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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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denn? Sie kriegen eine Exklusivstory und entsprechende Einschaltquoten. Und was aus Ashley wird, interessiert Sie doch sowieso nicht – solange nur Sie diejenige sind, die über ihr Schicksal berichten kann.«
    Ames zuckte nur mit den Schultern, und ihre Miene ließ keinen Zweifel an ihrer Verachtung für Lucys Idealismus. »So ist nun mal das Leben.« Dann winkte sie ihren Kameramann herbei. »Komm, Felix, auf zum fröhlichen Oma-Bashing.«
    ***
    Cindy traute Guardino nicht. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die verklemmten Bürohengste im Heimatschutz diese Farce billigten. Das hier war das wirkliche Leben, kein Fernsehfilm. Und in diesem realen Leben waren hochrangige Exekutivbeamte auf dem Weg über die Politik an ihr Amt gekommen – Beamte, deren Zukunft ebenso wie ihr Budget vom Kongress abhing. Das Leben eines einzelnen Kindes aus Pittsburgh nahmen sie kaum wahr.
    Aber das musste sie nicht kümmern, ihr war in jedem Fall eine phantastische Story sicher. Trotzdem fragte sie sich, wie weit Guardino wohl gehen würde, um dieses Mädchen zu finden.
    Lass dich nie emotional in eine Sache hineinziehen – man sollte doch meinen, dass eine FBI -Agentin diese Grundregel begriffen hatte.
    »Egal, was passiert, du filmst immer weiter«, erklärte sie Felix. Er nickte und schwenkte seine Kamera, während er ihr ins Pflegeheim folgte. Die Flure waren leer, und die Heimbewohner, längst für die Nacht mit Medikamenten sediert, schliefen den Schlaf der Gerechten. Ein Pfleger begleitete sie zu Alicia Fletchers Zimmer.
    »Alicia, meine Liebe. Hier sind die Leute, von denen ich Ihnen erzählt habe. Die Leute, die mit Ihnen über Jimmy reden möchten, um seine Version der Geschichte zu hören.«
    Die Frau, die auf einem Plastikstuhl neben dem Bett saß, bewegte sich mit einem trockenen, kratzenden Geräusch, das Cindy an das Rascheln von Blättern im Herbst erinnerte. Ihr Haar bestand aus langen, weißen, spinnenseidenartigen Strähnen. Ihre fast durchscheinende Haut spannte sich zu dünn über ihr knochiges Gesicht, während sie auf ihren Händen und Unterschenkeln blass und schwammig wirkte. Aber es waren die Augen, die Cindys Aufmerksamkeit auf sich zogen. Obwohl sie ihre Sehfähigkeit längst eingebüßt hatten, stürzten sie sich auf Cindy wie ein Adler auf seine Beute.
    Milchig blaugraue Augen, die Pupillen kaum sichtbar – das waren Geisteraugen.
    Doch dann lächelte Alicia Fletcher, und als ihre Lippen sich in die Breite zogen, das Gebiss klickend an Ort und Stelle rutschte und sie gierig den Hals nach vorn reckte, revidierte Cindy ihre Einschätzung. Diese Augen gehörten nicht einem Geist, sondern einem Dämon.
    »Kriegst du das alles drauf?«, fragte sie leise und stupste Felix an, der das Zimmer mit weit aufgerissenen Augen und vor Ekel gespitztem Mund überflog. Während sie mit klackernden Absätzen auf dem Linoleumboden um das Bett ging, ließ Alicias Blick sie nicht los. »Mrs Fletcher? Ich bin Cindy Ames von WDDE - TV . Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit mir zu reden.«
    »Arbeiten Sie mit diesem Miststück zusammen, das hinter meinem Jungen her ist?«, fragte Alicia mit verblüffend weicher, ja geradezu melodischer Stimme. »Mit dieser FBI -Agentin, Guardino heißt sie. Italienerin. Die gehört wahrscheinlich nicht mal in dieses Land, hat sich hochgeschlafen, um den Job zu kriegen. Die Schlampe versucht doch tatsächlich, meinen Jimmy als Kriminellen abzustempeln.«
    »Ich kenne Agent Guardino«, räumte Cindy ein und setzte sich auf einen Plastikstuhl gegenüber von Alicia. »Sie wirkt sehr entschlossen und scheint fest davon überzeugt, dass Ihr Sohn sich der Entführung von Ashley Yeager und der Ermordung mehrerer anderer Frauen schuldig gemacht hat.«
    »Pfui«, stieß Alicia hervor und spuckte aus, knapp an Cindy vorbei. »Das Einzige, dessen Jimmy sich schuldig gemacht hat, ist, dass er seinem Herzen gefolgt ist. Er hat eben etwas übrig für Frauen, die Hilfe brauchen, genau wie sein Vater.«
    »Ihnen ist aber schon klar, dass Agent Guardino Sie verhaften lassen kann, wenn Sie sich weigern zu sagen, wo Jimmy sich aufhält?«
    Alicia streckte mit zittrigen Armen beide Handflächen hoch, als warte sie nur darauf, dass man ihr Handschellen anlegte. »Soll sie doch. Wenn sie ihr Gewissen mit dem Tod einer alten Frau belasten will, soll mir das auch recht sein. Ich habe nichts zu befürchten. Mein Junge hat nichts Schlechtes getan. Und diese Guardino sollte sich besser um

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