Schlamm, Schweiß und Tränen
allem jedoch werde ich mich immer
an die Freundlichkeit und Wärme erinnern, die mir gerade von Menschen entgegengebracht wurde, die so wenig hatten.
Seit damals habe ich von Menschen in der ganzen Welt so viel von
dieser Großzügigkeit und Freundlichkeit erfahren, dass dies seine
Wirkung nie verfehlt, denn es bringt mich dazu, einmal innezuhalten
und nachzudenken.
Auf diese Weise werde ich gezwungen, mein eigenes, allzu oft
übertrieben großes Ego einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Schuldig im Sinne der Anklage.
Als ich 16 war, habe ich einen der engsten Freunde im
meinem Leben kennengelernt und seither hat sich unsere Freundschaft irgendwie immer weiterentwickelt.
Charlie Mackesy ist gut ein paar Jahre älter als ich, allerdings hätte
man das aufgrund der Mätzchen, die wir so getrieben haben, schwerlich vermuten können.
Im ersten Jahr, nachdem ich Eton verlassen hatte, hingen Charlie
und ich sehr oft zusammen in London ab, denn meine Schwester hatte mir in ihrer Wohnung ein Zimmer untervermietet.
Wir haben Blödsinn ohne Ende gemacht: Im Park haben wir uns
kopfüber an das Klettergerüst für Kinder gehängt, haben Riesensandwiches gemacht mit jeder Menge Speck, Avocado und Tomaten drauf
und kartonweise Fruchtsaft der Marke Ribena in uns hineingeschüttet - bei dem Versuch, das Preisgeld in Höhe von 5.000 Pfund zu gewinnen, wenn man es schaffte, den Tetra-Pack zu finden, in dem das
„Harry the Lime"-Spielzeug versteckt war.
Aber so verrückt ging es in unserer Freundschaft immer zu.
Er ist der Patenonkel meines erstgeborenen Sohns Jesse und war
auch mein Trauzeuge bei meiner Hochzeit mit Shara. (Ich warte noch darauf, dass ich sein Trauzeuge sein kann - also los, Mädels, schnappt
ihn Euch - mit ihm macht Ihr einen echt guten Fang!)
Ich war damals noch ziemlich jung und unerfahren, als Charlie
mir klargemacht hat, dass man nichts gewinnt, wenn man sich selbst
oder das Leben zu ernst nimmt, sondern dass man das Leben frei und
ohne Zwänge genießen sollte. Charlie war der erste Kumpel, der genau auf dieselbe Art und Weise lebte, wie es auch mir Spaß machte.
Er trug ebenfalls vergammelte Klamotten, schlief oft draußen unter
freiem Himmel, lachte über bescheuerte Dinge und hing kopfüber in
den Bäumen.
Im Laufe der Jahre hat sich daran nicht wirklich viel geändert,
außer, dass wir beide wohl ein paar graue Haare mehr auf dem Kopf
haben und uns beide hoffentlich ansatzweise etwas besser benehmen.
Doch unsere Freundschaft ist in all der Zeit, während wir beide vom
Fluss des Lebens ganz schön durcheinandergewirbelt und gebeutelt
worden sind, immer stärker geworden.
Alte Freunde sind etwas Wunderbares, nicht wahr? Man versteht
sich ohne Worte.
Vor Kurzem habe ich Charlie gefragt, ob ihm denn nicht ein paar
seiner Lieblingsgeschichten einfallen aus jenem Jahr, das wir gemeinsam verbracht haben, nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte.
Denn diese Geschichten bewegen sich auf einer Bandbreite von außergewöhnlich genial bis hin zu absolut lächerlich.
Wie zum Beispiel jene Geschichte, als wir im Garten unsere eigene
Zirkus-Trapez-Schaukel gebaut haben und ich kopfüber mit beiden
Beinen an der Trapezstange hing, als plötzlich das Seil riss und ich aus
ziemlich großer Höhe mit dem Kopf voran nach unten sauste. (Charlie sagte später, dass er das laute Krachen von zerberstenden Wirbeln
gehört hatte und sicher war, dass ich tot wäre - aber irgendwie war ich
noch einmal davongekommen.)
An einem anderen Tag kamen wir auf die glorreiche Idee, die
sündhaft teure „Totes Meer Mineralschlamm-Packung" meiner
Schwester Lara zu konfiszieren, die sie sich einige Jahre zuvor gekauft
hatte, aber nie die Gelegenheit fand, sie auszuprobieren. Wir schmierten uns also von Kopf bis Fuß mit dieser Pampe ein und schliefen draußen auf dem Rasen ein, als wir plötzlich aus dem Schlaf hochschreckten, weil Lara vor uns stand und vor Wut schäumte.
Charlie und ich sind in den Londoner Parkanlagen gern auf hohe
Bäume geklettert, die in der Nähe von hohen dichten Hecken standen, und sind dann immer von dort oben in die Hecken gesprungen,
indem wir sie quasi als natürliche Fallschutzmatte genutzt haben.
Wir haben uns Gorillakostüme angezogen und uns in einem Park
im Herzen von London auf einen Felsen gesetzt, von wo aus man einen guten Blick auf ein Cafe hatte, das hauptsächlich von den in der
Nähe lebenden älteren Herrschaften besucht wurde. Dieser
Weitere Kostenlose Bücher