Schlangenblut (German Edition)
Nachtsichtfernglas, das er einem der Jungs von der Spezialeinheit abgeschwatzt hatte. Sein einziger Job bei diesem Einsatz bestand darin, für Cindys Sicherheit zu sorgen.
Seine Hand umklammerte den Griff seiner Glock. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Guardino ihn derart benutzt hatte.
Cindy begann, auf den Wald zuzulaufen. »Ashley!«
»Stehen bleiben! Cindy, bleib stehen. Bleib, wo du bist!« Aber sie hörte nicht auf ihn. Er verließ seine Position zwischen den Bäumen auf der Vorderseite des Spielfelds. So war er zwar ungeschützt, aber näher an Cindy.
Entsetzt sah er zu, wie Ashley Yeager Cindy anlächelte. Dann hob sie eine Waffe und schoss auf die Reporterin.
»Schüsse, jemand hat geschossen!« Stimmen kollidierten auf dem Kommandokanal. Bewaffnete Männer schwärmten aus. Cindy streckte Ashley eine Hand entgegen, als wollte sie um Hilfe bitten, und fiel dann mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.
Burroughs rannte so schnell, dass sein Atem das Geschnatter auf dem Kommandokanal übertönte. Ashley war wieder im Wald verschwunden. Er schlitterte über das Gras, kam neben Cindy zum Stehen und baute sich schützend zwischen ihr und Ashleys letzter Position auf.
Behutsam wälzte er die Reporterin auf den Rücken. Ihr Gesicht war blass, und sie hielt eine Hand an ihre Brust, wo auf ihrer Seidenbluse ein dunkler Fleck prangte.
»Cindy, alles in Ordnung?«, fragte er und riss ihre Bluse auf, um die schusssichere Weste zu untersuchen, die sie darunter trug. Keinerlei Anzeichen einer Verletzung.
»Dieses Mädchen hat versucht, mich umzubringen«, sagte sie schließlich, während ihre Lider sich flatternd öffneten. »Dieses Miststück.« Sie setzte sich auf und wischte sich Schlamm und Gras von ihrer Bluse. »Dafür wird sie mir büßen.«
»Was ist denn passiert?«, fragte Burroughs, der noch immer keine Schusswunden fand. Überhaupt keine Wunden.
»Bist du taub? Sie hat auf mich geschossen!« Sie gestikulierte ihm, ihr aufzuhelfen. »Ich bin gestolpert. Scheiße, sieh dir das an – der Absatz ist abgebrochen. Diese Schuhe haben mich zwölfhundert Dollar gekostet.«
Burroughs zog sie in den Stand. Er war sich nicht sicher, ob er über ihr Gebrabbel lachte oder nur froh war, dass sie noch lebte.
»Hey, das ist nicht zum Lachen. Das waren immerhin Manolo Blahniks.«
***
Lucy biss die Zähne so fest aufeinander, dass eine Schockwelle durch ihren Nacken lief. Sie streckte die Hände von sich, um nicht aggressiv zu wirken, als sie sich langsam zu Fletcher umdrehte.
Er trug eine FBI -Jacke und die dazugehörige Mütze. Und er hatte eine Glock 22, die Pistole, die FBI - und ICE -Agenten benutzten. Kaliber vierzig und in der Lage, in jeden Körper ein sehr großes Loch zu schießen. Vor allem aus kürzester Distanz.
»Hallo Jimmy«, sagte sie gedehnt in der vagen Hoffnung, dass jemand sie hörte, trotz des Stimmengewirrs auf dem Kommandokanal.
»Sie hätten meine Mutter in Ruhe lassen sollen, Lucy. Das war nicht sehr nett von Ihnen.«
»Ihre Mutter hat sich umgebracht. Ich hatte nichts damit zu tun.« Sie hielt immer noch ihr Fernglas in der Hand. Ein sehr schweres, trotzdem schien Fletcher es nicht als Bedrohung zu empfinden. Über ihren Ohrhörer drangen die Geräusche von Männern, die nach einem Krankenwagen riefen und den Wald nach Ashley absuchten.
»Sie hat mir alles erzählt, bevor sie starb«, erklärte Fletcher. »Sie hat mir gesagt, dass es Ihre Schuld war.«
»Dann habe ich sie wohl gezwungen, Medikamente von ihrer Nachbarin zu klauen und sie gerade rechtzeitig zu schlucken, damit sie vor laufender Kamera stirbt? Na klar, Jimmy, alles meine Schuld.«
»Sie haben sie dazu getrieben!«
»Ihre Mutter hat mich genauso ausgenutzt, wie sie Sie Ihr ganzes Leben lang ausgenutzt hat. Alicia hat Sie nie geliebt, Jimmy.«
»Sie wissen ja nicht, was Sie da sagen. Sie wissen gar nichts über die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Das zeigt doch schon die Art und Weise, wie Sie Ihr eigenes Kind im Stich lassen.«
Vor ihrem inneren Auge erschien eine Vision von Megan und Nick in tiefer Trauer. Sie blinzelte das Bild weg und konzentrierte sich stattdessen auf Fletcher und seine Waffe. »Sie war nicht einmal Ihre Mutter, Jimmy.«
»Halten Sie die Klappe!«
»Hat sie Ihnen je die Wahrheit über Ihren Vater erzählt?« Während sie sprach, sah Lucy eine Bewegung im Wald. Ashley. Aber statt aufs offene Spielfeld zu treten, schlich das Mädchen am Rand des Schattens entlang, hinter
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