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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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geilste Berg der Welt.

     

Manchmal brauchen wir einfach einen
Schuss vor den Bug, damit uns bewusst wird, wie wertvoll das Leben
ist und dass wir es mit beiden Händen ergreifen sollten. Und ich hatte
gerade den schlimmsten Schuss vor den Bug bekommen, den man
sich nur vorstellen kann.
    Aber aus all der Verzweiflung, Angst und Mühsal entwickelte sich
dennoch etwas Positives - auch wenn ich das zu jenem Zeitpunkt
noch nicht wusste.
    Das Einzige, was ich jedoch sicher wusste war, dass ich dringend
etwas brauchte, was mich aufbaute und mir Hoffnung gab. Meine
Abenteuerlust. Mein Leben. Ich habe dieses Etwas in meinem christlichen Glauben gefunden, in meiner Familie und auch in meinen
Träumen von künftigen Abenteuern.
    Mein christlicher Glaube lehrt mich, dass ich mich niemals vor irgendetwas fürchten oder mir wegen irgendetwas Sorgen machen
muss. Alles ist gut.
    Denn damals, als ich immer wieder ins Krankenhaus zurück
musste, hat er mich daran erinnert, dass ich gehalten, geliebt und gesegnet werde - weil Jesus Christus mir ewiges Lebens geschenkt hat.
    Dieses Geschenk göttlicher Gnade hat mir seit damals immer sehr
viel Kraft gegeben.

    Meine Familie hat etwas ganz Ähnliches zu mir gesagt: „Bear, Du
bist ein Idiot, aber wir lieben Dich trotzdem, und zwar für immer und
ewig."
    Das hat mir wahnsinnig viel bedeutet und mir zumindest einen
Teil des Selbstvertrauens wieder gegeben, das ich so verzweifelt versucht habe wiederzufinden.
    Wie Sie sehen, habe ich begriffen, dass das Leben ein Geschenk
ist. Ich habe diese Lektion gelernt, und zwar intensiver als irgendjemand sonst.
    Meine Mutter hat mir einmal beigebracht, dass man für Geschenke
dankbar sein muss. Und während ich langsam anfing, meine Kraft und
mein Selbstvertrauen wiederzugewinnen, merkte ich, dass es einzig und
allein darauf ankommt, dieses Geschenk auch intensiv zu nutzen.
    Denn ein Geschenk, das nur in der Ecke herumliegt und verstaubt, ist nutzlos.
    Eines Nachts, als ich in meinem Bett lag, traf ich eine Entscheidung, die ich ganz bewusst laut aussprach: Sollte ich irgendwann soweit wiederhergestellt sein, dass ich in der Lage bin, wieder zu klettern, dann werde ich mich auf den Weg machen, um all meine Träume nach Kräften zu verwirklichen.
    Ein Klischee? Für mich war es ein Hoffnungsschimmer.
    Ich hatte mich dazu entschieden, das Leben mit offenen Armen zu
empfangen - ich würde jede sich mir bietende Gelegenheit beim
Schopf packen, um das Beste aus meinem Leben zu machen und es in
vollen Zügen zu genießen.
    Im Leben bekommt man nicht oft eine zweite Chance. Doch
wenn man sie bekommt, sollte man verdammt dankbar dafür sein.
    Ich gelobte, dass ich meinem Schöpfer im Himmel immer dankbar dafür sein würde, dass er mich auf diesem schweren, steinigen
Weg begleitet hat.

    Nachdem ich drei Monate zu Hause im Bett zugebracht hatte,
wurde ich in den Reha-Komplex für Armeeangehörige, ins Military Rehabilitation Centre Headley Court, vor den Toren Londons geschickt. Mittlerweile konnte ich zwar ein wenig herumlaufen, aber die
Schmerzen machten mir noch immer ziemlich zu schaffen.

    Headley Court war gigantisch und die Therapeuten dort wahrhaft
fantastisch. Sie gaben mir eine Perspektive und Struktur; sie gaben
mir klare Ziele und halfen mir dabei, wieder zuversichtlicher in die
Zukunft zu blicken.
    Der Behandlungsplan war heftig. Meist habe ich bis zu zehn Stunden pro Tag an mir „gearbeitet". Eine Stunde Stretching auf einer
Reha-Matte, eine Stunde Bewegungsbad, eine Stunde psychologische
Betreuung, eine Stunde Physiotherapie (mit den hübschen Schwestern!) und eine Stunde Bewegungstraining, danach Mittagessen und
so weiter und so fort.
    Nach und nach verbesserte sich nicht nur meine Beweglichkeit,
sondern auch die Schmerzen wurden weniger, und als ich das RehaZentrum verlassen konnte - das war etwa gute acht Monate nach dem
Unfall - befand ich mich tatsächlich auf dem Weg der Besserung.
    Ich wusste, dass ich auf dem besten Weg war, wieder gesund zu
werden, und zwar in exakt jenem Augenblick, als ich mich eines
Nachts davongeschlichen, in den Zug nach Hause gesetzt und meine
1.200-Kubik-Maschine geholt habe und dann auf dem Motorrad vor
Morgengrauen - da war ich immerhin noch rundum in meinem
Stützkorsett mit den Metallstreben festgezurrt - zurück nach Headley Court gedüst bin.
    Wenn die Schwestern mich so gesehen hätten, wären sie vermutlich komplett durchgedreht, doch das Motorrad bedeutete

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