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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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begann. Da Stillsitzen die Schmerzen zu verschlimmern schien, hatte sie darauf bestanden, zu fahren. Nun aber bereute sie ihre Entscheidung, als sie beide Hände am Lenkrad brauchte, um den Wagen über die kurvigen Bergstraßen zu steuern.
    Walden stieß einen kaum hörbaren Laut des Bedauerns und der Trauer aus, bevor er fortfuhr: »Ich habe sie in der Küche gefunden, auf der Arbeitsplatte lag der Truthahn, auf dem Boden neben ihr ein Süßkartoffel-Pie. Die Ärzte sagten, es war ein Herzinfarkt. Sie war auf der Stelle tot. Angeblich.
    Ich habe nie verstanden, wie sie da so sicher sein konnten. Dachte, das ist wohl so, wie wenn wir jemandem eine Todesnachricht überbringen müssen. Wir sagen den Angehörigen ja auch immer, der Tote sei schnell und friedlich eingeschlafen, ohne Schmerzen. Man will ja niemandem einen Grund geben zu glauben, es könnte anders gewesen sein oder dass sie was hätten tun können …«
    »Und danach haben Sie sich nach Atlanta zu der dortigen SAFE -Einheit versetzen lassen?«
    »Ja. Neue Gesichter, neuer Anfang.« Er fummelte an der Einstellung der Klimaanlage herum. »Hat aber nicht viel gebracht. Ich habe weiterhin nur für die Arbeit gelebt, wie immer. Man sollte doch meinen, ich hätte aus alldem was gelernt, oder?«
    Er zuckte mit den Achseln, was mehr ein Zeichen für eine Änderung seiner Gemütslage war als ein Eingeständnis emotionaler Betroffenheit. »Nehmen Sie’s als Warnung von einem, der weiß, wovon er redet, Lucy. Machen Sie nicht denselben Fehler.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Sie meinen, es ist ein Fehler, einen geisteskranken Drecksack wie Fletcher zu jagen, während meine Tochter im Krankenhaus liegt?«
    »Haben die Ärzte schon gesagt, was ihr fehlt?«
    »Nein, im Moment warten sie ab. Vielleicht ist es nur ein Virus, vielleicht müssen sie auch einen Lymphknoten herausschneiden und eine Biopsie machen.«
    »Befürchten die Ärzte, dass es Krebs sein könnte?«
    »Wie’s scheint, befürchten sie so ziemlich alles, aber was Konkretes wissen sie nicht.« Sie rollte die Schultern nach hinten und versuchte, die Anspannung in Nacken und Kiefer zu lindern. »Konzentrieren wir uns lieber auf Fletcher. Zumindest können wir für ein Kind etwas Gutes tun.«
    »Falls sie noch am Leben ist.«
    »Das glaube ich schon. So wie Alicia nicht von ihrem James lassen konnte, kann auch unser Jimmy nicht von Ashley lassen.«
    »Verrückt, dass sie und Alicia beide vierzehn waren, als sie den Mann ihres Lebens kennenlernten.«
    »Wie es scheint, hat Alicia James Fletcher als ihren Erlöser, ihren Retter gesehen.«
    »Vielleicht wurde sie ja im Elternhaus missbraucht. Wer weiß schon, was auf der abgelegenen Farm alles abgelaufen ist?«
    »Vielleicht kann Arthur Moore uns das erzählen.«
    »Glauben Sie, Jimmy kannte je seine Verwandten mütterlicherseits? Könnte sein Onkel sein Komplize sein?«
    »Wenn man die Umstände bedenkt, unter denen Alicia von dort verschwunden war, dürfte es eher unwahrscheinlich sein, dass sie je mit ihrem Sohn zurückgekommen ist.«
    Sie bog auf eine unbefestigte, mit Unkraut überwucherte Straße ein, fuhr noch einen knappen Kilometer weiter und sah ein zweigeschossiges Gehöft mit einem steilen Giebel in der Mitte und fünf Fenstern, von denen die oberen wie zwei Augen und die unteren wie drei Zähne aussahen.
    Zwanzig Meter vom Haus entfernt stand eine kleine Scheune. Nirgends war ein Fahrzeug zu sehen, nichts bewegte sich, kein Lebewesen weit und breit. Sie stieg aus dem Wagen, die Hand an der Waffe. Walden schloss zu ihr auf. Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich, noch nie hatte er in ihrem Beisein auch nur annähernd einen so angespannten Eindruck gemacht.
    Hier draußen auf dem Land war es zwar kühler, aber für die Jahreszeit immer noch zu warm. Die Sonne stand schon tief und schien durch die Bäume wie durch schmutzige Fenster. Es war vollkommen windstill, und die Bäume, die die Lichtung und die Straße säumten, standen reglos mit staubbedeckten Blättern da.
    Und es war still. Viel zu still, selbst für jemanden, der wie Lucy auf dem Land aufgewachsen war. So, als mieden nicht nur Vögel und sonstiges Getier, sondern auch jedes Lüftchen diesen Ort. An keinem der beiden Gebäude bewegte sich etwas.
    Trotz der neuen Schmerzwelle, die sich durch ihren Rücken kräuselte, bückte Lucy sich und betrachtete die Wagenspuren in der nicht asphaltierten Straße. »Hier war kürzlich jemand. Die Reifenspuren sind noch frisch.«
    »Vielleicht ist

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