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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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bist, aber du bist doch nicht dagegen, nicht nachdem ich getan habe, was du gesagt hast, und bewiesen habe, dass ich Verantwortung übernehmen kann, und ihn gerettet habe, so wie du Kinder rettest und –«
    Lucy tat des Einzige, was sie tun konnte, um Megans Wortschwall zu unterbrechen. Sie nahm ihr gar nicht mehr so kleines Mädchen in die Arme und quetschte ihr den Sauerstoff aus den Lungen. Nick schloss sich ihr an und bildete mit den beiden ein lautes, quiekendes Gewirr von Armen und Beinen auf dem Krankenbett, das erst hochschreckte, als der Blutsauerstoffalarm wieder losging.
    Als sie sich endlich voneinander lösten, waren Megans Wangen ganz rot vom Kichern, während Nick zufrieden lächelte und Lucy kaum auszuatmen wagte aus Angst davor, den magischen Augenblick zu zerstören.
    ***
    Der Duft von Chili-Makkaroni, Pommes frites und Apfelkuchen stieg Jimmy in die Nase, als er sich mit knurrendem Magen an den Tisch der Krankenhaus-Cafeteria setzte. Das Paar am Nebentisch blickte nicht einmal auf, so sehr war es in seinen Streit vertieft. Jimmy hörte ihnen ungeniert zu, denn dafür war er schließlich hier.
    »Warum willst du nicht wenigstens mal hochgehen, um deine Tochter zu sehen?«, fragte die Frau. Sie war sehr mager und wirkte gereizt.
    Jimmy aß als Erstes den Kuchen. Man weiß nie, wie lange man noch zu leben hat, also fängt man am besten immer mit den guten Sachen an, pflegte Alicia zu sagen. Und der Kuchen war gut, für Krankenhauskost allemal.
    Gerald Yeager stocherte derweil mit seiner Gabel in den Resten seines eigenen Kuchens herum. »Du hast doch gehört, was die Ärzte gesagt haben. Sie steht unter Schock, ist traumatisiert. Wir sollten sie jetzt nicht drängen.«
    »Feigling. Du willst nur nicht sehen, wozu du sie getrieben hast!«, kreischte Melissa, dass Jimmy sich die Nackenhaare sträubten. »Du hättest sie sehen sollen, sie sieht schrecklich aus. Und was sie mir alles an den Kopf geworfen hat. Sie möchte lieber bei diesem … diesem Perversen bleiben, als nach Hause zu kommen.«
    Jimmy verbarg sein Lächeln hinter einem Schluck Milch. Er leckte seinen Milchbart weg und unterdrückte den Drang, die beiden einfach zu erschießen, damit sie Ashley kein Leid mehr zufügen konnten. Ein so gutes Kind hatte solche Eltern einfach nicht verdient.
    Wie gut, dass sie jetzt ihn hatte.
    Er war mit seinen Fritten – sie waren nicht so gut wie im Tastee Treet – und den Chili-Makkaroni erst halb fertig, als Melissa aufstand.
    »Wo willst du hin?«, fragte Gerald.
    »Wieder hoch zu Ashley. Vielleicht hat sie sich inzwischen beruhigt.«
    Gerald stieß einen Seufzer aus, der von seiner langen Leidenszeit mit ihr kündete. »Melissa, die haben ihr Beruhigungsmittel gegeben und schicken sie morgen in die Psychiatrie, die werden nicht zulassen, dass du sie noch mehr verstörst.«
    »Verstören? Ich bin schließlich ihre Mutter.« Damit drehte sie sich um und stolzierte davon. Gerald blickte ihr nicht einmal nach, sondern wandte sich nur kopfschüttelnd wieder seinem Essen zu.
    Jimmy stand auf und folgte Melissa zum Aufzug. Sie stieg im dritten Stock aus, während er bis nach ganz oben fuhr. Dritter Stock, interessant – da lag auch Lucys Tochter.
    Der Aufzug hielt oben an und fuhr dann wieder nach unten. Diesmal drückte Jimmy die Drei.
    Er stieg aus und blickte in beide Flure, die von den Aufzügen abzweigten. Vor keinem der Zimmer stand ein Wachmann. Die Schwester im Stationszimmer blickte auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich möchte zu Ashley Yeager«, erklärte Jimmy und hielt ihr seinen Dienstausweis so kurz hin, dass sie ihn unmöglich lesen konnte.
    Doch sie warf nicht mal einen Blick auf den Ausweis. »Tut mir leid, Sir, eine Patientin mit diesem Namen haben wir hier nicht. Vielleicht sollten Sie mal unten beim Sicherheitsdienst nachfragen?«
    »Danke, das werde ich tun.« Jimmy trat in den Aufzug, bevor die Schwester ihm Fragen stellen oder Hilfe rufen konnte. Lucy hatte den Angestellten offenbar bereits Anweisungen erteilt, die verhindern sollten, dass Reporter über Ashley herfielen.
    Er pfiff lautlos vor sich hin, als die Stockwerke an ihm vorbeizogen. Ihr Pech, wenn sie vergessen hatte, dass er bereits wusste, wo er ein ganz besonderes kleines Mädchen finden konnte.
    Jetzt brauchte er nur noch ein paar Sachen aus seinem Schließfach zu holen und ein paar Anrufe zu tätigen, und schon hatte er alles, was er benötigte, um Ashley wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehörte.
    Zu sich.

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