Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
dass Jan Chasse verhindert war. Der Trauzeuge des Ehemanns war Detective John Leydecker, der immer noch einen Gips am rechten Arm trug, sonst aber keine Spuren des Einsatzes mehr zeigte, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Er hatte vier Tage im Koma gelegen, aber Leydecker wusste, welch großes Glück er gehabt hatte; außer dem State Trooper, der zum Zeitpunkt der Explosion neben ihm gestanden hatte, waren sechs weiter Polizisten gestorben, darunter zwei Mitglieder von Leydeckers handverlesenem Team.
    Brautjungfer war Lois’ Freundin Simone Castonguay, und beim Empfang wurde der erste Trinkspruch von einem Mann ausgebracht, der gern behauptete, dass er früher Joe Wyze gewesen sei, heute aber älter und Wyzer wäre. Im Anschluss daran hielt Trigger Vachon eine abgehackte, aber von Herzen kommende Rede und endete mit dem Wunsch, dass »diese beiden Menschen hunnertundfünfzig
werden und kein’ Tag nicht Rheuma oder Verstopfung ham!«
    Als Ralph und Lois den Saal verließen, das Haar noch voller Reis, den hauptsächlich Faye Chapin und der Rest der Harris Avenue Altsemester geworfen hatten, kam ein Mann mit einem Buch in der Hand und einem feinen weißen Haarschopf, der ihm um den Kopf wehte, zu ihnen gelaufen. Er stellte ein breites Lächeln zur Schau.
    »Glückwunsch, Ralph«, sagte er. »Glückwunsch, Lois.«
    »Danke, Dor«, sagte Ralph.
    »Wir haben dich vermisst«, sagte Lois zu ihm. »Hast du deine Einladung nicht bekommen? Faye hat gesagt, er würde sie dir geben.«
    »Oh, er hat sie mir gegeben. Ja, o ja, das hat er, aber ich geh nicht zu so was, wenn es drinnen ist. Zu eng. Beerdigungen sind noch schlimmer. Hier, das ist für euch. Ich habe es nicht eingepackt, weil die Arthritis in meinen Fingern mittlerweile zu schlimm dafür ist.«
    Ralph nahm es. Es war ein Gedichtband mit dem Titel Concurring Beasts . Der Name des Dichters, Stephen Dobyns, ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen, aber er wusste nicht recht, warum.
    »Danke«, sagte er zu Dorrance.
    »Nicht so gut wie einige seiner späteren Werke, aber gut. Dobyns ist sehr gut.«
    »Wir lesen sie uns in den Flitterwochen vor«, sagte Lois.
    »Das ist eine gute Zeit, um Gedichte zu lesen«, sagte Dorrance. »Vielleicht die beste Zeit. Ich bin mir sicher, ihr werdet sehr glücklich miteinander.«
    Er wollte gehen, drehte sich aber noch einmal um.

    »Ihr habt tolle Arbeit geleistet. Die Langfristigen waren sehr zufrieden.«
    Dann ging er seines Weges.
    Lois sah Ralph an. »Hast du eine Ahnung, wovon er redet?«
    Ralph schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht mit Gewissheit, dachte aber, dass er es wissen sollte . Die Narbe an seinem Arm hatte zu kribbeln angefangen, wie es manchmal vorkam, ein Gefühl fast wie ein tiefsitzendes Jucken.
    »Langfristige«, murmelte sie. »Vielleicht hat er uns gemeint, Ralph - schließlich sind wir inzwischen keine jungen Hühner mehr, oder?«
    »Wahrscheinlich hat er genau das gemeint«, stimmte Ralph zu, aber er wusste es besser … und ihre Augen verrieten, dass es ihr tief im Innersten genauso ging.

2
    Am selben Tag, als sich Ralph und Lois gerade das Jawort gaben, ging ein gewisser Penner mit einer hellgrünen Aura - der tatsächlich einen Onkel in Dexter hatte, allerdings hatte der Onkel seinen Taugenichts von Neffen seit mehr als fünf Jahren nicht mehr gesehen - durch den Strawford-Park und kniff die Augen zusammen, weil die Sonne so grell auf dem Schnee funkelte. Er suchte nach Pfandflaschen und -dosen. Wenn er genug für eine Flasche Whiskey zusammenbekäme, wäre das toll, aber eine Flasche Wein Marke Night Train würde auch genügen.
    Nicht weit von dem Portosan mit der Aufschrift MÄNNER entfernt sah er das helle Funkeln von Metall. Wahrscheinlich
spiegelte sich die Sonne nur auf einem Kronkorken, aber so etwas musste genauer untersucht werden. Möglicherweise war es ein Zehncentstück … aber der Penner fand, dass es mehr ein goldener Schimmer war. Es …
    »Heiliger Judas!«, rief er und hob den Ehering auf, der geheimnisvollerweise oben auf dem Schnee lag. Es war ein breiter Reif, mit ziemlicher Sicherheit Gold. Er hielt ihn schräg und las die Gravierung auf der Innenseite: HD - ED 5. 8. 87.
    Eine Flasche? Nein, verdammt. Dieses kleine Baby würde ihm eine große Flasche sichern. Mehrere große Flaschen. Möglicherweise eine Wochenration Flaschen.
    Der Penner hastete über die Kreuzung Witcham und Jackson, wo Ralph Roberts einmal fast ohnmächtig geworden wäre, und sah den

Weitere Kostenlose Bücher