Schlamm, Schweiß und Tränen
und sagten, wir sollten mit unserem Partner über der Schulter wieder nach oben laufen, und verkündeten sodann, dass die beiden, die als Letzte oben ankommen, wieder „zu ihrer Einheit zurückgeschickt" würden - denn so hieß das, wenn man durchgefallen war.
Wir haben uns dann alle mit schwankenden Schritten den Hügel
hinaufgequält, um bloß nicht die Letzten zu sein, nur um anschließend gleich wieder hinuntergeschickt zu werden - abzüglich der beiden Letzten - und dann haben wir dasselbe Spielchen noch einmal
gespielt und noch einmal.
Am Schluss waren nur noch ein paar Wenige übrig geblieben - jeder von uns war total am Ende und kroch nur noch auf dem Zahnfleisch.
Manchmal haben die Ausbilder ihre Drohung wahr gemacht und
der schwächste Teilnehmer musste die Gruppe verlassen beziehungsweise wurde wieder zu seiner Einheit zurückgeschickt; manchmal
sind sie auch mit uns allen zum Camp zurückgefahren und dann ist
gar nichts passiert. Aber man konnte nie wissen.
Sie haben sich nicht in die Karten schauen lassen.
Man war nur dann auf der sicheren Seite, wenn man immer 150
Prozent gegeben hat, möglichst weit vorn an der Spitze mit dabei war
und nie aufgegeben hat.
Es kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass das exakt das
Anforderungsprofil war, das man unbedingt erfüllen musste, wenn
man auch die nächste Woche noch mit von der Partie sein wollte.
Oder aber sie haben angeordnet, dass wir uns gegenseitig - Mann
gegen Mann - „in die Mangel" nehmen sollten. Das war dann eine
Art zweiminütiger Boxkampf, bei dem wir Handschuhe trugen, und
versuchen mussten, unseren Gegner so hart wie irgend möglich zu
treffen. Dabei ging es nicht etwa um Kampftechnik, sondern einfach
nur um rohe Gewalt.
Ich hatte jedes Mal das Pech, dass ich gegen so einen 1,90 Meter
großen Kraftprotz antreten musste. Da zog ich immer den Kürzeren.
Danach folgten noch mehr Liegestütze. Und Klimmzüge. Bis wir
uns vor Erschöpfung nicht mehr auf den Beinen halten konnten.
In dieser Phase ging es allerdings noch nicht einmal darum, das
Auswahlverfahren zu bestehen - es ging vielmehr nur darum, dass
man nicht aus der Gruppe rausflog - zumindest heute nicht.
Aber nach jeder „brutalen" Trainingseinheit war das Hochgefühl
immer stärker als jeder Zweifel, und so lernte ich mit der Zeit, mich
an diese Schmerzen zu gewöhnen.
Das war offensichtlich das entscheidende Kriterium, um diesen
Drill zu überleben.
Dann endlich war es so weit und unser erstes Pre-Selection-Wochenende stand vor der Tür.
Ich traf am Freitagabend gegen 17:30 Uhr in der Kaserne ein,
denn wir sollten für die Eignungstests, die sogenannten Pre-SelectionTests, zum SAS-Hauptquartier gebracht werden.
Mithilfe dieser Tests wollte man einfach sicherstellen, dass „es uns
mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung wirklich ernst ist und dass
wir uns darüber im Klaren sind, was von uns erwartet wird". Das waren die Worte, die ein SAS-Offizier an uns richtete, während wir an
jenem ersten Abend zusammengekauert auf dem kalten Betonboden
in einem Hangar saßen, dessen eine Hälfte unter Wasser stand.
Er fügte noch hinzu: „Ich hoffe, dass Sie alle bestehen werden, das
können Sie mir ruhig glauben, denn das Regiment hat immer einen
großen Bedarf an Nachwuchskräften, doch die sind gar nicht so leicht
zu beschaffen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich aus der Menge aller
Kandidaten, die hier sitzen, die Anzahl derjenigen, die am Ende in
den SAS aufgenommen werden, an zwei Händen abzählen kann."
Ich habe in dieser Nacht so gut wie gar nicht geschlafen. Stattdessen
lag ich auf diesem harten Betonboden in diesem stockdunklen Hangar,
den ich in den kommenden Monaten noch näher kennenlernen sollte,
war hellwach und wartete darauf, dass es endlich 5:30 Uhr wurde.
Um punkt 06:00 Uhr liefen wir als große Einheit los. (Denn die
Selection-Teilnehmer aller drei 21 SAS-Kompanien waren zu diesem
Pre-Selection-Wochenende zusammengekommen.)
Nun galt es, den ersten einfachen Test zu bestehen: Ein dreizehn
Kilometer langer Lauf durch hügeliges Gelände, den man in unter einer Stunde schaffen musste. Ich musste das Letzte aus mir herausholen, da der Waldweg steil bergauf führte und wir mittlerweile alle diesen Weg zum vierten Mal hinaufliefen.
Den Rest des Morgens wurden wir von den Ausbildern - der gesamte Ausbilderstab bestand aus SAS -Angehörigen, die das Auswahlverfahren überwachten und leiteten - in
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