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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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überlassen?«
    Sie fragte sich, ob dem Sheriff wohl klar war, wie sehr die vielen Überstunden, die mit der durchgehenden Besetzung der Einsatzzentrale verbunden waren sowie mit der Tatsache, dass ständig Beamte im Haus der Mutter bleiben mussten, sein Budget belasteten. Doch das war offiziell nicht ihr Problem, sie war lediglich dafür da, die lokale Polizei zu beraten und möglichst gut aussehen zu lassen.
    »Bleiben Sie noch ein Weilchen. Ich versuche es noch mal mit dem Vater und komme dann zurück. Rufen Sie mich an, wenn sich was Neues ergibt.« Sie beendete das Gespräch und trat in den Aufzug. Es drückte ihr die Ohren zu, als sie in den vierzehnten Stock hinauffuhren.
    »Praktischer Wohnort für den Vater«, erklärte Burroughs. »Der Zoo ist so nah, dass er zu Fuß zur Arbeit gehen kann.«
    »Wie kann man nur sein ganzes Leben Schlangen und Echsen widmen?«
    Er zog eine Braue hoch, und seine Mundwinkel zuckten, als wollte er sie erneut auf ihre eigene Berufswahl hinweisen. Doch die Tür öffnete sich, bevor er etwas sagen konnte.
    Gerald Yeager schien alles andere als erfreut, sie zu sehen. In der Tür stehend, versperrte er ihnen den Blick in sein privates Reich und ließ sie im Flur stehen. »Haben Sie Ashley gefunden?«
    »Noch nicht, Mr Yeager.« Lucy stand Yeager genau gegenüber, während Burroughs von der Seite aus zusehen konnte. Zusehen und ihren Hintern betrachten. Irgendwie war Yeager ihr verdächtig, aber sie konnte selbst nicht genau sagen, warum. Noch nicht.
    »Warum sind Sie dann hier? Sie sollten besser nach ihr suchen.«
    Ihr fiel auf, dass er Ashleys Namen vermied. Brachte er ihn nicht über die Lippen? »Wir müssen mit Ihnen reden. Dürfen wir reinkommen?«
    »Geht es um den Lügendetektortest? Ich habe es Ihren Leuten doch schon erklärt. Ich bin ihr Vater, ich liebe sie, das muss ich ja wohl nicht erst beweisen.« Seine klanglose Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
    Doch sein Körper verriet ihn. Die Schweißperlen auf der Oberlippe, der zu Boden gesenkte Blick, eine Verlagerung seines Gewichts, als er vor Lucy zurückwich.
    Sie beschloss, das Risiko einzugehen. »Genau genommen bin ich wegen der Kamera hier. Wegen Ihrer Kamera, die ich in Ashleys Zimmer gefunden habe.«
    Volltreffer. Seine Verwandlung vom entrüsteten Vater zum verängstigten Lügner nahm nur Sekundenbruchteile in Anspruch. Als habe er bereits auf den Augenblick gewartet, in dem ihm seine Lügen um die Ohren fliegen würden. Mit hängenden Schultern entfernte sich Yeager von ihnen. Die Tür ließ er offen.
    Lucy folgte ihm und hinter ihr Burroughs. Der Detective hatte seine Hand noch immer in der Nähe seiner Dienstwaffe, aber sie ging nicht davon aus, dass er sie brauchen würde. Gefährlich wurde es normalerweise, wenn man anfing, das sorgsam geknüpfte Lügennetz zu zerreißen – und nicht erst dann, wenn der Lügner seine Niederlage bereits eingestanden hatte.
    »Das mit den Bildern tut mir leid«, erklärte Yeager und ließ sich in einen schwarzen Fernsehsessel sinken. Der ganze Raum war in Schwarz und Chrom gehalten – wie Melissa Yeagers Küche. Offenbar war ihre gesamte Ehe bar jeder Farbe gewesen. »Aber die haben nichts mit Ashley zu tun – oder jedenfalls nicht so, wie Sie vielleicht denken.«
    Lucy warf Burroughs einen kurzen Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Sie setzte sich so auf das Ledersofa, dass ihre Knie nur wenige Zentimeter von denen Yeagers entfernt waren. »Ich schlage vor, Sie erzählen von Anfang an.«
    »Es war keines von den Wochenenden, an denen sie bei mir sein sollte. Ich meine, ich habe doch wohl das Recht auf ein eigenes Leben, oder?«
    »Das Wochenende, an dem Ashley weggelaufen und hierhergekommen ist? Was hat sie herausgefunden, Mr Yeager? Etwas, das ihr Angst machte?«
    Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und vergrub das Gesicht in den Händen, so dass seine Worte nur dumpf hervorkamen. »Ja. Dann wurde sie wütend und hat gesagt, ich würde sie nicht lieben, hätte sie nie geliebt.«
    Als er nicht aufblickte, wusste Lucy, dass Ashley wohl recht gehabt hatte. Sie beugte sich ebenfalls vor, die Ellbogen auf den Knien. Ihre Stimme war tief und vertraulich, als wollte sie ihm suggerieren, dass sie Geheimnisse für sich behalten könne. »Was hat Ashley gesehen, Mr Yeager?«
    Er stieß die Luft aus. Dann blickte er auf, ohne ihr in die Augen zu sehen. Stattdessen schaute er an ihr vorbei aus dem Fenster, als suche er nach einem Ausweg. »Einen

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