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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Angst, dass ihre Tochter tot sein könnte, und jetzt war Ashley wohlbehalten wieder da. Es ging ihr ganz offensichtlich gut – abgesehen davon, dass sie noch immer darauf bestand, Melissa als Rabenmutter hinzustellen.
    »Ashley, ich weiß doch, dass du wach bist. Mach endlich die Augen auf und sieh mich an. Und zwar sofort.« Melissas Stimme klang stahlhart. Sie war fest entschlossen, sich diese Unverschämtheit nicht länger bieten zu lassen – nicht nach allem, was Ashley sich erlaubt hatte. »Ist dir eigentlich klar, was du mir angetan hast? Einfach so wegzulaufen? Ich habe mir wahnsinnige Sorgen gemacht.«
    Der ernste Kinderarzt legte ihr eine Hand auf den Arm. »Bitte, Mrs Yeager. Wir sollten uns besser draußen unterhalten und Ashley ihre Ruhe gönnen.«
    »Sie brauchen mir gar nicht so herablassend zu kommen, junger Mann. Ich weiß, was für meine Tochter das Beste ist. Nämlich mit mir nach Hause zu fahren.«
    »Wir müssen –«
    »Sie müssen schleunigst alles arrangieren, damit ich meine Tochter mit nach Hause nehmen kann. Sie hat schon genug gelitten, ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass sie hier in den Händen von Fremden bleibt.«
    »Nein«, schrie Ashley wie ein Raubtier, das drauf und dran ist, sein Opfer in Stücke zu reißen.
    Erschrocken blickte Melissa auf ihre Tochter hinab. Ashley hatte die Augen so weit aufgerissen, dass sie aussah wie eine Wahnsinnige.
    »Ashley, meine Liebe, du kommst jetzt sofort mit mir nach Hause.«
    »Nein.«
    »Darüber diskutieren wir nicht, junge Dame –«
    »Ich bring dich um.«
    Die Worte trafen Melissa wie ein Schlag ins Gesicht. »Was hast du da gesagt? So lasse ich nicht mit mir reden –«
    »Ich bring dich um! Ich bring dich um!« Ashley saß aufrecht im Bett und warf ihre Decken zur Seite. Die Adern und Muskeln an ihrem Hals quollen hervor wie bei einer wild gewordenen Bestie. Sie fletschte die Zähne, als wäre sie auf Blut aus.
    Melissa trat zurück. »Vielleicht bleibt sie besser doch noch eine Nacht hier …«
    »Du bist nicht meine Mutter. Ich habe keine Mutter, keinen Vater«, fuhr Ashley fort, mit einer Stimme, die Melissa schützend die Arme um sich schlingen ließ. Eine Stimme, die kaum hörbar war, aber geradezu vibrierte vor Entschlossenheit. »Wenn du mich noch einmal anrührst, bist du tot. Bin ich tot. Sind alle tot. Alle tot. Tot, tot, tot …«
    Ashley brach zusammen und fiel mit weit aufgerissenen Augen aus dem Bett. Geistesgegenwärtig fing der Arzt ihren plötzlich erschlafften Körper auf, legte sie sanft wieder ins Bett und deckte sie zu. Ashley schien das alles gar nicht mitzubekommen, sie wirkte wie in Trance.
    »Ist so etwas schon einmal vorgekommen?«, fragte der Kinderarzt, als er Melissa in den Flur hinausführte. »Ich meine, hat sie schon früher einmal unter Wahnvorstellungen oder Katatonie gelitten?«
    Melissa nickte. »In jungen Jahren hatte sie Phasen, in denen sie wie geistesabwesend vor sich hin starrte, richtige Tagträumereien. Die Ärzte haben sie untersucht, aber nichts gefunden, Ashley wäre eben ein sensibles Kind und hätte ihre eigenen Mechanismen entwickelt, um allzu starke Reize abzublocken. Sie war immer schon etwas neurotisch.«
    Sie blickte an ihm vorbei zu Ashley, die direkt ins Licht der Deckenlampe starrte, ohne zu zwinkern, während ihr Speichel aus dem Mundwinkel lief.
    »Ich fürchte, hier handelt es sich um mehr als nur Tagträumereien«, sagte der Arzt und schloss die Tür hinter Ashley – oder dem Mädchen, das einmal Ashley gewesen war.
    Melissa spürte, wie etwas in ihr zerbrach. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, konnte damit aber ihre Tränen nicht aufhalten. Sie weinte sonst nie, sie hasste es, zu weinen, Weinen bedeutete Schwäche und Versagen.
    »Das ist alles meine Schuld«, flüsterte sie. »Alles meine Schuld.«
    ***
    »Du hast es geschafft«, sagte Megan, machte einen Freudensprung und weckte damit Nick, der neben ihr im Krankenbett lag.
    Lucy warf ihre Handtasche unter einen Stuhl und umarmte ihre Tochter so fest, als wollte sie sie erdrücken, woraufhin der verdammte Monitor des Pulsoximeters wieder einmal Alarm auslöste.
    Sie ignorierte das hektische Gepiepe, vergrub ihr Gesicht in Megans Haare, küsste sie und hielt sie weiter fest in den Armen. Sie brauchte dringend ihre Nähe.
    »Mom, Mom, ich krieg keine Luft mehr«, protestierte Megan schließlich, und Lucy musste sie widerwillig loslassen. »Geht es dir gut, Mom? Du siehst aus, als hättest du geweint.«
    »Mir

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