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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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hatten. Sie vermisste ihre Auseinandersetzungen, die ebenso leidenschaftlich und stürmisch waren wie der Sex, der immer darauf folgte.
    Sie seufzte erneut. »Entschuldigen Sie, ich führe normalerweise bei der Arbeit keine Privatgespräche.«
    »Sie brauchen das nicht zu erklären. Ist doch schön zu hören, wenn ein Mann und seine Frau miteinander reden, statt sich anzuschreien. Alles in Ordnung mit Ihrer Kleinen?«
    »Der Arzt tippt auf Pfeiffer’sches Drüsenfieber.«
    »Oh. Üble Sache. Das hatte ich als Kind auch mal. War ziemlich beschissen.«
    »Drücken wir die Daumen, dass es nur eine Streptokokkeninfektion oder ein Virus ist.«
    »Ihr Mann ist Arzt?«
    »Psychologe. Spezialgebiet posttraumatische Belastungsstörungen und Angstzustände. Als wir noch in Virginia lebten, hat er Soldaten behandelt, die aus dem Irak zurückgekehrt waren, und ihre Angehörigen.«
    »Ganz schön hart. Sie beide gehen wohl nie den einfachen Weg, was?«
    Das brachte sie zum Lachen. »Wahrscheinlich leiden wir beide unter zwanghaftem Ehrgeiz.«
    »Dann passen Sie ja zusammen. Im Gegensatz zu den beiden eben. Was ist bloß los mit denen? Ich glaube, der Typ hat die ganze Zeit über, die ich mit ihm geredet habe, nicht ein einziges Mal geblinzelt. Der Kerl hat Augen wie ein toter Fisch.«
    »Vielleicht kriegt man die, wenn man den ganzen Tag lang Schlangen und andere Reptilien studiert. Er ist eben keine warmblütigen Lebewesen gewohnt.«
    »Wahrscheinlich hat er deswegen diese Frau geheiratet. Die verströmt auch nicht gerade wohlige Wärme, oder?«
    »Vielleicht ist sie einfach nur in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen. Das sind sie wohl beide – womit kein Raum für Ashley blieb.«
    »Armes Kind. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich hoffe fast schon, dass sie weggelaufen ist, vielleicht mit einem Freund, der sie wirklich mag.«
    »Blöd daran ist nur, dass so etwas meistens auf einen Pädophilen hinausläuft, der junge Mädchen verführt. Sie wissen doch so gut wie ich, dass die meisten dieser Jungs ganz genau wissen, wie sie ein junges Mädchen manipulieren können, damit die sich einbilden, von ihnen würden sie genau die Liebe und die Aufmerksamkeit kriegen, die sie brauchen.«
    Burroughs’ Miene nahm einen neutralen Ausdruck an, aber seine Hände schlossen sich fester ums Lenkrad. »Ja. Genau das, was jedes Kind braucht und will. Bis die Perverslinge versuchen, sie zu mehr zu überreden.« Er warf ihr einen schneidenden Blick zu. »Wie hält man es nur aus, Tag für Tag mit solchen Drecksäcken zu tun zu haben, wenn man sieht, was Sie sehen, und weiß, was Sie wissen?«
    »Einer muss es ja tun.«
    »Besser Sie als ich.«
    Lucy zuckte mit den Schultern und starrte aus dem Fenster. Sie hatte noch nicht wirklich eine Strategie entwickelt, um das »auszuhalten« – außer dass sie Nick und Megan so weit wie möglich aus ihrem Berufsleben heraushielt. Und allmählich beschlich sie das ungute Gefühl, dass diese Abschottung zu Abnutzungserscheinungen führte – oder nur allzu gut funktionierte. Mitunter fühlte sie sich durch ihre Arbeit so sehr von Nick und Megan abgekoppelt, dass sie Mühe hatte, wieder zu den beiden zurückzukehren.
    So kam sie sich in ihrer Familie manchmal wie eine Fremde vor. Womit sie und Ashley wahrscheinlich etwas gemeinsam hatten.
    Sie hielten vor einem kleinen Einkaufszentrum direkt gegenüber von Gateway High. »Eine Kassiererin bei Stop N Go meint, gestern Nachmittag ein Mädchen gesehen zu haben, auf das Ashleys Beschreibung passt.«
    Lucy stieg aus und blickte sich um. Eine Bushaltestelle, ein Chiropraktiker, das Stop N Go und ein Nagelstudio. »Hoffen wir, dass sie mehr gesehen hat. Wir brauchen endlich eine Spur von ihr, und zwar bald.«
    ***
    Jetzt kommt der schwierigste Teil, sagte sich Jimmy, und drehte seinen Stuhl, damit der kleine Computermonitor ihn nicht so blendete. Noch ein Tag – Minimum achtundvierzig Stunden, so behaupteten alle Fachleute. Diesmal musste er es richtig machen, durfte es nicht vermasseln.
    Nicht noch einmal. Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht, um die Bilder zu verdrängen. Die süße, echt süße Connie mit ihrem herzförmigen Gesicht und der fröhlichen Stimme. Und Vera – mein Gott, war das schrecklich gewesen –, wer hätte auch ahnen können, dass ein so winziges Ding derartige Kräfte entwickeln würde?
    Genug. Die beiden waren Vergangenheit. Seine Zukunft hieß Ashley.
    Er musste alles im Griff behalten, konsequent seinen Plan

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