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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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hatte er in der Stadt bei Jessica übernachtet. Sie hatten sogar überlegt, ob sie zusammenziehen sollten, sich dann aber doch entschlossen, es langsam angehen zu lassen. Sehr langsam. Leichter gesagt als getan. Das
    Herz wollte von langsam nichts wissen. Myrons wenigstens nicht. Wie üblich hatte Moni bloß liegende Nerven erwischt. Jessica war in Europa, aber wo genau sie war, wusste Myron nicht. Er hatte seit zwei Wochen nichts von ihr gehört. Er vermisste sie. Und er stellte sich alle möglichen Fragen.
    Es klingelte.
    »Dein Vater«, rief Mom nach unten. »Hat wahrscheinlich wieder seinen Schlüssel vergessen. Ich könnte schwören, dass der Mann langsam senil wird.«
    Ein paar Sekunden später wurde die Kellertür geöffnet. Die Füße seiner Mutter erschienen. Dann der Rest von ihr. Sie winkte ihn zu sich heran.
    »Was ist?«
    »Da ist eine junge Dame für dich«, sagte sie. Dann flüsternd: »Sie ist schwarz.«
    »Keuch!« Myron legte die Hand aufs Herz. »Ich hoffe, die Nachbarn rufen nicht die Polizei.«
    »So hab ich das nicht gemeint, du Schlaumeier, und das weißt du ganz genau. Wir haben hier jetzt auch schwarze Familien in der Nachbarschaft. Die Wilsons, Sehr nette Leute. Sie wohnen am Coventry Drive, In dem Haus, das früher den Dechtmans gehört hat.«
    »Ich weiß, Mom.«
    »Ich wollte sie nur beschreiben. So, als hätte ich gesagt, sie ist blond. Oder sie hat ein hübsches Lächeln. Oder eine Hasenscharte.«
    »Mhm.«
    »Oder sie würde hinken. Oder sie ist groß. Oder dick. Oder -«
    »Ich glaub, ich hab's verstanden, Mom. Hast du sie nach ihrem Namen gefragt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte sie nicht ausfragen.«
    Klar.
    Myron ging die Treppe hinauf. Es war Wanda, Duanes Freundin. Myron war nicht sonderlich überrascht. Sie lächelte nervös und winkte ihm kur: zu.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie zu Hause störe«, sagte sie.
    »Kein Problem. Kommen Sie rein.«
    Sie gingen in den Keller hinunter. Myron hatte ihn in zwei Räume unterteilt. Den kleineren mit der Sitzecke nutzte er fast nie. Daher war er sauber und vorzeigbar. Der andere, sein Wohn- und Schlafzimmer, erinnerte an ein Burschenschaftshaus nach einem größeren Besäufnis.
    Wieder schoss Wandas Blick hin und her, wie vorhin, als Dimonte in ihrem Appartement gewesen war. »Wohnen Sie hier unten?«
    »Erst seit ich sechzehn bin.«
    »Das finde ich süß. Bei den Eltern wohnen.«
    Von oben: »Wenn Sie wüssten!«
    »Tür zu, Mom.«
    Peng.
    »Bitte«, sagte Myron, »nehmen Sie Platz.«
    Wanda sah steh unsicher um, setzte sich aber schließlich in einen Sessel. Sie rang unablässig die Hände. »Ich komme mir etwas albern vor«, sagte sie.
    Myron lächelte ihr verständnisvoll und ermutigend zu - wie Phil Donahue in seiner Talk-Show.
    »Duane mag Sie«, sagte sie. »Sehr sogar.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Er kriegt dauernd Anrufe von anderen Agenten. Von den großen Agenturen. Sie sagen immer wieder, dass Sie zu klein sind, um Duane zu vertreten. Sie sagen, sie können ihm helfen, viel mehr Geld zu verdienen.«
    »Das könnte wohl auch stimmen«, sagte Myron.
    Sie schüttelte den Kopf, »Duane glaubt das nicht. Und ich glaube es auch nicht.« »Nett, dass Sie das sagen.«
    »Wissen Sie, warum Duane nicht mit den anderen Agenturen spricht?«
    »Weil er mich nicht weinen sehen kann?«
    Sie lächelte. Der Meister des Lockeren Tons schlägt wieder zu. Senor Selbsterniedrigung. »Nein«, sagte sie. »Duane vertraut Ihnen.«
    »Das freut mich.«
    »Sie machen das nicht nur wegen des Geldes.«
    »Nett, dass Sie das sagen, Wanda, aber ich verdiene viel Geld an Duane. Das lässt sich nicht bestreiten.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich will nicht naiv klingen, aber bei Ihnen steht er an erster Stelle. Dann kommt erst das Geld. Sie kümmern sich um den Menschen Duane Richwood. Sie passen auf ihn auf.«
    Myron sagte nichts.
    »Duane hat nicht viele Freunde«, fuhr sie fort. »Und er hat keine Familie. Er hat auf der Straße gelebt, seit er fünfzehn war, und er konnte sich gerade so über Wasser halten. Er war auch nicht immer ein Engel. Er hat ein paar Sachen gemacht, an die er sich lieber nicht mehr erinnern würde. Aber er hat nie jemanden ernsthaft verletzt oder was richtig Schlimmes getan. Er hat sein Leben lang niemanden gehabt, auf den er sich verlassen konnte. Immer musste er auf sich selbst aufpassen.«
    Stille.
    »Weiß Duane, dass Sie hier sind?«, fragte Myron.
    »Nein.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Keine Ahnung. Er ist

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