Schlangenblut (German Edition)
ging’s schon mal besser«, gestand Lucy. »Und wie geht’s dir?«
»Na ja –« Megan warf Lucy einen Blick zu, der anzudeuten schien, dass sie möglicherweise ein ernsthaftes Problem hatte. »Vielleicht erzählt dir das besser Dad.«
Nick glitt vom Bett und umrundete es, um Lucy zu begrüßen. Sie spürte das Gewicht seines Blickes, während er mit der Bestandsaufnahme beschäftigt war. Er sagte nichts, brauchte nichts zu sagen, er schlang lediglich einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.
»Haben die Ärzte was gefunden?«, fragte Lucy.
»Nicht direkt«, erwiderte Nick. »Aber es sieht fast so aus, als wären sie endlich auf der richtigen Spur.« Zu Lucys Verblüffung zog er eine Augenbraue hoch und warf Megan seinen strengsten Blick zu. »Komm schon, sag du es ihr.«
»Äh …« Megan senkte das Kinn und blickte auf, wobei sie schamlos mit den Wimpern klimperte. »Ich habe sozusagen auch jemanden gerettet. Genau wie du, Mom. Ich fürchte nur, ich hätte es euch schon früher sagen sollen.«
Lucy runzelte die Stirn und blickte vom einen zum anderen. Beide schienen sich keine allzu großen Sorgen zu machen. Sie schüttelte den Kopf. Sie war einfach nicht in der Stimmung und viel zu müde, um noch Rätselraten zu spielen. »Ich habe einen ganz üblen Tag hinter mir, Megan. Erzähl es mir einfach, und über die Konsequenzen reden wir dann ein andermal.«
»Also gut. Weißt du noch, wie du gesagt hast, dass ich vielleicht eine Katze bekommen könnte? Ich habe sozusagen schon eine.« Megan setzte sich auf und quasselte los, als sei ein Damm gebrochen. »Er ist echt süß, orange und total flauschig, und er ist ein Waisenkind, also musste ihn doch jemand retten. Er lebt unter der hinteren Veranda. Ich habe ihn gefüttert und mich um ihn gekümmert, und jetzt kommt er, wenn ich ihn rufe, so als ob er seinen Namen verstehen würde.«
»Megan –«, begann Lucy, aber dann kniff Nick ihr in die Taille, und sie hielt den Mund, um ihrer Tochter die Chance zu geben, sich zu beruhigen.
»Ich hab ihn gefüttert und ihm frisches Wasser gegeben und dafür gesorgt, dass er es warm genug hatte, und jetzt nimmt er allmählich zu, und er ist sooo süß und freundlich, und ich war ganz allein für ihn verantwortlich.« Megan strahlte Lucy an. »Du hast doch gesagt, ich könnte ein Haustier haben, wenn ich beweise, dass ich Verantwortung übernehmen kann. Das habe ich dann eben getan.«
»Der entscheidende Punkt ist«, warf Nick ein, bevor Lucys Blutdruck in gefährliche Höhen schnellen konnte, während sie der verqueren Logik ihrer Tochter zu folgen versuchte, obwohl sie sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, »dass Megan mit einem Kätzchen gespielt hat. Die Ärzte meinen, ihr Fieber und ihre geschwollenen Lymphknoten und all das könnte von Bartonella kommen.«
»Wer ist das denn?«
»Mom.« Megan verdrehte die Augen. »Du bist echt witzig. Bartonella ist kein Wer, sondern ein Was. Dr. Scott sagt, das sind winzige Bakterien, die in mein Blut gelangt sind und mich krank gemacht haben.«
»Katzenkratzkrankheit«, übersetzte Nick.
Lucy spürte, wie sie zu schwanken begann, und lehnte sich an Nicks herrlich stabilen Körper. »Katzenkratzkrankheit – das kann eine ernste Sache sein.«
»Im Prinzip ja, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird«, räumte Nick ein. »Aber die Ärzte meinen, wenn die Untersuchungsergebnisse ihren Verdacht bestätigen, muss Megan nur ein paar Tage lang Antibiotika nehmen. Sicherheitshalber haben sie schon mal damit angefangen.«
Lucy betrachtete die neuen Beutel mit Flüssigkeit am Infusionsständer. »Dann ist also alles in Ordnung?«
»Ja, falls es wirklich die Katzenkratzkrankheit ist.« Nick schob seine Finger zwischen ihre und drückte fest. Lucy erwiderte seinen Druck und schaute ihm in die Augen, um sicherzugehen, dass er nichts vor ihr verbarg. Nein, er sagte eindeutig die Wahrheit.
»Und was wird jetzt aus der Katze?«
»Boots«, erklärte Megan. »Er heißt Boots.«
»Müssen wir sie –« Sie brachte es nicht über sich, es zu sagen – nicht während Megan sie so anschaute. »Ist sie ansteckend?«
Nick schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, kein Problem. Der Arzt meinte nur, wir sollten ihn mal zum Tierarzt bringen, um ihn impfen zu lassen, und ihm eine Arznei gegen Flöhe geben.«
»Dann darf ich ihn also behalten? Dad hat gemeint, das musst du entscheiden, aber das sagt er immer, wenn er eigentlich dafür ist, aber denkt, dass du wahrscheinlich dagegen
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