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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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denen aber keine Pornobilder schicken, das würde man Ihnen als Provozieren einer strafbaren Handlung auslegen.« Ganz zu schweigen davon, dass es ungesetzlich wäre.
    »Nein, wir haben eine Website mit Kinder-Schauspielern eingerichtet. Die Kinder sind also fiktiv und außerdem vollständig bekleidet. Beißt jemand an, der wissen will, wann das Kind verfügbar ist, überprüfen wir die Leute und geben uns dann als Elternteil aus, der Rest ist meistens ganz einfach.«
    »Dann glauben also dieser Typ« – er deutete mit dem Kopf auf das Handy in ihrer Tasche – »und seine Kumpels, dass Sie ihnen einfach Ihre Tochter überlassen? Wie blöd sind die eigentlich?«
    »Die sind nicht blöd. Die schalten nur ihr Gehirn ab. Sie wollen mir einfach glauben, wenn ich ihnen die Erfüllung eines Traumes anbiete. Natürlich zwinge ich sie, etwas dafür zu tun.«
    »Ja, das habe ich bemerkt. Und was ist ihr wahr gewordener Traum?«
    »Ein vierjähriges Mädchen, gekleidet für die Sonntagsschule.« Sie schüttelte den Kopf. »Hey, wir haben dafür jetzt keine Zeit. Zumal diese Idioten mich morgen noch genug Zeit kosten werden.«
    Sie stiegen aus dem Wagen und gingen auf das einstöckige Schulgebäude aus gelben Klinkern zu. Das Footballteam war auf dem Übungsplatz zugange, ebenso die Cheerleader. Auf dem Parkplatz übte die Marschkapelle, deren blechern klingende Version von Ghostbusters sich mit den Pfiffen der Trainer vermischte. Ein typisches Septemberwochenende im Westen Pennsylvanias.
    »Ob die Gateway Gators dieses Jahr wohl eine Chance haben?«, verblüffte sie ihn mit ihrer Frage, als sie die Schule betraten.
    »Wenn sie Latrobe schlagen können. Die Jungs waren in der letzten Saison verdammt gut.«
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Die Wildcats.«
    »Sie reden, als wären Sie von hier.«
    »Ich bin in Latrobe aufgewachsen. Meine Mutter hat in der Rolling-Rock-Brauerei gearbeitet, bevor die Biermarke an Anheuser-Busch verkauft und die Brauerei nach New Jersey verlegt wurde.«
    »Und Ihr Vater?«
    »Der ist schon gestorben, als ich noch ein Kind war.« Sie stieß die Tür zum Büro des Schuldirektors auf.
    »Dann ist Ihr Umzug gewissermaßen eine Heimkehr? Mädchen vom Ort macht große Karriere, in dem Stil?«
    Ein kurzes Stirnrunzeln verfinsterte ihr Gesicht. »Ja, das mit dem FBI hören die Leute gern. Aber nicht unbedingt, was sonst noch alles zu dem Job gehört.«
    Die Klimaanlage ließ sie frösteln. Verdammt, er war begeistert, wie gut ihr dieses Top stand. Sie musste mindestens Ende dreißig sein, aber mit den langen Haaren und dem glatten, faltenlosen Gesicht sah sie zehn Jahre jünger aus.
    Guardino beugte sich über den Schreibtisch der Sekretärin. »Hallo? Ist hier jemand?«
    Aus einem der Büros kam ein genervt wirkender Schwarzer mit Drahtgestellbrille. »Tut mir leid, wir haben hier gerade ein ziemliches Problem –« Er verstummte, als er Guardinos Dienstausweis sah. »Oh. Alles klar. Ich habe gerade mit unserem Anwalt telefoniert, und er meinte, ich soll Ihnen ruhig Ashleys Schließfach und ihre Sachen zeigen. Hier entlang bitte.«
    Burroughs ließ Guardino den Vortritt. Ihr Anblick von hinten war eine nette Abwechslung und ließ ihn einen Augenblick lang vergessen, wo er war. Er hasste Schulen – all diese angehenden Soziopathen, die Cliquen und die Hierarchie, die einem Kind keine andere Wahl ließ, als die Schublade zu akzeptieren, in die seine Altersgenossen es steckten.
    Der stellvertretende Schulleiter plapperte weiter davon, wie sehr die polizeilichen Ermittlungen den Schulbetrieb gestört hätten, und nahm auf den sechs Metern Weg zu Ashleys Schließfach gleich dreimal die Brille ab, um sie zu putzen.
    »So, da wären wir.« Er fummelte mit dem Generalschlüssel herum. Guardino trieb ihn nicht zur Eile an und nahm ihm nicht den Schlüssel ab, wie Burroughs es am liebsten getan hätte. Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, den Mann ein wenig auszuhorchen.
    Nicht dass der Typ ihnen etwas Wichtiges zu sagen gehabt hätte, aber Burroughs fand es faszinierend zu sehen, wie sie in wenigen Sekunden alles, was er zu bieten hatte, aus ihm herausholte. Sie schien eine besondere Begabung zu haben, den Schwachpunkt ihres Gegenübers auszumachen und ihn zur Informationsbeschaffung auszunutzen – eine wichtige Begabung in ihrem Job.
    Endlich öffnete sich die Tür des Schließfachs. Der stellvertretende Schulleiter schreckte zurück, als wollte er gleich davonlaufen, aber Guardino hielt ihn

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