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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Einband nach und schlugen dann das Album auf. »Das bin ich mit vierzehn, als mein James mich gerettet hat.«
    Lucy nahm das Album und starrte auf das Schwarzweißfoto mit seinen vergilbten Rändern. Ein Foto von einem dunkelhaarigen, üppig geformten Mädchen mit einem schüchternen Lächeln und niedergeschlagenen Augen, das, hätte sie statt eines Baumwollkleids mit Rüschen am Saum schwarze Jeans und ein Sweatshirt getragen, ebenso gut als Ashley Yeager hätte durchgehen können.
    »Jimmy sagt, er hat es diesmal richtig gemacht. Was glauben Sie, Supervisory Special Agent Guardino?«
    Lucy schlug das Album zu und stand auf. Von dieser Frau würde sie nie erfahren, wo Fletcher steckte. »Ich glaube, Ihr Mann war nicht der einzige Betrüger in der Familie. Ich habe mit Ihnen meine Zeit vergeudet, Mrs Fletcher.«
    Alicia schnappte sich das Album und hielt es an ihre Brust wie das imaginäre Kind, das sie zuvor in den Armen gewiegt hatte. »Sie werden ihn nie finden. Jimmy ist ein kluger Junge. Genau wie sein Vater.«
    Ihr Gelächter verfolgte Lucy und Walden, als sie aus dem Zimmer flüchteten.
    ***
    »Hat Sie das auch so gegruselt wie mich?«, fragte Lucy, als sie mit Walden nach Sligo fuhr. Taylor hatte die Adresse einer Familie Moore ausfindig gemacht, die im Jahr 1944 eine Tochter vermisst gemeldet hatte. Das Anwesen gehörte nun Arthur Moore, Alicias jüngerem Bruder, einem ehemaligen Arbeiter bei PennDot und Witwer.
    Die Erfolgsaussichten waren nicht sonderlich groß, aber immer noch besser als Nichtstun. In der Zwischenzeit brachte Burroughs die Pittsburgher Polizei dazu, jemanden zur Überwachung Alicias abzustellen für den Fall, dass Fletcher versuchen sollte, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Walden zuckte mit den Achseln. »Auch nicht schlimmer als die Scheiße, die wir jeden Tag zu sehen kriegen.«
    »Vielleicht werde ich allmählich alt, aber für mich ist unser normaler Kinderschänder nicht halb so krank im Kopf. Ich meine«, fügte sie hastig hinzu, als er sie scharf ansah, »sie sind natürlich perverse Dreckskerle, aber irgendwie ähneln sie einander doch alle. Ich bitte Sie, Walden, Sie haben es doch schon viel länger als ich mit Sexualstraftätern zu tun. Glauben Sie nicht auch, dass das stimmt?«
    »Immer wenn ich das glaube, geschieht etwas, das mir das Gegenteil beweist.«
    »Sie werden mir doch nicht erzählen wollen, dass Sie so etwas schon mal erlebt haben? Eine Frau, die dreißig Jahre einen Mann liebt, der ihre Liebe nicht erwidert, und davon so kaputt ist, dass sie ihn umbringt und sein Kind aus dem Bauch einer anderen schneidet, um es als ihr eigenes auszugeben?«
    »Die Liebe geht seltsame Wege.«
    Sie blickte zu ihm hinüber. Machte er sich über sie lustig? Sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer.
    »Waren Sie je verheiratet, Walden?«
    Er rutschte auf seinem Sitz herum, und sie wusste, dass ihm die Frage unangenehm war. Er trug keinen Ehering, wirkte aber wie ein Mann, der glücklich verheiratet gewesen war. Anders als Burroughs. Sie wartete, denn sie wollte ihn nicht drängen.
    »Ja, mit meiner Highschool-Liebe. Sheila.« In seiner Stimme schwang eine Spur von Sehnsucht mit.
    »Was ist passiert?«
    »An Thanksgiving wird es vier – nein fünf Jahre, dass sie gestorben ist.«
    »Das tut mir leid.«
    »Sie wissen doch, dass es immer heißt, wir schwarzen Männer würden alle von Bluthochdruck und Schlaganfällen dahingerafft? In Wirklichkeit sollten wir uns um die schwarzen Frauen Sorgen machen. Besonders um diejenigen, die stark unter Druck stehen, wie etwa die Ehefrauen von FBI -Agenten. Ich war damals gerade mit dem Fall der Mara-Salvatrucha-Gang beschäftigt, die im Umkreis der Hauptstadt über ein Dutzend Leute hingerichtet hat.«
    »Ich erinnere mich. Als wir einige ihrer Anführer verhaftet hatten, haben sie reihenweise Leute umgebracht. Sie sind auf Bundesrichter und Staatsanwälte losgegangen, um uns zu zwingen, die Ermittlungen gegen sie einzustellen.«
    »Das waren harte Monate. In der Nacht vor Thanksgiving wurde ich zu einer Razzia gerufen. Wir haben die Typen geschnappt und den Papierkram erledigt, danach bin ich wieder nach Hause. Alle Lichter brannten noch, aber das war nicht weiter ungewöhnlich, Sheila wartete immer auf mich. Sie konnte nie schlafen, bevor ich nicht zu Hause war.« Er wandte sich um und schaute aus dem Fenster.
    Lucy verlagerte das Gewicht, als die Wirkung der Schmerzstiller, die der Arzt ihr verabreicht hatte, in Rücken und Schulter nachzulassen

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