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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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wahrnehmbaren Nicken durch und gehorchte schließlich. Sie wartete, bis er beim Wagen war, und öffnete dann das Scheunentor.
    Das Tor schwang auf, doch sie konnte es nur gut dreißig Zentimeter weit öffnen, wenn sie nicht riskieren wollte, dass die Bewegung von der Kamera übertragen wurde. Sie schaltete die unter dem Lauf ihrer Waffe montierte Surefire-Taschenlampe ein und steckte den Kopf durch die Öffnung.
    Etwa anderthalb Meter vor ihr stand eine Wand aus Heuballen, die bis hoch zu den Dachsparren reichte. Seltsame Art, Heu zu stapeln. Der Geruch nach Verwesung war überwältigend, fast so, als hätte das Heu ihn absorbiert und konzentriert. Sie suchte nach Anzeichen einer Sprengfalle, fand aber keine und trat ein.
    Sie lauschte und hörte ein weiteres Rascheln. Auf dem Heu bewegte sich etwas. Es klang, als käme es von der anderen Seite der Mauer aus Heuballen. Sie hielt inne. Wenn das Geräusch nun von Fletcher kam – aber nein, das ergab keinen Sinn. Er hätte sich längst aus dem Staub machen können, als sie noch am Haus waren. Falls er einen Hinterhalt plante, gab es dafür weitaus bessere Möglichkeiten. Logisch betrachtet konnte es nicht Fletcher sein.
    Doch gegen ihre Bauchkrämpfe und ihr Nervenflattern half auch alle Logik nicht. Sie musste sich zum Atmen zwingen, schluckte den widerlichen Gestank hinunter und trat vor.
    Sie starrte in die Dunkelheit und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bis sie am Ende der Wand aus Heu angelangt war. Hinter einer kleinen Lücke von weniger als einem halben Meter kam die nächste Heumauer, sie stand im rechten Winkel zur ersten und lief die Außenwand der Scheune entlang.
    Lucy musste an die Maislabyrinthe denken, durch die sie an Halloween immer gelaufen war. Die Farmer mähten sie in ihre Felder, um für die Kinder ein gespenstisches Wegenetz zu schaffen, in dem sich hinter den mannshohen Maispflanzen alles Mögliche verbergen konnte. Sie war immer schreiend vor Lachen und vor Schrecken hinausgerannt, Hand in Hand mit ihren Freundinnen, die genau wie sie eine Heidenangst gehabt und genau wie sie jeden Augenblick genossen hatten.
    Aber irgendwie war diese Version für Erwachsene nicht ganz so spaßig. Sie trat zwischen den beiden senkrecht zueinander stehenden Heumauern ins Innere.
    Trotz der völligen Dunkelheit erkannte sie mit Hilfe ihrer Taschenlampe zweieinhalb Meter vor sich einen senkrechten Pfahl, neben dem ein umgekippter Eimer lag. Sie trat einen weiteren Schritt vor.
    Sie stolperte, als ihr Fuß auf etwas Weiches trat, das sich bewegte. Erschrocken sprang sie zur Seite und stieß an die Heuwand. Dann schlug etwas Schweres auf ihre Schultern. Sie sprang zurück und griff nach dem, was sie von oben getroffen hatte. Ihre Hand schloss sich um eine sich windende Masse von Muskelfleisch, kalt und schuppig, das auf ihren Rücken eindrosch.
    Verdammt, nicht schon wieder! Sie schlug die Schlange von sich weg und erschauderte vor Abscheu. Aus der Dunkelheit drang von allen Seiten weiteres Geraschel zu ihr. Stocksteif stand sie da und versuchte, ihren pochenden Herzschlag in den Griff zu bekommen.
    Im schwachen Schein der Taschenlampe sah sie, dass der Boden vor ihr mit Schlangen bedeckt war, von denen eine im selben Augenblick über ihren Fuß glitt. Sie kickte sie weg und hörte, wie sie dumpf auf den Boden aufschlug.
    Ihre Glock 22 enthielt siebzehn Kugeln, und in ihrer Weste steckten noch zwei Magazine. Wo sie auch hinsah, bewegte sich der Boden. Schlangen hingen an den Heuballen, Schlangen fielen zu Boden, Schlangen vor ihr, Schlangen hinter ihr, überall Schlangen.
    Mehr Schlangen, als sie Kugeln hatte.

KAPITEL 33
Sonntag, 18.18 Uhr
     
    Lucys Puls trommelte einen Dschungelrhythmus. Sie schob die Füße über den Boden und kickte alle Schlangen beiseite, die ihr in den Weg krochen, bis sie die Metallstange erreichte. Vor dieser lag ein dickes, kunststoffbeschichtetes Drahtseil mit einem Vorhängeschloss daran.
    Er hatte sie hier gefangen gehalten. Inmitten all der Schlangen. Sie schluckte, was geradezu Schwerstarbeit war, weil sie die Luftröhre zusammenpresste, um sich vor dem Verwesungsgestank zu schützen. Es war die Hölle auf Erden.
    Sie bückte sich und betrachtete das Drahtseil und den umgestürzten Eimer, ohne sie anzurühren. Warum sollte Fletcher Ashley derart quälen, wenn er ständig beteuerte, dass er sie retten wollte?
    Sie öffnete gewaltsam den Kiefer, schluckte, bis es in den Ohren knackte, und dachte nach. Hatte sie Fletcher

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