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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinaufgeschossen.
    Die Welt flackerte, und plötzlich schien etwas mehr Licht in diesem stinkenden Loch zu sein … und auch etwas mehr Platz. Der Geruch verschwand nicht, aber er wurde erträglich. Jetzt war es, als hielte man sich in einem kleinen Zelt voller Leute mit schmutzigen Füßen und Achselschweiß auf - nicht angenehm, aber man konnte damit leben, jedenfalls eine Weile.
    Ralph stellte sich plötzlich das Zifferblatt einer Taschenuhr vor, deren Zeiger sich rasch bewegten. Ohne den Geruch, der versuchte, seine Kehle hinunterzurinnen und ihn zu ersticken, war es besser, aber dennoch blieb es ein gefährlicher Aufenthaltsort - angenommen, sie kämen erst morgen früh hier wieder heraus, und das Bürgerzentrum wäre nur noch ein rauchendes Loch an der Main Street? Und das war nicht ausgeschlossen. Hier unten war es unmöglich, die Zeit zu messen - kurzfristig, langfristig oder
wie auch immer. Er sah auf seine Uhr, doch das sagte ihm nichts. Er hätte sie vorher stellen sollen, aber er hatte es vergessen.
    Lass gut sein, Ralph - du kannst nichts dagegen tun, also lass es gut sein.
    Er versuchte es, und dabei kam ihm der Gedanke, dass der alte Dor am Tag, an dem Ed mit dem Pick-up von Mr. West Side Gardeners zusammengestoßen war, hundertprozentig recht gehabt hatte; es war besser, sich nicht in langfristige Angelegenheiten einzumischen. Und doch waren sie hier, der älteste Peter Pan und die älteste Wendy der Welt, und glitten unter einem verzauberten Baum in eine schleimige Unterwelt hinab, die keiner von ihnen sehen wollte.
    Lois sah ihn an, das widerliche rote Leuchten erhellte ihr Gesicht, in ihren ausdrucksvollen Augen stand Furcht. Er sah dunkle Spuren auf ihrem Kinn und stellte fest, dass es sich um Blut handelte. Sie nagte nicht mehr nur an ihrer Unterlippe, sie biss regelrecht hinein.
    [»Ralph, alles in Ordnung?«]
    [»Ich kann mit einem hübschen Mädchen unter eine alte Eiche kriechen, und da fragst du noch? Mir geht es bestens, Lois. Aber ich denke, wir sollten uns besser beeilen.«]
    [»Gut.«]
    Er tastete unter sich herum und stellte den Fuß auf eine knorrige Eichenwurzel. Sie trug sein Gewicht, und er ließ sich den steinigen Hang hinunterrutschen, zwängte sich unter einer weiteren Wurzel durch und hielt Lois dabei um die Taille gefasst. Ihr Rock rutschte bis zu den Oberschenkeln hoch, und Ralph musste wieder kurz an Chuckie
Engstrom und seinen Spickestab denken. Er stellte amüsiert und verärgert zugleich fest, dass Lois sich bemühte, den Rock wieder nach unten zu ziehen.
    [»Ich weiß, dass eine Dame nach Möglichkeit immer versucht, den Rock unten zu lassen, aber ich glaube, wenn man unter alten Eichen eine Trolltreppe hinabrutscht, geht diese Regel über Bord. Okay?«]
    Sie schenkte ihm ein verlegenes, ängstliches Lächeln.
    [»Wenn ich gewusst hätte, was wir vorhaben, hätte ich Hosen angezogen. Ich dachte, wir würden nur ins Krankenhaus gehen.«]
    Wenn ich gewusst hätte, was wir vorhaben, dachte Ralph, hätte ich meine Aktien verkauft, auch wenn sich am Aktienmarkt eine Baisse abzeichnet, und hätte uns zwei Flugtickets nach Rio gekauft, meine Liebe.
    Er tastete mit einem Fuß umher, weil er wusste, wenn er abrutschte, würde er wahrscheinlich an einem Ort weit außerhalb der Reichweite der Ambulanzen von Derry landen. Direkt vor seinen Augen kam ein rötlicher Wurm aus dem Boden und ließ kleine Erdkrümel auf Ralphs Stirn rieseln.
    Scheinbar eine Ewigkeit lang spürte er nichts, dann fand sein Fuß glattes Holz - diesmal keine Wurzel, sondern so etwas wie eine richtige Stufe. Er rutschte nach unten, ohne Lois’ Taille loszulassen, und wartete, ob das Ding, worauf er stand, unter ihrer beider Gewicht zerbrechen würde.
    Es hielt und war breit genug für sie beide. Ralph sah nach unten und stellte fest, dass es sich um die oberste Stufe einer schmalen Treppe handelte, die in eine rot getönte Dunkelheit hinabführte. Sie war für ein - und möglicherweise von einem - Geschöpf gebaut worden, das viel
kleiner als sie selbst war, weshalb sie sich ducken mussten, aber es war immer noch besser als der Albtraum der letzten Augenblicke.
    Ralph sah Tageslicht durch das gezackte Loch über ihnen, und seine Augen schauten mit einem Ausdruck dümmlicher Sehnsucht aus seinem schmutzigen, schweißüberströmten Gesicht. Das Tageslicht war ihm noch nie so verlockend und so fern vorgekommen. Er drehte sich zu Lois um und nickte ihr zu. Sie drückte seine Hand und erwiderte das Nicken. Gebückt

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