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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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sehen, wie es mir geht und hatte dafür gesorgt, dass ich so schnell wie
möglich nach Hause geflogen wurde - immerhin befanden wir uns in
einem Land, das nicht gerade für seine erstklassigen Krankenhäuser
berühmt war.

    An den Rückflug nach Großbritannien kann ich mich nur noch
sehr verschwommen erinnern - ich lag ausgestreckt über drei Sitze im
Heck des Fliegers. Auf einer Tragbahre hatte man mich in der sengenden Hitze Afrikas bis ans andere Ende des Rollfelds getragen; ich
fühlte mich schrecklich hilflos und allein.
    Sobald ich sicher sein konnte, dass keiner es sah, ließ ich meinen
Tränen freien Lauf.
    Schau Dich doch an, Bear. Schau Dich bloß mal an. jetzt bist Du
echt am Arsch.
    Dann gingen bei mir die Lichter aus.
    In Heathrow wurde ich von einem Krankenwagen abgeholt und
schließlich - auf Drängen meiner Eltern - nach Hause gefahren. Ich
konnte ja sonst nirgendwo hin. Meine Mutter und auch mein Vater
sahen beide vor lauter Sorge ziemlich mitgenommen aus; und zusätzlich zu meinen körperlichen Qualen zerriss es mir förmlich noch das
Herz, dass ich ihnen so viel Kummer bereitet hatte.
    Nichts von alledem war in meiner Lebensplanung vorgesehen.
    Das Schicksal hatte mich verdammt hart getroffen, volle Breitseite
aus heiterem Himmel, so hart, wie ich mir das niemals hätte vorstellen können.
    Solche Dinge passierten den anderen, aber nicht mir. Ich war doch
immer ein Glückspilz.
    Doch meist sind es gerade diese harten Schläge aus heiterem Himmel, die unser Leben entscheidend prägen.

     

AU da musste ich fast täglich wieder ins Krankenhaus.
    Sie röntgen mich, tasteten mich ab und stocherten in mir herum
und dann machten sie das Ganze sicherheitshalber noch mal.
    Ich hatte mir den 8., 10. und 12. Brustwirbelkörper gebrochen.
Das war sehr deutlich zu erkennen.
    Einem Röntgengerät entgeht nichts.
    Diese Wirbelkörper machen nicht nur einen wesentlichen Teil des
mittleren Rückens aus, sondern gehören auch zu den Wirbeln, die
normalerweise sehr stabil sind und daher eher selten brechen.
    Die einzige Frage, die ich den Ärzten unentwegt stellte, war: N erde ich wieder ganz normal laufen können?"
    Doch niemand wollte mir darauf eine Antwort geben. Und diese
Ungewissheit war am schlimmsten.
    Die Ärzte kamen zu dem Schluss, dass es genau genommen am
besten wäre, nicht sofort zu operieren. Da ich jung und durchtrainiert
war, gingen sie davon aus (und damit hatten sie recht), dass meine
Chancen für eine mögliche Heilung am größten wären, wenn man
zuerst einmal abwartete, um zu sehen, inwieweit diese Verletzung von
selbst verheilen würde.
    Das Einzige, was sie mir allerdings immer wieder versicherten war,
dass ich „überdurchschnittlich großes Glück gehabt" hätte.

    Mir war sehr wohl bewusst, dass ich um Haaresbreite an einer
Querschnittslähmung vorbeigeschrammt bin, da ebenso gut mein
Rückenmark hätte durchtrennt werden können und dann hätte ich
nie wieder laufen können.
    Im Krankenhaus nannte man mich schon liebevoll das Wunderkind".
    Wunder hin oder her. Das Einzige, was ich sicher wusste war, dass
ich jedes Mal, wenn ich mich nur ein paar Zentimeter nach links oder
nach rechts bewegte, vor Schmerzen fast ohnmächtig wurde. Ich
konnte mich fast überhaupt nicht bewegen, und wenn, dann nur unter entsetzlichen Schmerzen.
    Jedes Mal, wenn ich aus dem Bett aufstand, musste ich ein langes
Stützkorsett mit Metallstäben tragen, das mir umgeschnallt wurde.
    Ich fühlte mich wie ein Invalide. Ich war ein Invalide. Das war
verrückt.
    Ich bin komplett am Arsch.
    Du bist ein echter Vollidiot, Bear. Du hättest mit dieser Schirmkappe
durchaus landen können, wenn Du nicht in Panik geraten wärst oder
wenn Du den Hauptschirm abgeschnitten und dann den Reserveschirm
rechtzeitig ausgelöst hättest.
    So wie es aussah, hatte ich einfach die schlimmsten Fehler gemacht, die man nur machen kann: Ich hatte mich weder dafür entschieden, den Reserveschirm sofort auszulösen noch hatte ich es hinbekommen, mit dem fehlerhaften Schirm auch nur eine annähernd
professionelle Landung hinzulegen.
    Ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Unfall hätte vermeiden
können, wenn ich nur ein bisschen cleverer, schneller und klarer bei
Verstand gewesen wäre. Ich hatte es total vermasselt, und das wusste
ich auch.
    Niemals wieder würde ich aus diesen Gründen versagen, das
schwor ich mir.
    Ich würde meine Lehren daraus ziehen und ab sofort alles daransetzen, um zum

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