Schlangenblut (German Edition)
Reaktion. »Sie lassen ja wohl nicht zu, dass Cindy sich allein mit ihm trifft?«
»Nicht wenn sie das nicht will.«
»Natürlich will sie das. Sie ist leidenschaftliche Reporterin und würde für eine so heiße Geschichte ihre Seele verkaufen.«
»Rein rechtlich gesehen kann ich sie nicht davon abhalten. Wenn sie auf dieses Spielfeld will, darf sie das. Wir leben immer noch in einem freien Land.«
In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit. »Sie haben mich gelinkt, Guardino. Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet.«
Er legte auf, bevor sie sich verteidigen konnte. Aber es gab ohnehin nichts zu verteidigen. Sie war drauf und dran zuzulassen, dass eine Zivilperson ihr Leben aufs Spiel setzte, nur weil sie selbst hoffte, auf die Weise das Leben eines Mädchens retten zu können.
Lucy drehte an ihrem Ehering. Er glitt so leicht von ihrem Finger, als hätte sie in den vergangenen beiden Tagen Gewicht verloren. Etwas hatte sie in jedem Fall verloren.
Aber es war die Sache wert. Es musste die Sache wert sein.
***
Jimmy beobachtete Lucy durch sein Fernglas. Er hatte vorsichtshalber die GPS -Codes gestohlen, mit denen alle FBI -Fahrzeuge aufgespürt werden konnten. Schließlich war es immer von Vorteil, zu wissen, wo die Gegner sich gerade aufhielten. Und Lucy war dauernd unterwegs.
Aber nicht mehr lange.
Er hatte genügend Einsatzberichte gelesen, um sich darüber im Klaren zu sein, dass sie ihre Leute im Umfeld der möglichen Fluchtwege positionieren würde – zu weit auseinander, um ihn am letzten Ort, an dem sie ihn suchen würden, zu entdecken.
In einem schwarzen Chevrolet Blazer mit Antennen, getönten Scheiben und gestohlenen FBI -Schildern war er ein Geist in ihrer Mitte, ein Dutzend Parkplätze von Lucy entfernt und halb im Schatten des SWAT -Team-Vans verborgen.
Er griff über Ashley hinweg und öffnete das Handschuhfach. Dann drückte er ihr einen kurzläufigen Revolver in die Hand. »Hast du schon mal geschossen?«
Schweigend hob sie die Waffe und zielte aus dem Fenster auf eine Mülltonne.
»Es ist ganz leicht. Einfach zielen, wie du es jetzt machst, und dann den Abzug ziehen. Aber sei vorsichtig. Im Lauf steckt schon eine Kugel.« Er nahm ihr den Revolver wieder ab. »Glaubst du, du kannst das? Auf jemanden schießen?«
Ihr Gesicht lag im Schatten, aber ihr Atem ging jetzt schneller und rauer. »Vixen kann das.«
»Bobby ist zu gefährlich für dich«, fuhr er fort, ohne sich anmerken zu lassen, wie unheimlich er es fand, dass sie von sich selbst in der dritten Person sprach. Als wäre sie nicht da. »Ich weiß, dass du das möchtest, nach allem, was er dir angetan hat. Aber keine Sorge, um den kümmere ich mich schon. Du brauchst ihn nur von mir abzulenken. Siehst du die Frau da drüben?«
Die Fernsehreporterin Cindy Ames stieg aus einem Wagen, und bei ihr war Burroughs, der Pittsburgher Detective. Sie schienen über irgendetwas zu streiten.
»Siehst du sie? Die Frau in dem roten Kostüm?«, fragte Jimmy, obwohl Ashleys Blick genau auf Cindy gerichtet war. »Du musst ihr auf den Sportplatz folgen, auf sie zielen und abdrücken. Ob du triffst oder nicht, spielt keine Rolle, es ist nur ein Ablenkungsmanöver, damit ich zu meinem eigentlichen Ziel komme. Kriegst du das hin?«
Ein langer Augenblick des Schweigens folgte, bevor sie nickte.
»Sag es.«
»Ja, ich krieg das hin.«
»Danach musst du so schnell wie möglich hierher zum Wagen zurückrennen. Sie werden hinter dir her sein, du musst also schnell laufen. Wenn sie dich erwischen, schicken sie dich zu deinen Eltern zurück, zu deinem alten Leben. Zu einem Leben, in dem Bobby dich kriegen kann, wann immer er will. Das willst du doch nicht, oder?«
Sie schlug die Arme um die Brust, als wollte sie böse Geister abwehren. »Nein.«
»Also gut.« Er gab ihr den Revolver. »Sei vorsichtig.«
Sie nickte, stieg aus und versteckte sich im Schatten, bevor sie zwischen den Bäumen verschwand. Jimmy spitzte den Mund. Er hoffte, sie nicht zu verlieren, aber wie immer hatte Alicia recht – Ashley musste sich erst einmal beweisen. Erst wenn sie diese Prüfung bestand, wusste er endgültig, dass sie ihm gehörte und seiner Liebe würdig war.
Sobald er mit Lucy fertig war, würde er sich für den Rest seines Lebens nur noch um sie kümmern.
***
Lucy hatte getan, was sie konnte. Die Leute von der Pittsburgher Spezialeinheit überwachten die Straßen um das Wäldchen, Ames spielte mit – wenn auch enttäuscht darüber, ihren Kameramann nicht
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