Nein. Ich bin mir sicher, dass es keiner ist.« Sie hatte auf die Uhr gesehen. »Komm mit - ich glaube, die reguläre Besuchszeit endet um halb zehn. Wenn wir vorher dort sein wollen, sollten wir uns besser ranhalten.«

2
    Als er jetzt in die Zufahrt zum Krankenhaus einbog ( Du hast wieder vergessen den Blinker zu setzen, Herzblatt, bemerkte Carolyn), sah er Lois an - Lois, die ihre Handtasche umklammerte und deren Aura gerade nicht zu sehen war - und fragte sie, ob es ihr gut gehe.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher