Schlangenblut (German Edition)
Durchsuchungsbeschluss für Haus und Schuppen und einen Suchbefehl für alle auf Arthur Moore registrierten Fahrzeuge.« Während sie sprach, ging Lucy auf und ab. Das hohe Gras peitschte gegen ihre Beine, doch die Bewegung half ihr, ihre Gefühle im Zaum zu halten.
»Bringt die Bombenspürhunde von Allegheny County hierher und das Team vom Munitionsräumdienst, um die Gebäude zu überprüfen. Und die Spurensicherung brauchen wir auch.« Sie hielt inne. Wenn die Jungs vom Munitionsräumdienst erst einmal eventuelle böse Überraschungen beseitigt hatten, die Fletcher womöglich für sie bereithielt, konnten die Leute von der Spurensicherung des FBI das Haus gefahrlos unter die Lupe nehmen. Vor dem grellen Orange der Sonne, das ihr in die Augen stach, zeichnete sich die Baumlinie ab. Bis zur Durchsuchung der Gebäude würde es dunkel sein.
»Und wir brauchen Licht«, fügte sie hinzu, den Blick nun auf die Scheune gerichtet. Sie lief auf sie zu, um noch etwas sehen zu können, bevor das Tageslicht schwand.
Die Scheune war nicht sehr groß, vielleicht sechs mal neun Meter. Traditionelle Tragbalkenkonstruktion, weiß getüncht, mit abblätternder Farbe und Holzdach. Nicht ganz zwei Stockwerke hoch. Neben einem zweiflügeligen Tor unter der Dachtraufe auf der einen Seite stand eine Leiter, die, soweit Lucy sehen konnte, den einzigen Zugang zum Heuboden bildete. Da sie auf dieser Seite keine Kameras entdecken konnte, sah sie sich die Leiter genauer an. Sie war aus Aluminium und wirkte recht neu, stand aber schon lange genug da, dass sie Abdrücke im Boden hinterlassen hatte. Aber nur ein einziges Paar, sie war also nie umgestellt worden.
Schließlich näherte sie sich der Vorderseite der Scheune. Über der Tür, am Metallrahmen des Strahlers, war eine Kamera befestigt. Nur diese eine. Lucy drückte sich an die Wand, um außerhalb ihres Erfassungswinkels zu bleiben. Das Scheunentor war nicht verschlossen, obwohl an einem Torflügel ein schweres Vorhängeschloss hing. Das Tor stand einen Spalt weit offen. Nicht weit genug, um hineinblicken zu können, aber ausreichend, um ihr einen unangenehmen, nur allzu vertrauten Geruch in die Nase steigen zu lassen. Verwesung.
Verdammt, verdammt, verdammt. Sie wischte sich mit der Handfläche übers Gesicht und spürte, wie die Anspannung in ihrem Kiefer einen neuen Höhepunkt erreichte. Das konnte nicht Ashley sein.
Was eine Lüge war. Bei der Hitze, die in den letzten Tagen geherrscht hatte, konnte es sehr wohl Ashley sein. Sie legte die Hand auf die Tür. Es tut mir ja so leid.
Wer auch immer da drin war, für diesen Menschen kam jede Hilfe zu spät – aber vielleicht konnte die betreffende Person ihr helfen, Fletcher aufzuspüren.
Ein lautes, dumpfes Pochen hallte in der Stille wider. Lucy erschrak und zog ihre Dienstwaffe, ohne es zu merken. »Ist da jemand?«, rief sie. »Ist jemand in der Scheune? FBI !«
Dann hörte sie ein weiteres, leiseres Geräusch, mehr ein Rascheln als ein Klopfen. Lucys Herz schlug wie wild. Vielleicht war Ashley ja doch noch am Leben, nur wenige Schritte von ihr entfernt.
Walden kam angerannt, als sie gerade nach dem Tor griff. »Bleiben Sie stehen«, warnte sie ihn und deutete auf die Kamera. Er hatte ebenfalls seine Pistole gezückt. »Ich habe etwas gehört, in der Scheune.«
Er drückte sich an der Wand entlang auf sie zu und rümpfte die Nase, als auch er den Verwesungsgeruch wahrnahm. »Wir sollten auf die Bombenräumer warten.«
Er hatte recht, das wusste sie. Genau so stand es im Einsatzhandbuch, der Bibel des FBI . Sie biss die Zähne aufeinander, ohne den stechenden Schmerz in ihrem Nacken zu registrieren. Was, wenn Ashley verletzt war? Was, wenn sie abwartete und das Mädchen am Ende nur noch tot vorfand?
»Warten Sie beim Wagen«, wies sie ihn mit gepresster Stimme an. Die untergehende Sonne schickte nur noch ein paar letzte Strahlen durch die Bäume.
»Nein. Lucy, Sie dürfen da nicht rein. Genau darauf wartet Fletcher doch.«
»Special Agent Walden, ich weiß, was ich tue. Warten Sie am Auto.« Er ignorierte sie mit versteinerter Miene. »Falls ich mich irre, muss einer von uns in der Lage sein, Hilfe zu holen. Ich kann sie da drin nicht allein lassen. Nicht solange noch eine Chance besteht.«
»Ich geh rein.«
»Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt, und den führen Sie jetzt aus.« Sie legte ihre ganze Autorität in ihre Worte. Er kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn, rang sich dann aber zu einem kaum
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