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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Endlich in Sicherheit.

KAPITEL 40
Montag, 1.32 Uhr
     
    Megan war eingeschlafen, glücklich darüber, dass sie Boots behalten durfte. In seliger Selbstvergessenheit lag sie quer über ihr Krankenbett ausgebreitet. Nick hatte die Schwestern dazu überredet, ihm Verbandszeug zu bringen, und wechselte nun in Megans Badezimmer Lucys Verbände.
    Er war nicht gerade begeistert, als er das Werk des Chirurgen sah, und noch weniger, als Burroughs anrief. Sie bat ihn, Ashleys Bewachung in deren Zimmer zwei Türen weiter zu übernehmen. Sie vertraute ihm weitaus mehr als jedem vom Sicherheitspersonal des Krankenhauses und wusste, dass er sie holen würde, sobald Ashley aufwachte und für eine Befragung bereit schien.
    Dass Ashley nur zwei Türen weiter lag, hatte Nick auch nicht gerade glücklich gemacht. Er brachte dafür erst Verständnis auf, als sie ihm von der Scheune und den Umständen von Ashleys Gefangenschaft erzählte.
    »Klingt nach einer klassischen Gehirnwäsche«, sagte er, während sie sich über das Waschbecken beugte und er eine antibiotische Salbe auf der Naht über ihrer Operationswunde verteilte.
    »Du behauptest doch immer, dass es so etwas wie Gehirnwäsche gar nicht gibt.«
    »Ich sage nur, dass man sich auf Informationen, die man durch Folter erhalten hat, nicht verlassen kann. Aber die Vietnamesen und die Russen haben ein paar sehr effektive, wissenschaftlich aufgebaute Vorgehensweisen entwickelt, die sich als reproduzierbar erwiesen.«
    Sie riss den Kopf hoch. »Du meinst, Wissenschaftler haben sich damit befasst?«
    »Ja, schon vor Jahrzehnten. Unter den passenden Umständen kann man einen Menschen dazu bringen, fast alles zu vergessen oder zu glauben oder zu tun – jedenfalls dann, wenn die betreffende Person sowieso schon dazu neigt, es zu vergessen, zu glauben oder zu tun.«
    »Dann hat also Fletcher Ashley gezwungen, ihre schlimmsten Ängste zu durchleben, und so dafür gesorgt, dass sie jede Orientierung verliert? Um sie dann davon zu überzeugen, dass nur er die Macht hat, sie zu retten?« Sie runzelte die Stirn, als sie an die Scheune dachte und daran, welche Spuren die läppischen zehn Minuten in diesem Gebäude bei ihr hinterlassen hatten. »Aber Ashley ist doch ein kluges Mädchen, sie müsste das doch eigentlich durchschauen, oder?«
    Nick zuckte hinter ihr die Schultern, als er Verbandsmull auf ihre Wunde legte. »Nicht wenn sie die Wahrheit gar nicht sehen will. Du hast doch gesagt, dass sie dieses Spiel, Shadow World, sehr mochte und dass sie Bilder gezeichnet hat von einem Mädchen in Not und einem Helden, der sie rettet …«
    »Davon träumen alle Mädchen, das wird uns doch schon mit jedem Märchen eingebleut, das man uns erzählt.«
    »Ashley hat ihr wirkliches Leben als so schlimm empfunden, dass sie bereit war, jeden sich bietenden Ausweg zu nehmen. Mich würde es auch nicht überraschen, wenn sie schon mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt hätte.« Er half ihr wieder in ihre Bluse und drehte sie zu sich um. »Sie war bereits vorgeschädigt, lange bevor Fletcher sie in die Finger bekam, deshalb wäre es kein Wunder, wenn sie sich nie vollständig von dieser Geschichte erholt.«
    Lucy zog die Nase kraus. »Willst du mir schon wieder erklären, dass ich nicht die ganze Welt retten kann? Was ist eigentlich aus dem attraktiven jungen Idealisten geworden, in den ich mich mal verliebt habe?«
    »Der ist noch da, aber jetzt hat er eine Frau und ein Kind, die seine Welt sind. Und ihre Sicherheit ist für ihn das Wichtigste.« Er beugte sich zu ihr herab, um sie zu küssen, ließ die Hände zu ihrer Taille hinabgleiten und zog sie an sich. »Tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Ich habe dich einfach gebraucht und wollte, dass du bleibst.«
    »Ich konnte nicht. Ich –« Lucy linste durch den Spalt in der Tür zu der schlafenden Megan mit all den Krankenhausutensilien um sie herum. »Ich konnte einfach nicht bleiben.«
    »Wegen deinem Vater und dem, was in deiner Kindheit passiert ist?«
    »Nein. Weil ich in einer Welt voller Möglichkeiten lebe. Ich muss einfach jeden Stein umdrehen, mir jede Möglichkeit vorstellen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit im Einzelfall noch so gering sein mag. Und auch dann, wenn die jeweilige Möglichkeit noch so schrecklich sein mag. Und jetzt muss ich mich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass das Schlimmste, was Eltern sich vorstellen können, dem Kind dieser Leute zugestoßen ist. Wenn ich hier sitze und die Tür auch nur einen Spalt weit

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